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Der Redakteur | 20.02.2025 Was tun gegen"Planenschlitzer“ auf Autobahnparkplätzen?
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20. Februar 2025, 20:45 Uhr
Sie kommen aus der Dunkelheit und verschwinden unerkannt und geräuschlos: Die sogenannten"Planenschlitzer“. Ihr Ziel: Lkw auf Parkplätzen entlang der Autobahn. Besonders betroffen sind Rastplätze ohne Bewirtschaftung, die schlecht beleuchtet sind.
Für die Polizei und Logistikunternehmen sind diese Diebstähle eine Herausforderung, denn die Täter sind häufig gut organisiert und verschwinden innerhalb weniger Minuten mit ihrer Beute.
Auch wenn die Zahl der Fälle in Thüringen zuletzt rückläufig war, der Fall am Parkplatz Habichtsfang auf der A4 bei Weimar hat das Problem wieder in den Blickpunkt gerückt. 19 LKW waren betroffen, zehn Polizeiwagen und ein Hubschrauber konnten die Täter nicht aufspüren.
Wie transportieren die Täter ihre Beute ab?
Die meisten betroffenen Rastanlagen sind weder umzäunt noch ausreichend beleuchtet, was den Dieben die Arbeit erleichtert. Zusätzlich agieren die Täter oft in Gruppen und nutzen Kleintransporter, um gestohlene Ware schnell abzutransportieren. Das Vorgehen ähnelt "Blitzeinbrüchen", Plane aufschlitzen und dann Ware identifizieren, abladen und abtransportieren. Das dauert oft nur wenige Minuten. Und das geschieht sehr leise.
Wenn der Fahrer schläft, merkt er nicht, wenn die Plane vorsichtig aufgeschnitten und Ware entnommen wird. Besonders auf schlecht einsehbaren Parkplätzen haben Kriminelle leichtes Spiel.
Hintergrund: Zugmaschine und Auflieger sind nur an einem relativ kleinen Punkt mit einander verbunden, deshalb werden Geräusche auch nicht so gut übertragen.
Arbeitsgruppe der Thüringer Polizei aufgelöst
Laut Thüringer Innenministerium ist die Polizei nachts aktiv, jedoch gibt es Grenzen der Überwachung. Das bestätigt auch Prof. Dirk Engelhardt vom Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) und verweist auf die Zahlen: In Deutschland seien jeden Tag 800.000 schwere Lkw unterwegs für unsere Versorgung. Kapazitäten für eine flächendeckende Überwachung aller Parkplätze seien nicht da.
Die Parkplätze mit hoher Straftatenbelastung werden regelmäßig bestreift. Eine durchgehende 24/7-Überwachung ist aufgrund der Vielzahl an Parkplätzen jedoch nicht umsetzbar. Die Polizei ist kein Wachunternehmen.
Auch wurde eine spezielle Arbeitsgruppe eingerichtet, um das Phänomen "Planenschlitzer“ zu bekämpfen. Doch diese sei Anfang 2024 aufgelöst worden, da die Fallzahlen zurückgingen, so das Thüringer Innenministerium. Die Bearbeitung der Fälle erfolgt nun in den regional zuständigen Polizeidienststellen. Trotz dieser Maßnahmen bleiben die Rastanlagen ein attraktives Ziel für Diebe.
Autobahn GmbH verweist auf bauliche Verbesserungen
Die Autobahn GmbH des Bundes, die für den Betrieb und die Instandhaltung der Rastanlagen zuständig ist, sieht Ansätze in baulichen Maßnahmen, um solche Taten mindestens zu erschweren.
Daher werden im Zuge von Neubauten, Um- und Ausbauten entsprechende Maßnahmen vorgesehen, wie beispielsweise eine Beleuchtung der gesamten Anlagen.
Diese Beleuchtung soll eine abschreckende Wirkung haben und das Sicherheitsempfinden der Lkw-Fahrer erhöhen. Eine flächendeckende Videoüberwachung sei rechtlich problematisch, da das Bundesdatenschutzgesetz strenge Vorgaben für die Überwachung öffentlich zugänglicher Rastanlagen macht.
Schließlich werden auch alle anderen Verkehrsteilnehmer überwacht und die Kameras müssten auch permanent beobachtet werden, denn ein nachträgliches Auswerten ist bei Tätern, die möglicherweise mit gestohlenen Autos und wechselnden Kennzeichen unterwegs sind, nicht zielführend. Auch wäre eine flächendeckende Videoüberwachung kurz vor einem Überwachungsstaat "Marke China". Prof. Engelhardt fordert stattdessen eine engere Zusammenarbeit der zuständigen Behörden im In- und Ausland.
Polizei, Zoll und das Bundesamt für Logistik und Mobilität müssen enger verzahnt arbeiten. Auch auf europäischer Ebene brauchen wir mehr Vernetzung, um gegen diese Banden effektiver vorzugehen.
Prof. Engelhardt verweist darauf, dass es sich oft um international agierende Banden handelt, die gezielt Lkw mit hochwertiger Ware ins Visier nehmen. Besonders betroffen sind Elektronikprodukte, aber auch Alkohol und Genussmittel, die sich leicht weiterverkaufen lassen. Grundsätzlich werde aber so ziemlich alles gestohlen.
Bloß nicht den Helden spielen
"Trucker sind echte Kerle" soweit das Klischee. Franz Meersdonk hat auch hart daran gearbeitet. Publikumsliebling Manfred Krug war in dieser Rolle einst viel "Auf Achse" und hat sich auch schon mal breitbeinig hingestellt. Doch davon rät Dirk Engelhardt "seinen“ Kollegen dringend ab.
Die Täter könnten bewaffnet sein, deshalb der dringende Rat: Im Fahrzeug bleiben und die Polizei rufen. Die mag nachts nicht alle Parkplätze direkt überwachen können, aber sie ist auf Streife und bestenfalls schnell vor Ort.
MDR (ifl)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Ramm am Nachmittag | 19. Februar 2025 | 15:20 Uhr
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