Dienstags direkt | 11.02.2025 | 20-23 Uhr Kinder gefangen im Netz - Safer Internet Day
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Die digitale Welt bietet Chancen, birgt aber auch Gefahren. Während Erwachsene sich vor allem über Datenklau und Phishing-Mails Gedanken machen, sind Kinder häufig mit Mobbing und sexualisierter Gewalt konfrontiert. Dabei spielt zunehmend der Einsatz künstlicher Intelligenz eine Rolle. Am "Safer Internet Day" wollen wir auf Gefahren hinweisen, Präventionsangebote vorstellen und die Möglichkeiten der Strafverfolgung abstecken. Was muss geschehen, damit das Internet sicherer für die Jüngsten ist?
Die Terminfindung klingt kompliziert: Am zweiten Tag der zweiten Woche des zweiten Monats findet der "Safer Internet Day" statt. Die EU-Kommission hat ihn einst auf den Weg gebracht. Es geht um Medienkompetenz bei Kindern, und darum, dass diese nicht automatisch entsteht.
Mit diesen Gästen sind wir live im Gespräch:
- Silke Müller | Schulleiterin, Digitalbotschafterin, Bestsellerautorin
Verantwortlich für die Sicherheit der Kinder im Netz sind wir Erwachsenen, nicht die Kinder selbst!
Prävention wird neu verhandelt durch die Digitalisierung unserer Welt. Da muss es die Priorität 1 sein, dass Schülerinnen und Schüler sowie ihre Eltern mit dem Thema samt seiner Chancen und Risiken umzugehen lernen - wir unterstützen sie dabei.
In jeder Klasse sind betroffene Kinder.
Zu oft ignorieren Eltern die Gefahren, denen ihre Kinder im Internet ausgesetzt sind.
Digitale Kompetenz von Anfang an!
Kinder müssen lernen, Gefahren zu erkennen und darauf zu reagieren. Deshalb gibt es seit Jahren Verkehrserziehung und auch über Alkoholsucht oder Drogen wird schon seit langem aufgeklärt. Dagegen sind die Gefahren, die mit Internet- und Handynutzung für Kinder verbunden sind, immer noch ein wenig beackertes Feld.
In Sachsen treffen sich seit 2012 alle zwei Jahre Menschen, die mit Präventionsthemen betraut sind - in Schulen, Verbänden oder Initiativen. Im vergangenen Herbst fand in Leipzig der 7. Landespräventionstag statt.
Sven Forkert ist im Sächsischen Innenministerium u.a. für die Vorbereitung dieser Treffen verantwortlich. Im Mittelpunkt stand diesmal der digitale Raum. Es sei naiv zu glauben, die "Digital Natives" - also Kinder, die mit digitalen Technologien groß werden - kämen schon allein klar, weil sie hineingewachsen sind, sagt Forkert. Umso wichtiger sei es, die Kräfte zu bündeln und die Angebote bekannter zu machen. Dem Netz der Gefahren müsse ein Netz an Unterstützungsangeboten gegenüberstehen.
Kinder als Opfer Kinder als Täter
Gesa Gräfin von Schwerin ist Rechtsanwältin und durch einen Fall von Cybermobbing auf die Idee gekommen, Kinder, Lehrkräfte und Eltern über die strafrechtlichen Konsequenzen aufzuklären. Das war bereits vor 18 Jahren. Seither hat sie zahlreiche Vorträge und internetbasierte Schulungen durchgeführt. Mehr als 300.000 Menschen hat sie mit ihrem Angebot Law4school schon erreicht.
Dabei geht es ihr in erster Linie darum aufzuzeigen, wie schnell Kinder selbst zu Tätern werden können. Das beginnt bei Urheberrechtsverletzungen, geht über Mobbing bis zu Erpressung. Vor allem sexualisierte Straftaten hätten über die Jahre zugenommen. Oft sei den jüngeren Kindern nicht bewusst, dass sie juristisch belangt werden können. Zwar greife das Strafgesetz erst ab dem Alter von 14 Jahren, jedoch sei man als Siebenjähriger bereits deliktfähig und könne zivilrechtlich belangt werden.
Die Erkenntnis führe jedes Mal zu Fassungslosigkeit, sagt die Anwältin - nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei Lehrkräften und in Elternabenden.
116 111 - die Nummer gegen Kummer
Annekathrin Cornelius ist jünger als das Hilfsangebot, für das sie arbeitet. In den 1980er-Jahren wurde die "Nummer gegen Kummer" etabliert. Man möchte Ansprechpartner für alle Fragen und Probleme sein, die Kinder so haben - vor allem in kritischen Situationen. Nach Angaben des Vereins sind rund 3.800 Menschen dafür ehrenamtlich tätig.
Auch in Sachsen gibt es mehrere Standorte. Weit über hunderttausend Gespräche werden pro Jahr an der kostenlosen Hotline geführt. Dabei ist das Spektrum der Sorgen recht breit. Doch man spüre auch hier eine Verschiebung in den digitalen Raum, sagt Cornelius. Die Beratung ist anonym, und es geht dabei vor allem darum, sich etwas von der Seele zu reden.
Tritt der Verdacht auf, es könnte etwas Kriminelles passiert sein, versuchen die Kummer-Kümmerer, Wege aufzuzeigen. Zum Beispiel ermutigen Sie, eine Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Selbst eingreifen können sie allerdings nicht. Manchmal sei das schwer, sagt Cornelius. Wer in der Beratung arbeite, sei für solche Fälle geschult. Nach belastenden Gesprächen werde niemand damit allein gelassen.
Leitung: Ines Meinhardt