Donnerstag, 20.04.2023: Gute Freunde

Ich sitze mit zwei älteren Herren zusammen. "Weißt du noch, wie du damals dem Schulz den nassen Schwamm auf den Sitz gelegt hast? Oh, war der wütend." "Ja. Und weil er nicht herausbekam, wer das war, mussten wir alle nachsitzen."

Die beiden Männer prusten vor Lachen. Jeder von ihnen hat noch die eine oder andere Anekdote zum Besten zu geben. Sie schwelgen in Erinnerungen an gemeinsam erlebte Zeiten. Beide interessieren sich für das Gleiche. Früher spielten sie gern Fußball. Heute schauen sie gemeinsam Fußball im Fernsehen.

Auch seit beide eine eigene Familie bekamen, vergessen sie ihre Freundschaft nicht, sondern treffen sich regelmäßig. Wenn einer Hilfe braucht, ist der andere zur Stelle. An den beiden älteren Herren erkenne ich, was zu einer guten Freundschaft gehört: Eine Freundschaft ist eine persönliche Beziehung, in der man miteinander vertraut ist. Eine Freundschaft ist verbindlich und beständig. Freunde können sich auch mal die Meinung sagen, ohne sich gegenseitig zu verletzen. Weil sie wissen: In dieser Freundschaft bin ich so akzeptiert, wie ich bin.

Die Bibel ist Gottes Einladung zur Freundschaft mit ihm. Jesus vergleicht Gott mit einem sehr guten Freund, zu den man bei jeder Tages- und Nachtzeit kommen kann. Man kann ihn bitten und wird nicht abgewiesen.

Es braucht bei Gott keine schönen Worte und Floskeln. Bei ihm muss ich nicht zuerst lange überlegen, wie ich etwas ausdrücke, sondern darf mit allem, was mich bedrückt, zu ihm kommen. Er versteht mich.

Selbst wenn es mir schwerfällt, über persönliches Versagen und Schuld zu reden, ein echter Freund hört schon an der Stimme, wie es mir geht. Er spürt, in welcher Verfassung ich bin. Auch wenn ich Hemmungen habe, über Schweres zu sprechen. So haben Sorge und Leid vor Gott ebenso Platz wie Freude und Erfolg. Ein Freund darf um alles wissen. Nichts ist ihm fremd. Er kennt mich und mein Leben. Die beiden Herren mit ihrer langen und treuen Freundschaft mir gegenüber wissen, wovon ich rede.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Sven Tiesler
Bildrechte: Stephan Ringeis

Kurzbiografie Pastor Sven Tiesler

Pastor Sven Tiesler

in Berlin geboren und aufgewachsen | Ausbildung zum Sanitärinstallateur | Studium der Theologie | seit 1998 Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche | Stationen des Dienstweges waren Bebra, Eisenach und Cottbus | Weiterbildungen in systemischer Therapie und Beratung und systemischer Aufstellungen | seit 2009 Supervisor und Tutor in der praktischen Ausbildung von Pastorinnen und Pastoren | wohnhaft in Aue im Erzgebirge

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.