Jetzt in der ARD Mediathek anschauen Aus Chemnitz kommen die "Lieder zum Advent" 2024
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20. Dezember 2024, 13:47 Uhr
Ein Lokschuppen als Ort für Musik und besinnliche Gedanken in der Vorweihnachtszeit? Vom "Schauplatz Eisenbahn" in Chemnitz, der Europäischen Kulturhauptstadt 2025, kommen diese besonderen "Lieder zum Advent". Der Jubilate Chor Chemnitz, Studierende der Kirchenmusik Dresden, die ukrainisch-deutsche Musikerin Ganna Gryniva und das Bläserensemble "esbrasso" laden ein, sich ein bisschen Zeit zu nehmen und vielleicht mitzusingen im Advent 2024.
Rappelvoll sind die Züge und überladen fühlen sich die Tage im Dezember manchmal an, Menschen sind auf der Jagd nach Geschenken fürs Fest im Kreis der Lieben, andere fühlen sich einsam und vergessen wie auf dem Abstellgleis. Das facettenreiche Bild der Eisenbahn passt zum Advent.
Für Christinnen und Christen ist es die Zeit der Vorbereitung und Vorfreude auf die Ankunft Christi, die Geburt Jesu. Adventslieder aus allen Epochen und Genres handeln davon, auch von der Hoffnung auf das Licht am Ende des Tunnels in dunkler Zeit.
"Macht hoch die Tür": Jubilate Chor Chemnitz
"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit!" – mit beschwingter Melodie und in fünf Strophen erzählt eins der bekanntesten, wie ein König, der Heiland Jesu Christ einzieht und sich vor ihm Türen und Herzen öffnen. Der Jubilate Chor Chemnitz singt es unter Leitung von Ronald Unger gemeinsam mit Studierenden der Hochschule für Kirchenmusik Dresden. Der ökumenische und inklusive Chor aus der Kulturhauptstadt 2025 steht allen offen, jung und alt, musizieren darin gemeinsam.
Bei leichtem Schneefall und Minusgraden draußen vor dem Lokschuppen in Chemnitz-Hilbersdorf begannen die Proben. Die Tore weit gemacht hatten für den besonderen Auftritt in spektakulärer Kulisse die Enthusiasten vom "Schauplatz Eisenbahn", die auf dem historischen Areal Eisenbahngeschichte erlebbar machen.
Spirituals mit Band und Chor der KiMu Dresden
Eisenbahn-Bilder waren in den Spirituals der Sklaven in den USA im 19. Jahrhundert Codes für diejenigen, die in die Freiheit flüchten wollten. Mit der "Underground Railroad", einem Netzwerk von Fluchthelfern und Unterstützern, machten sie sich auf den Weg. Viele schafften es in den Norden der Vereinigten Staaten, viele bezahlten ihren Mut mit dem Leben.
Daran erinnern Spirituals wie "Ezekiel saw the wheel", das den Propheten ein geflügeltes Rad am Himmel sehen lässt, bis heute ein Symbol der Eisenbahn.
Adventslieder gegen die Nacht und Ganna Gryniva
Weniger bekannt dürfte das in der Zeit des Barock entstandene Lied "Oh Heiland reiß die Himmel auf" sein, der Jesuitenpater Friedrich von Speh war im 17. Jahrhundert einer der schärfsten Kritiker der Hexenverfolgung, auf das Schicksal unschuldig verurteilter Frauen spielen seine Zeilen voller Verzweiflung an.
Von Leid, Angst und Tod im 20. Jahrhundert handelt "Die Nacht ist vorgedrungen", das der Theologe und Schriftsteller Jochen Klepper 1938 mitten in der NS-Zeit dichtete, publizieren durfte er da schon nicht mehr. Als die Deportation seiner jüdischen Frau und ihrer Tochter ins KZ absehbar war, beging er mit ihnen Suizid. Dennoch ist in seinem Adventslied von einem Moment des Lichts die Rede.
Von einem Adventsmorgen in einem kleinen Karpatendorf erzählt das Lied, das die ukrainisch-deutsche Sängerin Ganna Gryniva in einer modernen Elektrofolk-Version beisteuert. Ihre Hoffnung, so sagt sie, richte sich darauf, "wofür die Menschen in meiner Heimat schon seit 2014 kämpfen: für eine freie und unabhängige Ukraine und den Frieden".
Mitwirkende der "Lieder zum Advent" 2024
- Jubilate Chor Chemnitz unter Leitung von Ronald Unger
- Chor und Band der Hochschule für Kirchenmusik Dresden unter Leitung von Stephan Lennig und André Engelbrecht
- die ukrainisch-deutsche Musikerin Ganna Gryniva
- Blechbläserensemble "esbrasso"
- Moderation: Maxi Konang und Ulrike Lynn
Mehr über den "Schauplatz Eisenbahn"
- In Chemnitz-Hilbersdorf machen zwei Vereine Eisenbahngeschichte am authentischen Ort erlebbar.
- Die Eisenbahnfreunde Richard Hartmann Chemnitz e.V. und der Sächsische Eisenbahnmuseum e.V. präsentieren auf dem riesigen Areal des einstigen Rangierbahnhofs Dampf-, Diesel- und Elektrolokomotiven, historische Personen- und Güterwagen sowie einzigartige technische Anlagen wie die Seilablaufanlage zum Trennen und Zusammenstellen von Güterzügen.
- Das Eisenbahngelände war zwischen 1898 und 1996 ein wichtiger Dreh- und Angelpunkt des Güterverkehrs.
- 1992 hatte der Verein Sächsisches Eisenbahnmuseum e. V. das Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerks übernommen.
- Heute finden hier übers Jahr auch zahlreiche Veranstaltungen wie das Heizhausfest statt, auf Sonderfahrten wird Dampf unterm Kessel gemacht.
- Auch der MDR MUSIKSOMMER gastierte hier bereits, nun fand die Aufzeichnung der "Lieder zum Advent" im Lokschuppen statt. Mehr: "Schauplatz Eisenbahn"
Quelle: MDR Religion und Gesellschaft, Redaktionelle Bearbeitung: ks
Dieses Thema im Programm: Das Erste | 15. Dezember 2024 | 16:30 Uhr