Tipps zum Deutschlernen
Hauptinhalt
25. März 2022, 15:53 Uhr
Deutsch gilt gemeinhin als eine schwere Sprache. Christian Oberländer ist Lehrer für Deutsch als Fremdsprache an der Volkshochschule Leipzig. Mit ihm sprach der MDR über die Tücken der deutschen Sprache und fragte nach Tipps, die beim Lernen helfen.
Herr Oberländer, wie schwierig ist es Deutsch zu lernen, wenn die eigene Muttersprache Ukrainisch oder Russisch ist?
Es gibt ein paar Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Sprachen. Allerdings sind die nicht besonders stark. Im Russischen und im Ukrainischen ist es etwa so, dass es keine Artikel gibt (der Baum, die Maus, das Wasser). Da bleibt einem nichts anders übrig, als auswendig zu lernen, welcher Artikel zu welchem Substantiv passt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das in dem Grundstufenkurs eine der größten Schwierigkeit ist.
In wie fern spielt es im Kurs eine Rolle, welche Muttersprache die Teilnehmenden sprechen?
Der Unterricht soll, wenn möglich, schon in der Zielsprache – also auf Deutsch – stattfinden. Die Arbeitsanweisungen werden sowieso auf Deutsch gegeben und dabei natürlich durch Mimik und Gestik unterstützt. Es gibt auch gute Piktogramme, mit denen ich arbeite, so dass es eigentlich keinen großen Unterschied macht, welche Muttersprache die Teilnehmenden mitbringen. Aber natürlich werden Lernende, die z.B. Niederländisch können, schneller Wörter wiedererkennen als jemand, der nur Russisch spricht. Wenn ein Großteil der Teilnehmenden Englisch als Zweitsprach spricht, kann das gut als Transfersprache genutzt werden.
Wie gehen Sie damit um, wenn einige Teilnehmende im Kurs die lateinischen Buchstaben nicht kennen?
Die besuchen in der Regel vorher einen Alphabetisierungskurs, damit sie mit der lateinischen Schrift vertraut werden. Aber auch wenn man nur das kyrillische Alphabet kennt, heißt das nicht, dass nicht auch schon Sprachkurse auf einer anderen Ebene stattfinden können. Natürlich ist die Schriftsprache extrem wichtig für das Alltagsleben, aber für basale alltägliche Kommunikation (z.B. nach dem Weg fragen) ist man nicht auf die Schriftsprache angewiesen.
Was kann man im Alltag – so nebenher – tun, um schnell Deutsch zu lernen?
Mein Tipp ist auf jeden Fall Radiohören. Auch wenn es am Anfang super schwer ist, dem zu folgen. Besonders für Anfängerinnen und Anfänger ist die Deutsche Welle empfehlenswert. Die haben besonders langsam gesprochene Nachrichten im Programm. Außerdem gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Podcasts und Youtube-Videos. Ein sehr berühmter Podcast ist zum Beispiel "Easy German". Da wird auch über alltägliche Themen gesprochen und über aktuelle politische und gesellschaftliche Debatten. Das Angebot gibt es auch als App. Wer ein Smartphone hat, sollte so etwas auf jeden Fall nutzen. Auch Filme oder Serien mit deutschen Untertiteln helfen – selbst, wenn die in der Erstsprache laufen. Wer will kann auch Kinderprogramm schauen. Das ist in der Regel sprachlich einfacher gestrickt als das Programm für Erwachsene. Das wäre auch etwas, was Eltern mit ihren Kindern zusammen angucken können.
WEITERE INFOS:
Integrationskurse für ukrainische Flüchtlinge
Für Ausländerinnen und Ausländer gibt es in Deutschland sogenannte Integrationskurse. Sie bestehen aus zwei Teilen: einem Sprachkurs und einem Orientierungskurs. In letzterem geht es zum Beispiel um die deutsche Geschichte oder Rechte und Pflichten in der Bundesrepublik. Nach Angaben der Flüchtlingsbeauftragten Reem Alabali-Radovan will die Bundesregierung allen Menschen aus der Ukraine, die nach Deutschland flüchten, die Teilnahme an einem solchen Integrationskurs ermöglichen. Für ukrainische Kriegsflüchtlinge, die staatliche Leistungen bekommen, ist der Kurs kostenfrei.
Weitere Informationen dazu stellt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge auf seiner Internetseite auf den Sprachen Englisch und Russisch bereit.
BAMF - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge - Integrationskurse