Unsere Revolution Drei Tage Democheck – das Fazit
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05. Januar 2016, 09:30 Uhr
Drei Tage Anfang Oktober, drei verschiedene Demos in Leipzig und mittendrin unser Democheck-Team. Wofür gehen die Leipziger heutzutage auf die Straße und wie viel '89 steckt noch in den Demos? Unser Fazit.
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Die Grundlage
Heutzutage darf in Deutschland jeder auf die Straße gehen und demonstrieren. Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht sind im Grundgesetz verankert. Demonstrationen sind ein Instrument der Öffentlichkeit und stärkt die Demokratie. Allein in Berlin fanden im Jahr 2013 rund 4.200 Demonstrationen statt.
In der DDR war das anders. Freie Demonstrationen waren kaum möglich. Doch unter dem Dach der Evangelischen Kirche organisierten sich Friedensgruppen. Die Bürger forderten unter anderem Reise- und Meinungsfreiheit. Im Herbst 1989 gingen immer mehr Menschen auf die Straßen. Oft hatten sie dabei Angst, dass auf die Demonstranten etwa geschossen wird oder sie verhaftet werden.
Die gecheckten Demos
Vor der Arbeitsagentur in Leipzig im Oktober 2014: Erwerbslose demonstrierten gegen die in ihren Augen schlechte Betreuung durch das Jobcenter. Es haben sich knapp 30 Menschen eingefunden. Die Ängste der Menschen sind heute andere wie Demo-Teilnehmerin Kathrin Rösler erzählt:
Wir haben Existenzangst. Es kann doch immer irgendwo sein, dass man von den Mitarbeitern des Jobcenters irgendwie drangsaliert wird. Da ist es schon verständlich, dass die Leute Angst haben, sich offen am Protest zu beteiligen.
Der Protest vor der Arbeitsagentur verlief ruhig. Die Organisatoren haben Schmalzstullen geschmiert, die sie an die Teilnehmer verteilten.
Die Friedensdemo am nächsten Tag auf dem Augustusplatz war wesentlich lauter. Rund 150 Menschen ziehen durch die Leipziger Innenstadt und rufen laut: "Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit" und "Wir sind das Volk". Viele Demonstranten beziehen sich ganz klar auf 1989. Ihre Forderungen sind vielfältig: Freie Medien, Ausstieg Deutschlands aus der Nato und kein Krieg mit Russland.
Greenpeace demonstrierte auf Fahrrädern und mit Stoffeisbären für Klimaschutz und den Schutz der Arktis. Greenpeace-Aktivistin Johanna Rode findet es wichtig, dass Demonstrationen auffallen:
Verglichen mit früher denke ich schon, dass es schwieriger ist die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen, da ich finde, dass die Leute in unserer heutigen Zeit sich viel mehr mit sich selbst beschäftigen als mit dem Drumherum. Und deswegen finde ich es gerade so wichtig, dass man sich bei Demos was Neues überlegt.
Unser Democheck-Fazit
- Damit viele Menschen auf die Straße gehen, muss die persönliche Pein besonders groß sein. Das war 1989 so und das ist heute nicht anders.
- Gleichzeitig muss der Protest kreativ sein, um überhaupt aufzufallen.
- Und wer auf eine Demo geht, muss mutig sein. Und sei es nur der Mut zu einer Sache öffentlich zu stehen und sich mit einer Gruppe zu zeigen, sich zu dieser bekennen. 1989 hatten die Demonstranten Angst vor der Stasi. Heutzutage sind ihre Ängste vielleicht kleiner, aber nicht weniger elementar geworden.