Jetzt in der Mediathek Weihnachtliche Vesper vor Dresdner Frauenkirche will Hoffnung und Halt geben
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21. Dezember 2023, 04:00 Uhr
Alle Jahre wieder und doch ist es immer ein ganz besonderer Abend: Zum 31. Mal fand die Weihnachtliche Vesper in Dresden satt. Sachsens Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Tobias Bilz predigte vor der Frauenkirche und rief dazu auf, sich zu öffnen und füreinander einzustehen in Zeiten von Krieg und Krisen auf. Ministerpräsident Michael Kretschmer sprach ein Grußwort und bezog sich auf die aktuelle Weltlage:"Hass wird nicht durch Hass überwunden, Krieg nicht durch mehr Waffen beendet. Liebe, Vernunft und Menschlichkeit ist das, was wir in dieser Zeit brauchen", sagte er in seiner Ansprache.
Was für ein festlicher Moment: Tausende stimmten "O Du fröhliche" an! Ein mächtiger Chor auf dem Dresdner Neumarkt, der sich seit mehr als 30 Jahren von keinem Wetter abhalten lässt, schon den 23. Dezember an diesem besonderen Ort zu einem gemeinsamen heiligen Abend zu machen, der ermutigt und auf Weihnachten einstimmt.
Traditionell kamen am Abend vor Weihnachten Tausende Menschen aus Dresden und Gäste aus dem In- und Ausland auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche zusammen, um den größten regelmäßigen Open-Air- Gottesdienst zu feiern: die Weihnachtliche Vesper.
Eine Christvesper ist ...
Mit der Christvesper am späten Nachmittag des Heiligen Abends beginnt das Weihnachtsfest. Für viele Menschen ist die Vesper der zentrale Weihnachtsgottesdienst.
Im Mittelpunkt steht die bekannte Weihnachtserzählung aus dem Lukasevangelium (Kapitel 2): "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging ...". Die Weissagungen der Propheten aus dem Alten Testament (Micha 5,1-3; Jesaja 9, 1-6, Jesaja 11,1-2;), aber auch altbekannte Lieder (O du fröhliche, Stille Nacht, u. a.) geben der Geburt Christi einen vertrauten und festlichen Rahmen.
Oft spielt im Vespergottesdienst ein Posaunenchor oder es singt eine Kantorei. Krippe und Tannenbaum schmücken die Kirche. Speziell für Familien mit ihren Kindern wird meist ein Gottesdienst am frühen Nachmittag mit Krippenspiel angeboten. Die Christvesper hat ihren Ursprung in der Zeit der Reformation. Um unsittliches Treiben in der Weihnachtsnacht zu vermeiden, ersetzte man den Mitternachtsgottesdienst durch die Vesper am Vorabend (vesper, lateinisch = Abend).
Quelle: EKD
Die Predigt hielt in diesem Jahr Sachsens Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Tobias Bilz. Er rief die Gläubigen dazu auf, sich zu öffnen und füreinander einzustehen. Dies erfordere Mut und Fantasie. Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte ein Grußwort gesprochen. Der Ministerpräsident bezog sich auf die aktuell politische Lage. "Hass wird nicht durch Hass überwunden, Krieg nicht durch mehr Waffen beendet. Liebe, Vernunft und Menschlichkeit ist das, was wir in dieser Zeit brauchen", sagte er in seiner Ansprache.
Tradition seit 1993 bei Wind und Wetter auf dem Neumarkt
Mit diesem Termin begann seit 1993 für viele Dresdnerinnen und Dresdner das Weihnachtsfest. Am 23. Dezember 1993 fand die erste Weihnachtliche Vesper statt, noch vor dem aus den Trümmern der Ruine geborgenen Altar der Frauenkirche. Seitdem wurden über 500.000 Besucherinnen und Besucher gezählt, die sich bei Wind und Wetter, bei Schnee und Minusgraden gemeinsam auf das Weihnachtsfest einstimmten.
Dass sich Menschen einen Tag vor Weihnachten vor die Tür locken lassen würden, um zu singen und zu beten, war anfangs nicht klar. Als der Trompeter Ludwig Güttler dem damaligen Landesbischof Johannes Hempel seinen Plan von der musikalischen Spendensammelaktion für den Wiederaufbau am 23. Dezember erläuterte, war der zunächst skeptisch. Doch dann versammelten sich 1993 rund 50.000 Menschen vor der Ruine der Frauenkirche. Lange ist der Aufbau der Frauenkirche abgeschlossen, an der Beliebtheit der Vesper hat sich nichts geändert.
MDR überträgt live im Fernsehen
Mit feierlicher Musik, gespielt u.a. vom Blechbläserensemble Ludwig Güttler, gesungen vom Dresdner Motettenchor - und von tausenden Gästen auf dem Platz transportierte die Botschaft von Frieden und Versöhnung als Einstimmung auf das Weihnachtsfest in alle Wohnzimmer.
Als Solist war Gunther Emmerlich bei der Weihnachtlichen Vesper von Anfang an dabei. Nach seinem plötzlichen Tod wurde sein Part in diesem Jahr bewusst nicht nachbesetzt. Die Lücke, die der Tod des Künstlers reißt, konnte und sollte nicht gefüllt werden.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Weihnachtliche Vesper vor der Frauenkirche | 23. Dezember 2023 | 17:00 Uhr