Dienstag, 07.02.2023: Erdbeben in Europa

Einem großen gelben Mond bin ich gestern Abend auf dem Nachhauseweg entgegengefahren. Er stand so tief am Horizont als leuchtete er mir heim. Das Leben meint es gut mit mir.

Wie ist die Welt so stille und in der Dämm‘rung Hülle so traulich und so hold. Als eine stille Kammer, wo ihr des Tages Jammer verschlafen und vergessen sollt. Es könnte so friedlich sein. Der Mond ist aufgegangen.

Aber die Nachrichten des Tages gestern hatten neue Katastrophen im Gepäck. Der Krieg in Europa wird vom Erdbeben in Europa in den Hintergrund gedrängt. Ein Leid lässt sich mit dem anderen nicht vergleichen. Jedes hat sein eigenes Gewicht. Aber Kriege sind menschengemacht. Erdbeben nicht. Kriege könnten beendet werden. Erdbeben liegen nicht in unserer Hand. Bestenfalls der Schutz davor. Aber welchen Sinn hat es, jetzt darüber zu reden, während Menschen noch unter Trümmern liegen und Retter sich auf den Weg machen, um wenigstens Einigen aus dem Verderben zu helfen.

Braucht es wirklich immer erst Katastrophen, damit wir klug werden und die Prioritäten im Leben richtig setzen? Wir stolzen Menschenkinder sind eitel arme Sünder und wissen gar nicht viel. Wir spinnen Luftgespinnste und suchen viele Künste und kommen weiter von dem Ziel.

Auch an diesem Morgen steht der Mond zuverlässig am Himmel. Botschafter ihrer Hoffnungen und Gebete vielleicht auch für die, die bei uns leben und Angehörige in Syrien haben oder in der Türkei. Es sind nicht nur die tektonischen Platten, die aneinander reiben und Erschütterungen auslösen.

Lassen wir nicht zu, dass politische und wirtschaftliche Blöcke unnötige Konflikte heraufbeschwören. Wir leben auch sonst auf dünnem Eis in dieser schönen Welt. Das Leben ist kostbar und ohnehin schon bedroht genug. Und so gilt mein Gebet besonders den Menschen, die Angst haben und trauern, die helfen und hoffen, wo auch immer.

Gott, lass dein Heil uns schauen, auf nichts Vergänglich’s trauen, nicht Eitelkeit uns freuen. Lass uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

Kurzbiografie Holger Treutmann

Holger Treutmann

1963 in Springe bei Hannover geboren | verheiratet | 2 Kinder | Studium in Bethel, Göttingen, Berlin | 1989 1. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannover | 1989-1993 Pharmareferent bei Astra-Chemicals Wedel/Hamburg | 1993-1995 Vikariat in Bröckel bei Celle | 1995 2. Theologisches Examen in der Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannover | 1995 Wechsel in die Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsen | 1995-1999 Pfarrer in Eibenberg-Kemtau und Chemnitz-Reichenhain | 1999-2005 Pfarrer in St.-Pauli-Kreuz-Gemeinde Chemnitz | 2006 - Januar 2016 Pfarrer der Frauenkirche in Dresden | Ehrenamtlicher Mitarbeiter der Notfallseelsorge Dresden | seit Februar 2016 Senderbeauftragter der Ev. Kirchen beim MDR und Rundfunkbeauftragter der Ev.-Lutherischen Landeskirche Sachsens

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.