Skispringen in Klingenthal Die Geschichte der Vogtland Arena
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15. November 2021, 17:15 Uhr
Skispringen in Klingenthal hat eine lange Tradition. Die berühmte Aschbergschanze ist zwar Geschichte, dafür steht ganz in der Nähe eine der modernsten Schanzen der Welt.
Skispringen im Vogtland, das verbinden viele mit der bekanntesten Sprungschanze der Region – der Aschbergschanze in Klingenthal. Die sächsische Kleinstadt war lange Zeit eines von drei Zentren des Skisprung-Sportes in der DDR. Auf der "Asch", wie die Schanze von Einheimischen und Sportlern liebevoll genannte wird, flogen unter anderem so berühmte Skispringer wie Harry Glaß, Helmut Recknagel oder Jens Weißflog auf Rekordweiten.
Am 1. Februar 1959 fand das erste Skispringen auf dem Klingenthaler Bakken statt. Damals wollten über 70.000 Zuschauer die "Helden der Lüfte" sehen. Es folgten mehrere DDR-Meisterschaften und auch ein internationaler Weltcup. Die Idee zu einer Großschanze in Klingenthal gab es schon lange Zeit vor dem ersten Sprung. Erst kürzlich wurde im Stadtarchiv eine historische Zeichnung von 1932 entdeckt. Sie zeigen Pläne zum Bau einer Schanze. Sie sollte 1936 als Olympiaschanze dienen. Doch der Bau erfolgte nie.
Von der "Asch" zur Sprunganlage auf Weltniveau
Den glanzvollen Zeiten der "Asch" folgte der jähe Absturz, denn 1990 wurde das Springen eingestellt. Die Schanze war sanierungsbedürftig, und weil keine Geld dafür da war, veranlasste der Freistaat Sachsen die Sprengung der Schanze. Zuvor waren Rettungsversuche von Sportlern und Sportbegeisterten gescheitert.
Nach Jahren der Abstinenz lockt seit 2005 nun die so genannte Vogtland Arena die internationale Skisprung-Elite nach Klingenthal. Es ist eine der modernsten Sprunganlagen der Welt. Bereits 2003 hatte der aufwendige Bau begonnen, bei dem ausschließlich ostdeutsche Firmen beteiligt waren. Zunächst entstand ein künstlicher Aufsprunghang, der aus Beton gegossen wurde. Dazu kam der 30 Meter hohe Sprungturm. Die Stahlkonstruktion bildet die Stütze des Anlaufes.
Fräse sorgt für optimale Spur
Ob eine Schanze gute Sprünge erlaubt, darüber entscheidet aber vor allem die Anlaufspur. Sie darf nicht uneben sein, denn sonst haben die Springer eine zu geringe Absprunggeschwindigkeit und einen suboptimalen Absprungwinkel. Früher wurde die Spur in mühevoller Kleinarbeit mit Handspateln vor jedem Springen geebnet. Heute übernimmt das in Klingenthal eine spezielle Fräse. An einem Wagen befestigt, der über Seile die Schanze hochgezogen wird, hobelt die Fräse das Eis gleichförmig aus der Rinne. Nachgelagert glätten zwei Bürsten die Spur.
Parabelform für mehr Sicherheit
Drei Zentimeter muss die Anlaufspur tief sein, damit die Ski eine ideale Führung haben. Das verlangen internationale Richtlinien. Mit der Fräsmaschine ist das kein Problem. Eine Innovation ist auch der Schanzenradius, der wesentlich länger gestreckt ist als bei herkömmlichen Schanzen. So werden die Springer kurz vor dem Absprung nicht zu sehr in die Spur gedrückt und können höher abspringen.
Doch auch in der Luft erweist sich die Klingenthaler Schanze als Weltneuheit. Der Sprunghang hat die Form einer Flugparabel. Das verringert die Unfallgefahr, denn der Abstand zwischen Hang und Springer ist dank der Parabelform nie größer als drei Meter. Bei anderen Schanzen kann er bis zu acht Metern betragen. Die neue Schanze in Klingenthal erlaubt also große Weiten, ohne dass dabei die Weitenjäger in Gefahr geraten.
Dieser Artikel erschien erstmals 2011.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Der Osten - Entdecke wo du lebst | 26. September 2023 | 21:00 Uhr