Weihnachtliche Handwerkskunst Die Engel aus Grünhainichen
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15. Dezember 2021, 15:43 Uhr
Elf kleine Punkte auf grünen Flügeln - der Liebhaber erkennt sie gleich, die kleinen Engel nach den Entwürfen der Grete Wendt. Vor knapp 100 Jahren wurden sie erstmals in Grünhainichen gedrechselt.
Neben dem einfachen Engel begann 1923 die Fertigung von Engeln als Musikanten, die die Firma "Wendt & Kühn" berühmt machte. Der Betrieb wurde 1946 teilenteignet, Grete Wendt konnte dies aber 1954 durch Rückkauf rückgängig machen, indem sie sich als "Kunstschaffende" anerkennen ließ. Ihr Betrieb und die Qualität der Engel waren wichtig für die Wirtschaft, immerhin gingen rund 90 Prozent der Ware in den Export. Gerade die kleinen musizierenden Figuren wurden zum begehrten Sammlerobjekt. Ganze Kapellen auf Wolken fanden ihren Weg in amerikanische Wohnzimmer. Trotz des Erfolges musste sich am Ende auch die Wendtsche Engelproduktion dem sozialistischen Verstaatlichungswahn unterwerfen.
Vom VEB zurück zum Familienbetrieb
Der letzten Welle der "Vergesellschaftung" von Produktionsmitteln 1972 fiel die Firma "Wendt & Kühn" zum Opfer. Von nun an hieß sie "VEB Werkkunst Hans Wendt" nach dem damaligen Chef des Familienbetriebes. Er wurde von der Belegschaft zum Betriebsdirektor gewählt, so gehörte ihm die Firma zwar nicht mehr, aber er durfte sie wenigstens leiten und weiter auf die hohe Qualität der kleinen Engel achten.
Gleich 1990 bemühte sich Hans Wendt, der noch immer Betriebsleiter war, mit Erfolg um die Reprivatisierung des enteigneten Familienbetriebes. Trotz der asiatischen Billigkonkurrenz blieben die Engel mit den grünen Flügeln und den elf weißen Punkten begehrt. 2002 übernahm sein Sohn Tobias die Firma. Nach den Entwürfen der Großmutter brachte er immer neue Produkte auf den Markt, denn viele der Ideen und Skizzen von Grete Wendt sind bislang noch nicht umgesetzt worden.