Montag, 08.04.2024: Ich nehm' alles
Der Kaffeetisch ist gedeckt, lauter gute Sachen vom Bäcker stehen da: Ganz frische Spritzringe, mit verheißungsvoller glänzender Zuckerglasur. Saftiger Blechkuchen mit dicken fetten Streuseln. Mürbeteigkekse mit marmeladenkleks innen. Solche, die man herrlich "einditschen" kann. "Oh lecker, guck mal da!" und "Ja, das nehm ich und das auch" - die Kinder sind begeistert.
Ich höre mich sagen: "Ja, aber alles geht nicht. Du musst dich schon entscheiden. So ist halt das Leben". Meine Tochter stutzt kurz, schaut dann wieder mit voller Begeisterung auf alle Teilchen und sagt: "Gut, dann nehm ich, das, das und das!" Von meinem "Du musst dich schon entscheiden!" hat sie sich nicht abhalten lassen. Sie wollte trotzdem die ganze Fülle, all das Wunderbare, Leckere, Schöne und Gute. Sie stand zu ihrer Entscheidung: Ich nehme alles, denn alles ist wunderbar. An der Kaffeetafel kann man das schon mal machen, denke ich. Aber im Leben? Das ist es doch nun wirklich so: Du kannst nicht alles haben. Das scheint weise zu sein, aber trotzdem lässt mich das nicht los: "Ich nehme alles". Weil da so viel Lebensfreude drinsteckt, soviel Begeisterung. Wenn mir etwas wirklich schmeckt, mich wirklich anzieht und lockt, dann lass ich mich nicht von noch so viel Erfahrung ausbooten. Dann will ich eben alles, die ganze gute schöne Fülle - leuchtende Augen, Genießen, schwelgen. Klar, auf der Seite der Hemmungslosigkeit will ich nicht vom Pferd fallen. Aber sich aus lauter Disziplin und Erfahrung nur sehr wenig oder schlimmstenfalls gar nichts mehr zu wünschen, ist trostlos.
Die ganze schöne große Lebensfülle ist auch die Perspektive meines Glaubens. Jesus hat von sich gesagt: "Ich bin gekommen, um euch das Leben in seiner ganzen Fülle zu bringen" (Joh 10,10). Er war eine Freund vom Feiern. Er hätte an einer großen Kaffeetafel auch kräftig zugelangt. Er hätte nicht verlangt, dass ich mir nichts mehr wünschen darf.