Montag, 17.06.2024: Lohnt es sich aufzustehen?
Lohnt es sich aufzustehen? Das ist nicht nur eine Frage am frühen Morgen. Am 17. Juni wird an die Aktionen und Aufstände erinnert, die im Jahr 1953 in verschiedenen Städten der DDR stattfanden. Protest gegen Normerhöhungen, Unzufriedenheit mit der sozialistischen Regierungsweise und sogar Forderung nach Rücktritt der Regierung. Josef Stalin war ein Vierteljahr tot, aber in der DDR wurde mit stalinistischen Methoden gegen nicht genehme Gruppen vorgegangen. Mit sowjetischen Panzern und Ausnahmeregierung, mit vielen Verhaftungen wurden diese Aufstände damals erstickt.
Woran erinnert Dich der 17. Juni, habe ich Menschen gefragt. Eigentlich an gar nicht viel, hörte ich gelegentlich. Aber auch lange Berichte, je nachdem, wo diejenigen damals lebten. Und über die Folgen. Im Westen wurde es der arbeitsfreie Tag der deutschen Einheit, im Osten wurde die Staatssicherheit weiter ausgebaut. Und es blieb die stille oder auch reflektierte Frage: Lohnt es sich aufzustehen? Oder ist der Preis viel zu hoch? Die Erfahrung der offenen und vor allem subtilen Willkür und Gewalt wirkte bei vielen jahrzehntelang nach.
Mir wurde als Kind beigebracht, dass Jesus niemanden zum Aufstand ermutigte und dass Christen unpolitisch sind. Diese Frömmigkeit atmete vielleicht auch etwas von der Angst vor Gewalt und Willkür. Die hinterließ tiefe und langanhaltende Spuren in der Seele von Menschen. Wenn ich sehe, dass heute die Faszination an autoritärer Herrschaft wieder wächst und selbst Willkür gegenüber Schwächeren toleriert wird, möchte ich aufstehen für ein Leben in Freiheit und Menschenwürde für alle. Mit Aufstehen meine ich dabei, dafür einzutreten in meinem Umfeld und die Mittel der Beteiligung und des Rechts zu nutzen, die in einer freien Gesellschaft zur Verfügung stehen. Mein Glaube an Jesus Christus sieht auf einen, der auferstanden ist vom Tod. Mit ihm aufzustehen lohnt sich jeden Tag.