Familiengeschichte von Florian Havemann "Havemann"
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04. Januar 2016, 18:05 Uhr
Unter dem Titel "Havemann" schrieb Florian Havemann, Sohn von Robert Havemann, ein mehr als 1.000 Seiten umfassendes, von ihm selbst "Tatsachenroman" genanntes Buch über seine Familie. Es ist ein Familienroman der besonderen Art. Beim Erscheinen 2007 gab es starke Kritik von der Presse und auch von seinen eigenen Geschwistern.
Florian Havemann ist der Sohn des Chemikers, undogmatischen Marxisten und DDR-Regimekritikers Robert Havemann. Geboren wurde Florian Havemann am 12. Januar 1952 in Berlin. Sein Onkel ist Hermann Henselmann, der Architekt berühmter DDR-Bauten wie des Leipziger Uni-Riesen, des "Haus des Lehrers" in Berlin-Mitte oder des "Jentowers" in Jena.
Florian Havemann protestierte 16-jährig gegen die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings. Daraufhin wurde er 1968 verhaftet, zunächst drei Monate in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit Berlin-Hohenschönhausen festgehalten und dann zum Haftantritt in das Jugendgefängnis Luckau überstellt. Nach einer Intervention von Walter Ulbricht wurde Havemann nach vier Monaten entlassen. 1971 floh er 19-jährig in den Westen, wofür er von Wolf Biermann in dessen Lied "Enfant perdu" öffentlich kritisiert wurde.
Abwechslungsreiches Leben
Florian Havemann arbeitete im Westen in verschiedenen Bereichen, so im Supermarkt oder als Elektriker. Er studierte dann das Fach Bühnenbild bei Achim Freyer an der Hochschule der Künste in Westberlin. Danach arbeitete er am Theater, machte Ausstellungen als Maler, gründete eine Laien-Theatergruppe und komponiert. Theaterstücke aus seiner Feder sind "Speer" (über den Hitler-Architekten Albert Speer) sowie "Rosa" (über Rosa Luxemburg).
1999 wurde Florian Havemann Laienrichter am Verfassungsgericht des Landes Brandenburg, vorgeschlagen von der PDS und bei einer Amtszeit von zehn Jahren. 2002 übernahm er die Kandidatur der PDS für den Bundestag auf der sächsischen Landesliste. Von Oktober 2005 bis Oktober 2011 war er zusammen mit Daniel Küchenmeister und Helge Meves Herausgeber der im Internet erscheinenden "Zeitschrift für unfertige Gedanken".
Ich habe das Gefühl, dass viele Leute die Wirklichkeit nur noch wattiert ertragen. Sie halten andere Ansichten nicht aus, ertragen Widersprüche nicht mehr - geistige Schwäche greift um sich. Ganz schnell wird geklagt. Aber sie werden dieses Buch nicht totkriegen. Es ist da, und es wird leben - allen Kleingeistern zum Trotz.