Kreidezeichnung zum Podcast "Diagnose: Unangepasst - Der Albtraum Tripperburg"
Marie Ronninger: "Obwohl mein mit Kohle gezeichnetes Porträt keine echte Person darstellt, hat es ein bisschen von jeder dieser starken Frauen in sich." Bildrechte: Marie Ronninger

Podcast Diagnose: Unangepasst Making Of: Wie das Keyvisual für den Podcast "Diagnose: Unangepasst" entstanden ist.

18. Juli 2024, 11:45 Uhr

Im digitalen Zeitalter ist ein Keyvisual, die zentrale Grafik, für den Wiedererkennungswert eines Podcasts unerlässlich - so auch beim ARD Podcast "Diagnose: Unangepasst - Der Albtraum Tripperburg". Über den Weg zum Keyvisual und ihre Inspiration berichten die Illustratorin und Burg-Absolventin Marie Ronniger und Designer Jan Wurtmann.

Für das Keyvisual des Podcasts Diagnose: "Unangepasst – Der Albtraum Tripperburg" haben die Leipziger Illustratorin und Burg-Absolventin Marie Ronniger und der Leipziger Designer Jan Wurtmann intensiv zusammengearbeitet. Die Illustration der Frau hat Marie Ronniger geschaffen, während Jan Wurtmann den Schriftzug entwickelt hat.

Was ist eigentlich ein Keyvisual und wieso ist es bei der heutigen Podcast-Produktion so zentral?

Marie Ronninger
Marie Ronniger Bildrechte: Marie Ronninger

Marie Ronniger: Ein Keyvisual ist ein zentrales grafisches Element, das die visuelle Identität eines Projekts oder Produkts prägt. Es sorgt für Wiedererkennung und hilft, die Botschaft visuell zu kommunizieren. Bei Podcasts, die hauptsächlich auf Audio basieren, ist das visuelle Element besonders wichtig, um potenzielle Hörerinnen und Hörer anzusprechen und neugierig zu machen.

Welche Gedanken stecken hinter der Gestaltung des Schriftzugs und der Farbigkeit, Jan Wurtmann?

Jan Wurtmann
Jan Wurtmann Bildrechte: Jan Wurtmann

Jan Wurtmann: Mir ist es wichtig, dass Designs im Auge der Betrachtenden schnell eine Verbindung zum Thema hervorrufen – bewusst oder unterbewusst. Bei der Sichtung des vom Recherche-Team gesammelten Materials fielen mir immer wieder Briefe und medizinische Dokumente mit geschwärzten Textpassagen ins Auge. Deswegen die Balken in der Typografie.

Für das gesamte typografische Design war schnell klar: Das Wort "Unangepasst" soll eine tragende Rolle spielen. Also entschloss ich mich bei dem finalen Entwurf Worte gezielt zu zerteilen und die Lücken mit Balken zu füllen. Dieses Konzept zieht sich durch das komplette typografische Design und findet sich auch etwa in den Episodentiteln.

Das farbliche Konzept wirkt im ersten Moment vielleicht modern, orientiert sich aber an Displays alter Mikrofilm Scannern als Hommage an die Recherche-Arbeit, die in das Projekt geflossen ist.  

Jan Wurtmann

Marie Ronniger, wie hast du dir die Illustration des Keyvisuals, die intensiv blickende Frau, künstlerisch erarbeitet?

Marie Ronniger: Gemeinsam mit Jan Wurtmann habe ich lange überlegt, wie wir das komplexe und schwierige Thema visuell umsetzen können. Wir wollten ein Gesicht darstellen, das sowohl Stärke als auch Verletzlichkeit zeigt. Inspiriert haben mich viele Fotos von Frauen aus der DDR, darunter auch Bilder der Protagonistinnen des Podcasts. Obwohl mein mit Kohle gezeichnetes Porträt keine echte Person darstellt, hat es ein bisschen von jeder dieser starken Frauen in sich.

Wie sind die Reaktionen auf deine Illustration?

Marie Ronniger: Die Reaktionen waren durchweg positiv. Besonders bedeutend war für mich das Lob meiner Mutter Heike Ronniger. Sie erzählte mir, dass man früher oft sagte, man könne eine "Ostfrau" an ihrem Gesichtsausdruck erkennen - stark, trotzig und zugleich zerbrechlich. Diese Rückmeldung hat mir viel bedeutet, weil sie zeigt, dass ich das Wesen und die Emotionen, die der Podcast vermittelt, gut eingefangen habe. Ich hoffe, dass die Illustration und der Podcast viele Menschen erreichen und dazu beitragen, das Bewusstsein für diese oft übersehene Geschichte zu schärfen.

Podcast thematisiert systematische Unterdrückung von Frauen

Der sechsteilige Podcast "Diagnose: Unangepasst" thematisiert Machtsysteme, die Frauen systematisch unterdrücken. Die düstere Geschichte der geschlossenen venerologischen Stationen in der DDR wird aufgearbeitet, wo scheinbar "unangepasste" Mädchen und junge Frauen eingesperrt und misshandelt wurden, um sie nach sozialistischem Vorbild zu erziehen. Die Journalistin Charlotte Witt begibt sich mit drei betroffenen Frauen auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit, um diese Machtsysteme zu beleuchten und nach Antworten zu suchen. Warum wissen bis heute so wenige, was auf diesen Stationen passiert ist? Warum hat niemand eingegriffen? Wie gehen die Frauen mit dem Erlebten um und welche Auswirkungen hat das auf junge Menschen heute?

Dieses Thema im Programm: ARD Audio | Podcast "Diagnose: Unangepasst" | 30. April 2024 | 06:00 Uhr