Bildausschnitt eines Smartphone-Displays mit einer eingegangenen Chatnachricht in der steht: "Du kleines Opfer".
Cybermobbing zählt zu den größten Gefahren im Netz. Für jüngere Menschen, die derart stark in ihr Online-Leben eingebunden sind, kann es äußerst schwer sein, sich solchen Übergriffen zu entziehen. Fast jede fünfte Schülerin beziehungsweise jeder fünfte Schüler zwischen acht und 21 Jahren gibt an, von Cybermobbing betroffen zu sein. Bildrechte: MDR | MEDIEN360G & iStock

MDR TWEENS Tatort Internet: Cybermobbing

22. April 2024, 12:20 Uhr

Mobbing gibt es auch im Internet oder über das Handy. Das nennt man dann Cybermobbing. Wir klären auf, was ihr dagegen tun oder wie ihr euch davor schützen könnt.

Eine Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat festgestellt, dass jeder sechste Schüler beziehungsweise jede sechste Schülerin schon einmal Cybermobbing erlebt hat. Befragt wurden dazu Kids und Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren. Wenn man sich die Ergebnisse von älteren Studien dazu anschaut, wird klar: Cybermobbing hat zugenommen.

Was ist eigentlich Cybermobbing genau?

Beschimpfen, beleidigen und bloßstellen - War doch alles nur ein Witz? Nee, Cybermobbing ist für die Opfer richtig schlimm. Und ab dann handelt es sich um Cybermobbing, sagt Hannah Lichtenthäler vom Kinderschutzbund:

Von Cybermobbing spricht man, wenn es sich um ein wiederholtes, systematisches und vor allem absichtliches Beleidigen, Kränken, Ausschließen aus Chatgruppen [...] handelt.

Hannah Lichtenthäler
Hannah Lichtenthäler arbeitet beim Kinderschutzbund und hat sich mit der aktuellen Cybermobbing-Studie der WHO ausgiebig beschäftigt. Bildrechte: Stephan Röhl

Warum viele in eurem Alter im Internet gemobbt werden - dazu gibt's viele Überlegungen. Eine davon ist diese:


Mit zu den Gründen zählt, dass ihr immer eher Zugang zu eigenen Geräten habt. Also Laptop, Smartphone und damit dann auch zum Netz. Und dort tummeln sich natürlich auch Gefahren.

Hannah Lichtenthäler, Kinderschutzbund

DAS hat Jamil aus Wittenberg im Netz erlebt

Jamil ist 10 Jahre alt und kommt aus Lutherstadt Wittenberg. In seiner Freizeit rappt und singt der Schüler gern, dreht Videos dazu, schneidet sie und stellt sie auf Social Media online. Unterstützung bekommt er von seiner Mama, die gemeinsam mit ihm die Kanäle bespielt, denn bestimmte Plattformen wie TikTok zum Beispiel sind ja erst ab 13 Jahren.

Jamil wohnt in Lutherstadt Wittenberg und liebt es, in seiner Freizeit Musik zu machen, zu rappen und Video zu drehen.
Jamil wohnt in Lutherstadt Wittenberg und liebt es, in seiner Freizeit Musik zu machen, zu rappen und Video zu drehen. Bildrechte: Privat

Neben vielem positiven Rückmeldungen bekommt Jamil auch immer wieder Hasskommentare für seine Videos:


Ich denke mir dann immer: Lass dich nicht so runterziehen! Ich hab das schon gelernt in den letzten zwei Jahren. Da kommen so ziemlich schlimme Wörter, aber auch gute. Gegen Kritik hab ich nichts. Kritik liebe ich tatsächlich, weil es mich weiter bringt. Aber so Hatekommentare ziehen einen im Unterbewusstsein schon runter.

Jamil

Was kann man gegen Cybermobbing tun?

Hasskommentare, Beleidigungen oder andere Formen des Cybermobbings können einem das Leben schwer machen. Das wichtigste ist: Du bist damit nicht allein! Das sagt auch Amira Blätte. Sie arbeitet für das Beratungsangebot Krisenchat:

Der allererste Schritt ist häufig, es anzunehmen und zu erkennen, dass das, was da passiert, gar nicht okay ist und nicht passieren darf. Du musst nicht allein sein mit solchen Themen. Was da passiert, ist nicht okay und du trägst keine Verantwortung dafür.

Amira Blätte Psychologin, arbeitet für die Beratungsstelle Krisenchat

Amira Blätte von Krisenchat
Amira Blätte ist Psychologin und arbeitet bei Krisenchat. Dorthin könnt ihr euch bei Sorgen und Nöten jederzeit wenden. Bildrechte: Krisenchat

An Krisenchat könnt ihr euch rund um die Uhr wenden, wenn ihr Ängste, Sorgen oder Nöte habt und mit jemandem darüber schreiben wollt. Hier stehen euch professionelle Beraterinnen und Berater zur Seite, die mit euch eure Probleme angehen.

Oder ihr wendet euch an Vertraute. Vielleicht habt ihr in eurem engsten Kreis Menschen, denen ihr euch anvertrauen könnt, zum Beispiel euren Eltern, Schulsozialarbeiterinnen - und -arbeitern oder Vertrauenslehrerinnen und - lehrern.

Und auch wenn ihr mitbekommt, dass ein Mitschüler, eine Mitschülerin gemobbt wird, gibt es für euch Möglichkeiten, Hilfe zu holen:

Ich kann es verstehen, wenn man sich nicht dazwischen stellen will und riskieren will, auf die "Opferseite" zu rutschen. Und trotzdem finde ich es wichtig, da zu bleiben. Man kann zum Beispiel die Leute, die betroffen sind, aktiv ansprechen, ob sie Unterstützung brauchen. Oder ihr mobilisiert noch andere und macht sie darauf aufmerksam.

Amira Blätte