Verkündigungssendung Das Wort zum Tag bei MDR SACHSEN | 11 .- 17.03.2024

Täglich hören Sie das Wort zum Tag. Montags bis freitags gegen 5:45 Uhr und 8:50 Uhr, am Sonnabend gegen 8:50 Uhr, sonntags 7:45 Uhr. Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche Christoph Pötzsch, am Sonntag Christoph Till.

Sonnabend, 16.03.2024: Sind Sie alternativ?

Ich weiß, diese Frage hat eine ideologische Unterfütterung. Das Wort "alternativ" ist besetzt. Früher hatten wir die jungen Wilden damit gemeint: die 68er. Die Männer mit Wuschelköpfen und Strickzeug, die Frauen mit kurzen Haaren und den entsetzlichen Latzhosen, alle angetreten, ganz anders zu sein als die Norm und damit die Welt zu retten. Der heutige Wertewandel hat aber auch das Bild vom Alternativsein verändert. Wer ist heute anders als die Norm? Na, zum Beispiel ich. Ich bin ein alter weißer Mann. Ich esse gern Fleisch. Ich fahre einen Benziner und bin verheiratet, und das sogar mit einer Frau. Stehe ich damit vielleicht außerhalb der Norm? Bin ich damit ein Alternativer? Weiß nicht so recht. Aber ich gebe zu: So schlecht lebt es sich damit nicht.

Wo kommt aber das Wort "alternativ" her? "Anders zu sein" reicht für eine gute Übersetzung aus dem Lateinischen nicht. "Alter natus" heißt wörtlich "anders geboren". Das ist schon mehr als nur anders zu sein. Geboren wird man eigentlich nur einmal. Kann man überhaupt ein zweites Mal - und damit anders - geboren werden?

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gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Sa 16.03.2024 08:50Uhr 02:14 min

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Im Sprachgebrauch haben wir diesen schönen Satz: Ich fühle mich wie neugeboren. Ein tolles Gefühl. Man hat vielleicht eine schwierige Situation bewältigt, ein Gespräch, vor dem man sich gefürchtet hat, ging gut aus. Oder der Arzt beruhigt: Alles in Ordnung, es war falscher Alarm. Da fühlt man sich wie neugeboren. Für den Christenmenschen ist neu geboren zu werden eigentlich ganz leicht. Die Taufe lässt einen Menschen neu in die Welt kommen. Nach der Taufe ist man ein anderer.

Wir stehen kurz vor Ostern. Und in der Osternacht erneuern wir das Taufversprechen. Wenn wir in die letzten Tage dieser Fastenzeit noch einmal alles, was uns belastet, zusammenfassen und in die Osternacht mitnehmen, Gott übergeben und unser Taufversprechen erneuern, kann es auch einen ganz neuen Anfang  geben.

Freitag, 15.03.2024: Im Märzen der Bauer...

(gesungen)

Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt.
Er pfleget und pflanzet all’ Bäume und Land.
Er ackert, er egget, er pflüget und sät,
und regt seine Hände gar früh und noch spät.

Christoph Pötzsch 2 min
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gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Fr 15.03.2024 05:45Uhr 02:23 min

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Tut mir leid für diesen gewöhnungsbedürftigen Gesang. Aber damit haben Sie das Schlimmste für heute schon hinter sich. Mir fiel dieses Lied nämlich wieder so richtig vor die Füße, als vor kurzem die Bauernproteste aufflammten.

Als Stadtmensch kriegt man die Arbeit der Bauern ja nicht so mit. Da kommt die Milch eben aus dem Supermarkt und die Wurst von der Fleischtheke. Gut, dass man mal wieder erinnert wurde, wie es wirklich ist.

Als Kind war es für mich die höchste Freude, in den Schulferien aufs Land zu meinen beiden Omas zu fahren. Freiheit, Felder, Wälder. Weiter Horizont. Meine Eltern hätten mich auch mit Ostsee oder Balaton nicht locken können, und das war zu DDR-Zeiten das höchste Regal. Nein, ich wollte aufs Dorf.

Früh geweckt werden vom Krähen des Hahnes, frische Wurst vom Schlachtfest. Durch die Felder streifen. Aber bei aller Romantik hab ich eben auch schon als Kind gemerkt, was die Bauern leisten. Da gibt es kein Ruhen am Sonntag. Nein, die Tiere wollen gefüttert werden, denen ist der Wochentag egal.

Und von wegen im August gepflegt Urlaub machen? Nix da, da geht’s aufs Feld zur Ernte. Achtstundentag mit Feierabendblick auf die Uhr? Fällt aus. Eigentlich müsste der Stadtmensch bei jedem Lebensmitteleinkauf das Loblied auf die Bauern singen.

Aber das Lied, das ich eingangs sang, ist für mich unvollständig. Eine Strophe müsste noch hinzugedichtet werden.

Nämlich: Bei allem Fleiß der Bauern, der nicht genug zu würdigen ist, bleibt ein Rest, den auch der fleißigste Landmann nicht in der Hand hat. Dass aus einem Samenkorn eine Pflanze wird, ist nicht menschengemacht.

Das kommt aus Gottes Hand. Dass die Pflanze dann gepflegt wird und gut wächst, dafür steht dann wieder der Bauer mit seiner Arbeit. Also danken wir jetzt im Märzen dem fleißigen Bauern. Aber danken wir auch dem lieben Gott dafür, dass er alles wachsen lässt.

Donnerstag, 14.03.2024: Gott - zweimal klingeln

Bis vor ein paar Jahren befand sich am Eingang D der Dresdner Katholischen Hofkirche eine Türklingel. Und irgendwann hatte jemand auf das Klingelschild "Gott" geschrieben. Natürlich ein Spaßvogel. Ob es mal den einen oder anderen gereizt hat, auf den Klingelknopf zu drücken? Wer hätte dann geöffnet? Der liebe Gott? Oder wohl doch eher der Küster?

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gesprochen von Christoph Pötzsch

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Do 14.03.2024 05:45Uhr 02:23 min

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Die Frage, die dahintersteht, ist so alt wie die Welt. Wo ist Gott? Diese Frage begleitet viele, natürlich zuerst die Christen. Man sucht ihn. Man sucht Gottes Nähe und muss doch damit leben, dass er nicht so recht fassbar ist.

Manchmal beneide ich die Recken des Alten Testaments, Abraham oder Mose, zu denen er nicht nur gesprochen hat. Denen hatte er sich sogar gezeigt. Aber wir, das heutige Fußvolk, sind nicht so privilegiert. Uns bleibt allein der Glaube. Ist aber auch nicht so schlecht.

Wo ist Gott? Seit die Aufklärung im 18. Jahrhundert mit dem Kampf gegen die Kirche begonnen hatte, wird diese Frage auch zunehmend polemisch gestellt. Wo ist Gott, wenn es schwer wird? Wo ist Gott beim Leiden Unschuldiger im Krieg? Wo war Gott in Auschwitz? Fragen, die berechtigt sind.

Nur decken diese Fragen zu, dass man Gott oftmals nur dann in Verantwortung und Haftung nimmt, wenn es eigentlich um menschliches Fehlverhalten geht. Wenn dagegen alles gelingt, wenn man glücklich ist, wenn man eine schwere Prüfung gemeistert oder die Liebe seines Lebens kennengelernt hat, wird in der Regel nicht gefragt, wo Gott war.

Wo ist Gott? Wir müssen uns damit abfinden, auf der Suche zu bleiben. Unsere Suche heißt Glaube.

Aber nicht nur. Es gibt auch ein Stück Gewissheit. Gottes Sohn hat unter uns gelebt. Jesus hat in seiner irdischen Lebenszeit alles mit den Menschen geteilt. Und als seine irdische Lebensbahn vorbei war, war damit eben nicht alles vorbei. Das war das große Zeichen. Auf Karfreitag kam Ostersonntag. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Gott hat das letzte Wort. Wenn wir bei ihm klingeln, öffnet er.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christoph Pötzsch

Christoph Pötzsch

1955 in Dresden geboren | Jurastudium in Halle | seit 1991 im Dienst des Bistums Dresden-Meißen als Justitiar und Ordinariatsrat

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.