Mittwoch, 20.03.2024: Das Klavier

Glaube braucht Glaubensorte. Ein solcher Glaubensort ist für mich manchmal das Klavier. Ich bin kein guter Klavierspieler. Ganz und gar nicht. Es reicht gerade so, um mit der einen Hand die Melodie zu spielen, und mit der anderen Hand die Akkorde. Dass ich eher schlecht als recht spiele, macht mir das Klavierspielen aber nicht leidig.

Fabian Brüder im Porträt 2 min
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gesprochen von Pfarrer Fabian Brüder

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Mi 20.03.2024 05:45Uhr 02:29 min

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Im Gegenteil: Es macht mir Spaß, mich mit meinem einjährigen Kind gemeinsam ans Klavier zu setzen und Kinderlieder zu singen: "Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann", "Auf der Mauer, auf der Lauer" oder auch "Häschen in der Grube". Mein Kind improvisiert, während ich so spiele und singe, frei auf den Tasten herum.

Besonders gerne setze ich mich mit ihm abends ans Klavier, kurz vorm Schlafengehen. Wir singen Abendlieder - natürlich auch: "Der Mond ist aufgegangen". Schon ich bin als Kind mit diesem Lied groß geworden. Jetzt singe ich meinem Kind diese Lieder vorm Schlafengehen vor.

In der Bibel ist davon die Rede, dass Glaube etwas ist, was wir von Generation zu Generation weitergeben. Es geht dabei nicht darum, die Dinge 1:1 weiterzugeben. Glaube verändert sich. Entwickelt sich weiter. Von Generation zu Generation stellt sich deshalb die Frage: Was will ich weitergeben?

Wenn ich am Klavier sitze, dann merke ich, dass es manche Lieder, manche Liedstrophen gibt, die ich meinem Kind gerne mitgeben möchte fürs Leben: "Seht ihr den Mond dort stehen, er ist nur halb zu sehen und ist doch rund und schön. So sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehen."

Die Welt ist mehr als das, was wir schon zu wissen glauben. Das will ich meinem Kind gerne mitgeben. Neben dieser und anderer Strophen, möchte ich ihm aber vor allem mitgeben, wie schön es sein kann, sich manchmal einfach nur hinzusetzen und zu singen - ganz egal wie gut und schlecht man singt.

Vielleicht wird das Singen am Klavier für ihn eines Tages auch eine Kraftquelle. Ein Zufluchtsort. Oder auch: Ein Glaubensort. Für mich ist das Klavier einer von vielen Orten für meinen Glauben, ein ganz alltäglicher Glaubensort.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

Guido Erbrich | Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim MDR

geboren 1964 | Ausbildung zum Tontechniker | Arbeit beim Sender Leipzig | Studium der Theologie und Philosophie in Erfurt, Prag und New Orleans | Seit 1996 Referent im Bistum Dresden-Meißen | Leiter des "Roncalli Hauses" Heim-Volkshochschule und die Erwachsenenbildungsstätte des Bistum Magdeburg | Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk

Fabian Brüder im Porträt
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Kurzvita Fabian Brüder

Fabian Brüder

Geboren am 02.07.1989 in Hannover | 2008 Abitur | 2008-2009 Diakonisches Jahr im Ausland im Rahmen eines Europäischen Freiwilligendienstes in Estland | 2009-2016 Studium der Evangelischen Theologie in Leipzig, Tartu und Berlin | 2016-2019 Vikariat in München | 2019-2020 Probedienst in Lübeck | seit 2020 Pfarrer in der Evangelisch-reformierten Gemeinde zu Dresden

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.