NORMsprenger:in Abenteuer Selbstversorgung: Warum Familie Graf aufs Dorf wollte
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29. Juli 2021, 13:42 Uhr
Gemüsebeete, Obstbäume, Hühner und ein paar tausend Bienen. Christina und Robin Graf brauchen für ihr Lieblingshobby Selbstversorgung viel Platz. Im Herbst 2019 hat sich die junge Familie ihren Traum erfüllt und lebt seitdem auf einem Vierseitenhof im sachsen-anhaltischen Körnitz.
Ein gelb-schwarz-gestreifter Schwarm schwirrt um die Bienenstöcke, gönnt sich ein paar letzte Sonnenstrahlen. Es ist schon Ende Oktober. Eigentlich Zeit sich aufs Überwintern vorzubereiten. Robin Graf überprüft, ob das Volk genug Futter hat. Aus Honig und Puderzucker mischt er den Futterteig.
Aufwachsen auf dem Land als junge Imkerin
Immer mit dabei: Tochter Amelie. Die Dreijährige flitzt auch schonmal im Imkerinnen-Anzug über den Hof, lernt so, liebevoll mit den Tieren umzugehen und ganz nebenbei, dass der Honig nicht im Supermarkt gemacht wird.
Für Christina und Robin Graf ist es das Größte, ihrer Tochter das Aufwachsen auf dem Land zu ermöglichen.
Das finde ich schon beeindruckend für eine Dreijährige, dass sie ganz genau weiß, was in diesem Kasten vonstatten geht. Das hat ungefähr eine Woche gedauert von: 'Hier ist dein Anzug.' bis: 'Ich möchte den nie wieder ausziehen.'
Obwohl sich Familie Graf mit dem Hofleben einen Traum erfüllt hat, macht nicht jede Aufgabe, die der Hof in Körnitz so mit sich bringt Spaß. Am unbeliebtesten bei allen: Laubharken. Muss aber trotzdem erledigt werden, sonst erstickt der Rasen. Immerhin einer hat Spaß:
Jeder kennt Jeden
Christina und Robin haben sich an der Uni in München kennen gelernt. Die beiden sind Offizier:innen bei der Bundeswehr. Christina (29) bei der Marine und Robin (31) beim Heer. Schon als sie noch in Bayern gewohnt haben, haben die beiden Gemüse angebaut. Damals noch in kleinerem Stil. Auch die Bienen haben sie aus Bayern mitgebracht. Dort wurden sie noch komisch angeguckt, weil sie Bienen im Garten haben und Tochter Amelie trotzdem draußen spielen lassen. Die Umgebung in Körnitz ist da entspannter.
Im Ort leben nur etwa 40 Leute, fast alle halten Tiere – es gibt sogar eine Körnitz-WhatsApp-Gruppe, um sich schnell auszutauschen. Hier trifft das "Jeder kennt jeden", wie man so sagt, wirklich zu: "Das hat sowohl Vor- als auch Nachteile", findet Robin, "wenn einmal was los ist, weiß auch gleich jeder Bescheid. Aber nichtsdestotrotz: Wenn jemand mal länger weg ist oder unterwegs, dann achtet auch wer aufs Haus."
Christina kann sich nicht mehr vorstellen in einer trubeligen Stadt zu wohnen. Was sie an einer Stadt mag, ist, in ein paar Minuten im Supermarkt zu sein. Und das gibt Körnitz auch her. Denn einen Supermarkt braucht die junge Familie trotz Selbstversorgung.
Ich werd' jetzt keinen Gummibärchenbaum pflanzen. Solche Sachen muss man dazukaufen. Wir leben in einer Zeit, da muss keiner verzichten bei uns.
Ob Kürbis oder Strom: Wissen, wo alles herkommt
Tochter Amelie jedenfalls ist mit Elan bei allem auf dem Hof dabei: beim Imkern, beim Halloween-Kürbis schnitzen oder auch beim Eier sammeln im Hühnerstall. Und die Dreijährige ist auf Zack. Nur für die Kamera ein Ei wieder ins Nest zurückzulegen und dann wieder rauszunehmen für die bessere Perspektive, das findet sie komisch: "Aber wieso? Das habe ich doch schon eingesammelt." Um die 20 Eier bescheren die Hühner den Grafs jeden Tag. Ab und zu wird eins der Tiere geschlachtet und verspeist.
Fürs nächste Jahr haben sich die Grafs vorgenommen, mit der Selbstversorgung noch ein Stückchen weiter zu gehen. Ihr nächstes Projekt ist die autarke Stromversorgung. So einen Hof zu unterhalten, braucht schließlich eine Menge Energie – angefangen beim Haltbarmachen der Ernte in Tiefkühltruhen. Deswegen wollen sie Photovoltaikanlagen auf den Dächern installieren und so die Energie, die sie brauchen, aus der Sonne ziehen.