Mittwoch, 19.04.2023: Ehrenamt
Ich lernte sie bei einer Geburtstagsfeier im Seniorenheim kennen. Die Frau war deutlich jünger als die feiernden Bewohner. Sie saß etwas abseits und beobachtete alle am Tisch mit einem feinen Lächeln. Sie war aufmerksam und schenkte nach, wenn jemand keinen Kaffee mehr in seiner Tasse hatte oder fragte, ob jemand Kuchen wünschte.
Im Gespräch mit ihr erfuhr ich, dass sie freiwillige Mitarbeiterin im Seniorenheim ist. Seit einigen Jahren geht sie dreimal die Woche für einige Stunden dorthin, um sich mit den alten Menschen zu beschäftigen.
Sie liest vor, spielt Brettspiele, geht mit Bewohnern spazieren oder hört einfach nur zu. Die angestellten Pflegekräfte sind froh über die Unterstützung, denn sie haben häufig so viel zu tun, dass für diese Dinge keine Zeit mehr bleibt.
Die Frau erzählte mir von sich. Seit vielen Jahren lebt sie allein. Die Kinder sind schon lange aus dem Haus und haben Familien an anderen Orten. Von ihrem Mann hat sie sich lange getrennt. Ihren alten Beruf gab es nicht mehr und trotz vieler Umschulungen fand sie keine neue Arbeitsstelle.
"Ich muss doch etwas tun!", erzählte sie mir aufgewühlt. "Ich kann nicht den ganzen Tag zu Hause hocken und die Wand anstarren. Im Radio hörte ich dann, dass Leute für die Betreuung von Senioren gesucht wurden. Also rief ich bei der Freiwilligenagentur an - und hier bin ich."
Mich beeindruckt diese Frau. Sich nicht aufzugeben, sondern seinem Leben mit einer Aufgabe einen Sinn geben. Ich finde Menschen, die sich ehrenamtlich so engagieren und für andere einsetzen, beeindruckend. Sie werden für andere zum hilfreichen Engel. An ihnen kann man sehen, was Jesus auf den Punkt brachte: "Was ihr einem meiner geringsten Brüder oder Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan."