Menschen bei einer Preisverleihung
Bei der Verleihung des Radebeuler Courage-Preises an Jenny Rasche (2.v.l.), die Laudatio hielt Romani Rose vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma (2.v.r.) Ausgezeichnet wurde auch der Coswiger Verein "Partnerschaft mit Osteuropa. Bildrechte: MDR / Jan Siegmeier

Engagement für Roma-Kinder Radebeul: Courage-Preis an Jenny Rasche verliehen

27. August 2024, 22:47 Uhr

Seit fast 20 Jahren engagiert sich Jenny Rasche für Roma-Kinder im rumänischen Siebenbürgen. Jetzt wurde die junge Frau aus Stapelburg im Harz dafür mit dem Radebeuler Courage-Preis 2024 geehrt. In seiner Laudatio würdigte Romani Rose als Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma die Arbeit von Rasche und ihrem Team. Den Preis in der nationalen Kategorie erhielt der Verein "Partnerschaft mit Osteuropa" aus Coswig. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.

Für ihr Engagement gegen die Ausgrenzung von Roma-Kindern in Rumänien ist Jenny Rasche am Dienstagabend mit dem Radebeuler Courage-Preis 2024 in der internationalen Kategorie geehrt worden. Die Laudatio in der Friedenskirche Altkötzschenbroda hielt der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose: "Ich verneige mich vor ihnen. Sie arbeiten mit dem Herzen. Sie und ihr Team helfen in Rumänien Menschen, die stark diskriminiert werden – weil sie Roma sind", sagte er bei der Verleihung. Antiziganismus sei eine Form der Apartheid und immer noch ein aktuelles Thema. Er dankte Rasche, weil sie seit fast 20 Jahren unermüdlich dort arbeite, wo es am schlimmsten sei – in den Slums der Roma. "Wir sollten uns an Ihrer Menschlichkeit ein Beispiel nehmen."

Antiziganismus ist eine Form der Apartheid und immer noch ein aktuelles Thema.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma

Handeln im Angesicht der Not: Jenny Rasche

Aus Stapelburg im Harz in Sachsen-Anhalt zog Rasche 2007 nach Rumänien, um Roma-Kindern zu helfen. Auf einer Reise hatte sie eine verwahrloste Roma-Siedlung in Sura Mare in Siebenbürgen entdeckt. Schockiert von der Armut, unter der vor allem die Kinder litten, entschloss sich die damals 23-Jährige zu handeln. Dazu gründete sie den Verein "Kinderhilfe für Siebenbürgen".

Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Auf einer Reise nach Rumänien entdeckte Jenny Rasche 2007 verwahrloste Roma-Kinder. Bald darauf gründete sie einen Verein und zog ganz nach Siebenbürgen, um ein Hilfsprojekt auf die Beine zu stellen. Bildrechte: MDR, Werkblende

Die Arbeit des Vereins 'Kinderhilfe für Siebenbürgen', den Jenny Rasche ins Leben gerufen hat, ist ein Beispiel der Menschlichkeit, der wir uns alle nicht verschließen dürfen.

Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma

Zukunft für tausende Roma-Kinder

Auch ermöglicht durch Spenden aus Deutschland und ganz Europa betreut Rasche heute mit 40 Mitarbeitenden 2.500 verarmte Kinder in 30 Slums und betreibt sechs Kinderhäuser in Sibiu. Dort leben Kinder, die unwürdigen Zuständen entkommen sind, auch aus Kinderheimen, wo sie misshandelt und gequält wurden.

Menschen sitzen in einer Kirche
Bei der Verleihung des Radebeuler Courage-Preises in der Friedenskirche von Altkötzschenbroda Bildrechte: MDR / Jan Siegmeier

Bei der Preisverleihung in der Friedenskirche zeigte sich Rasche beeindruckt:"Hier sind so viele Menschen versammelt, die sich dafür interessieren, was wir machen, die uns unterstützen. Der alltägliche Rassismus lässt auch mich an manchen Arbeitstagen verzweifeln. Der Preis gibt mir Kraft."

Der alltägliche Rassismus lässt mich manchmal verzweifeln. Der Preis und dass hier so viele Menschen versammelt sind, die uns unterstützen, gibt mir Kraft.

Jenny Rasche Bei der Verleihung des Radebeuler Courage-Preises 2024

Web-Doku "Jenny und die Roma-Kinder" Sura Mare: Die Siedlung der Roma im Wandel

Es hat sich viel getan in der Roma-Siedlung von Sura Mare, für die sich Jenny Rasche aus Stapelburg engagiert: in den Straßen der Siedlung und in den Köpfen der Menschen. Der Wandel zeigt: Veränderung ist machbar.

Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Vergessene Kinder, mitten in Europa... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Vergessene Kinder, mitten in Europa... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Sie bleibt, um den Roma zu helfen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Nach anfänglichem Widerstand der Behörden eröffnet Jenny in der Dorfschule für die Roma eine altersgemischte Analphabeten-Klasse - mit Hortbetreuung. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Und auch die ersten Resultate können sich sehen lassen... Bildrechte: MDR, Werkblende
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Heimlich haben einige Roma für Jenny ein Geschenk gebastelt. "Jennys Siedlung" steht auf dem Schild. Das Wagenrad ist das Volks-Symbol der Roma. Bildrechte: MDR, Werkblende
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Jenny Rasche entdeckt sie zufällig auf einer Rumänienreise... Bildrechte: MDR, Werkblende
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Jenny holt die Kinder aus dem Slum und will, dass sie eine Chance bekommen. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Zu Besuch in ihrem Heimatdorf Stapelburg im Harz: Jenny nutzt die Zeit, um mit ihrem Vater Spenden und Hilfsgüter zu sammeln, die sie nach Rumänien bringt.. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Das Ziel: Sura Mare, ein Dorf kurz hinter Sibiu - Hermannstadt. Hier arbeitet Jenny zurzeit... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Dort werden die Hilfsgüter schon sehnsüchtig erwartet... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
In Rumänien gibt es rund zwei Millionen Roma. Schätzungsweise die Hälfte von ihnen lebt unter dem Existenzminimum. Bildrechte: MDR, Werkblende
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Die Roma leben normalerweise vom Betteln oder von dem, was sie im Müll finden. Die meisten Frauen sind so unterernährt, dass sie ihre Babys nicht stillen können. Das regelmäßige Essen soll ihnen helfen, ihr Leben besser in den Griff zu bekommen. Bildrechte: MDR, Werkblende
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Nach dem Unterricht gibt es ein warmes Essen. Geliefert von einer Suppenküche in Sibiu. Für die meisten ist es die erste Mahlzeit des Tages. Eine Portion kostet einen Euro. Bezahlt wird es mit Spenden aus Deutschland und der Schweiz. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Doch leider kann Jenny nicht allen Kindern helfen... Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Die kleine Flavia überlebt ein Feuer in einer der Siedlungen nicht... Bildrechte: MDR, Werkblende
Jenny Rasche in einer Roma-Siedlung in Sibiu (Siebenbürgen)
Sie war allein mit ihren Geschwistern, als das Feuer ausbrach. Bildrechte: MDR ,/ Werkblende
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MDR-Doku über die Arbeit von Jenny Rasche

Von Anfang an hat Filmemacherin Antje Schneider das Hilfsprojekt für den MDR begleitet, die mehrteilige Dokumentation "Jenny und die Roma-Kinder" ist in der ARD Mediathek zu sehen. Inzwischen lebt Jenny Rasche mit ihrer eigenen Familie in Siebenbürgen und sagt: "Es geht immer weiter!".

Hilfstransporte für Osteuropa

Der Preis in der regionalen Kategorie ging an den Coswiger Verein "Partnerschaft mit Osteuropa", der seit 1991 Hilfstransporte nach Osteuropa organisiert und zahlreiche soziale Projekte unterstützt. Laudatorin war Natalija Bock, die gebürtige Ukrainerin lebt seit 26 Jahren in Dresden und wurde kürzlich selbst für Engagement mit dem Erich-Kästner-Preises 2024 ausgezeichnet.

Quelle: Pressemitteilung, MDR, Redaktionelle Bearbeitung: jd, ks

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