Mittwoch, 08.02.2023: Ich und Du
Seine Mutter stammte aus Odessa. Er selbst verbrachte seine Jugend in Lemberg. Diese Orte, die auf traurige Weise in den Fokus unserer Aufmerksamkeit gekommen sind, verbinden sich mit dem Namen eines bekannten Religionsphilosophen: Martin Buber. Er wurde heute vor 145 Jahren in Wien geboren. Seine Eltern trennten sich, als er drei Jahre alt war. Die Großeltern nahmen ihn zu sich. Und so lebte er im galizischen Lemberg, also im Gebiet der heutigen Ukraine. Sein Weg führte ihn dann weiter nach Heppenheim, wo er lehrte und arbeitete. Und weil er aus jüdischer Familie stammte, musste er 1938 aus Deutschland fort, um in Jerusalem in Sicherheit zu sein.
Es waren Gedanken Martin Bubers, die meinen Glauben an Gott geweitet haben. Wie soll man sich als moderner Mensch Gott vorstellen? Wie kann man in unserer Zeit gläubig sein, die ernst damit macht, dass Gott nicht sei.
Martin Buber konzentriert sich ganz auf den Dialog. Das Gespräch zwischen Ich und Du. Er sagt, im wirklichen Dialog zwischen zwei Menschen entstehe ein "Zwischen", eine Begegnung. Wenn ich mein Gegenüber nicht wie ein Es behandle, wie ein Ding, das ich für mich zum Vorteil nutze, sondern aufgeschlossen bin in Liebe oder jedenfalls mit zugewandtem Interesse, dann entstehen zauberhafte Momente. Es entsteht ein Raum ohne Zweck. Ein Glück, in dem ich mich selbst neu erlebe. Gerade das Anderssein des Anderen ist nicht nur zu tolerieren, sondern zu schätzen.
Er kann diese Erfahrung wahrer Begegnung zwischen Ich und Du auch als einen göttlichen Moment qualifizieren. "Denn durch die Berührung jedes Du rührt ein Hauch des ewigen Lebens uns an" schreibt er einmal. Die Begegnung mit Gott ereignet sich geradezu in der Begegnung zwischen zwei Menschen; oder mit anderen Wesen der Natur. Wer Gott ist, und wie ich ihn mir vorzustellen habe, wird dann zu einer eher nebensächlichen Frage. Der Gläubige ist verwiesen auf diese Welt. Die Einübung aber in die wirkliche Begegnung mit Menschen kann den Himmel öffnen. Und in der Beziehung zum Du meines Gegenübers wird auch der Ewige zum Du meines Lebens.