Dienstag, 03.12.2024: Vor der Hacke ist es duster
„Vor der Hacke ist es duster“ ist eine Bergmannsweisheit. Sie beschreibt Risiko und Unsicherheit, die mit dieser Arbeit einhergehen. Die Bergleute wussten nie genau, was sie unter Tage erwarten würde, beim nächsten Schlag mit der Hacke oder beim weiteren Graben. Es konnte ein wertvolles Erz oder ein nutzloses Stück Gestein sein, und manchmal waren gefährliche Hohlräume oder Gase verborgen.
Ohne künstliches Licht ist man im Bergwerk verloren. Je weiter weg vom Eingang man die Hacke ansetzt, umso dunkler ist es. Das einfachste Leuchtmittel, schon vor Jahrtausenden genutzt, waren Kienspäne. Die Bergläute klemmten sie zwischen die Zähne oder steckten sie in einfache Halterungen. Tonlampen, gefüllt mit tierischen Fetten, die beim Abbrennen auch tierisch stanken, wurden von der Antike bis in die Neuzeit eingesetzt. Später gab es dann Sicherheitslampen oder gar elektrisches Licht.
„Vor der Hacke ist es duster“ bleibt jedoch Ahnung, Warnung und auch Erfahrung. Licht bedeutete den Bergleuten alles. Die bergmännische Kultur steckt deshalb voller Verweise auf das Licht. Und mir wird klar, warum dem Kerzen haltenden geschnitzten oder gedrechselten Bergmann immer ein Engel zur Seite gestellt ist.
„Wohl dunkel ist's um deine Bahn und schaurig hallt dein Tritt,“ heißt es in einem Bergmannslied aus dem 19. Jahrhundert. „Und Grauen wandelt manchen an, denn die Gefahr geht mit. Drum zage, braver Bergmann nicht, der Herr dein Stab, der Herr dein Licht.“
Ob Kerzenhalter in Bergmannsgestalt oder Schwibbögen, welche auch außerhalb des Erzgebirges in Fenstern und auf Marktplätzen stehen – ihr Licht spiegelt die Hoffnung wieder: Die Hoffnung auf Helles und letztlich auf Bewahrung und Gottes gutes Geleit. Meine Großeltern haben mir einen Engel und einen Bergmann hinterlassen. Sie stehen sogar das ganze Jahr im Regal. Heute werde ich ihre Kerzen entzünden.