Dienstags direkt | 12.11.2024 | 20-23 Uhr Miteinander ist füreinander - warum Vereine so wichtig für die Gesellschaft sind
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Was wünschen sich Menschen, die sich in Vereinen engagieren, wo lauern Hürden oder auch die Gefahr des Missbrauchs? Darüber haben wir bei Dienstags direkt mit Menschen aus Vereinen in ganz Sachsen gesprochen.
In kaum einem Land der Welt ist die Vereinskultur so ausgeprägt wie in Deutschland. Allein bei uns in Sachsen gibt es rund 30.000 eingetragene Vereine.
Entstanden sein soll die Idee vor rund 300 Jahren. Es ging darum Räume zu schaffen, in denen sich Menschen aufgrund gemeinsamer Interessen treffen können, unabhängig von ihrer gesellschaftlichen Stellung. Mitmenschen zu begegnen, die man sonst vielleicht nicht kennenlernen würde, das charakterisiert Vereine auch heute. Sie spielen eine unverzichtbare Rolle für den Zusammenhalt in der Gesellschaft!
Darüber sprechen wir mit diesen Gästen im Studio:
Die grundgesetzlich verankerte Vereinsautonomie in Deutschland birgt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten. Unterstützung bei elementaren Rechtsfragen ist wichtig.
Vereine sind Mutmacher, Wellenschläger, Anpacker - und Überlebenskünstler.
- Astrid Jessolat | Teilnehmerin der Programm-Machen-Aktion des MDR; ist selbst im Verein SV Süptitz e.V. - Abteilung Rad-Artistik - tätig.
Keine Region mit weißen Flecken
Es war ohne Frage eine Fleißarbeit, der sich Selina Schulze-Spüntrup vom ifo-Institut in Dresden und ihre damalige Mitautorin Mona Förtsch vor gut einem Jahr gestellt haben. Sie zählten im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt die Vereine in Sachsen und sortierten sie nach Regionen und Kategorien. Wo gibt es wie viele Vereine, die sich zu den Bereichen Sport, Politik, Freizeit, Lokales, Historisches, Bildung, Kultur, Religion oder Soziales zuordnen lassen? Nicht berücksichtigt wurden die kreisfreien Städte Dresden, Leipzig und Chemnitz.
Deshalb wurden von den fast 30.000 Vereinen in Sachsen nur etwa zwei Drittel genauer unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist ein dreiseitiges Papier mit Tabellen und Übersichtskarten. Spannend ist, was sich aus diesen Daten für Schlüsse ziehen lassen. Vor allem der, dass die Vereinslandschaft bunt ist, und es überall Vereinsleben gibt. Mit rund viereinhalbtausend bilden Sportvereine die Spitze. Um Historie kümmern sich immerhin knapp 900 Vereine im Land.
Und noch eine Erkenntnis: Ist eine große Stadt mit zahlreichen Angeboten in der Nähe, wird die Vereinsdichte im Umland dünner. Aus der Verteilung der Vereine lassen sich aber auch Rückschlüsse zum gesellschaftlichen Zusammenhalt ableiten, sagt die Volkswirtin Selina Schulze-Spüntrup:
Ungewöhnlicher Name - große Strahlkraft: der KuHstall e.V.
Im Landkreis Leipzig kennt man den Verein, der seinen Sitz in Großpösna hat. Seine Ausstrahlung geht weit über die Gemeindegrenzen hinaus - und das seit gut 25 Jahren. Er zeigt beispielhaft, was Vereine für die Gesellschaft leisten können, nicht allein, sondern im Schulterschluss mit anderen.
Das Spektrum reicht dabei von Bewegungsangeboten über Theater, Konzert und Kleinkunst bis zur Organisation größerer Events und Mitorganisation lokaler Feste. Thomas Fröhlich, der Vorsitzende des Vereins und von Anfang an dabei. Deshalb kann er auch sagen, wie der merkwürdige Name: "KuHstall e.V." zustande kam. Die Schreibweise mit großem "K" am Anfang und dann noch einem großen "H" ist ein Teil der Erklärung:
Training für Olympia-Gold oder Seepferdchen
Fast ein Viertel der Vereine hat eine sportliche Ausrichtung. Da ist alles dabei: vom Murmelverein aus dem Erzgebirge, der WM-Erfolge feiert, über sämtliche Ballsportarten, Turnen, Reiten, Kämpfen oder Segeln und natürlich Schwimmen.
Dass wir gerade beim Schwimmen Vereine brauchen, weil es nicht nur um den Sport, sondern auch ums Überleben geht, wird im Gespräch mit Chiara Oberreich und Thomas Seiler klar, die im "SV Handwerk Leipzig" aktiv sind. Ohne Vereine wäre die Lücke nicht zu stopfen, die es im Schwimmunterricht gibt, sagt Seiler. Er leitet im Verein die Sektion Schwimmen.
Ein Verein für Vereine
Jan Graupner ist Rechtsanwalt in einer Dresdner Kanzlei, die er mit einem Geschäftspartner führt. Vereinsrecht ist einer seiner Schwerpunkte. Und weil Anwälte meist dann eingeschaltet werden, wenn das Problem schon groß ist, engagiert er sich auch in einem Verein: dem Dresdner Vereins- und Stiftungszentrum. Dort will man schon früh fachlich beraten, damit ein Problem gar nicht erst ein Fall für das Gericht wird.
Vor zwölf Jahren wurde das Zentrum gegründet. Inzwischen unterstützt es in ganz Deutschland gemeinnützige Organisationen und bürgerschaftlich engagierte Menschen. Der Katalog an Informations- und Weiterbildungsangeboten ist groß, ebenso der Kreis derer, die davon profitieren.
Redaktion & Moderation:
Leitung: Ines Meinhardt