Nach Einschlag einer Rakete Explosion in Polen wohl durch ukrainische Flugabwehrrakete
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16. November 2022, 13:22 Uhr
Das Geschoss, das am Dienstagabend in Grenznähe von Polen und der Ukraine einschlug, war wohl eine ukrainische Flugabwehrrakete. Darüber besteht inzwischen weitgehend Einigkeit unter westlichen Staaten. Der polnische Präsident Andrzej Duda sprach von einem unglücklichen Zwischenfall.
Nach dem Einschlag einer Rakete in einem polnischen Grenzort gibt es Hinweise darauf, dass es sich um eine Flugabwehrrakete aus der Ukraine handelt. Diese Einschätzung der USA teilen inzwischen auch die polnische Regierung sowie die Nato.
US-Präsident Joe Biden hatte bereits am frühen Morgen beim Treffen von Staats- und Regierungschefs der Nato- und G7-Staaten am Rande des G20-Gipfels auf Bali mitgeteilt, dass die US-Regierung von einer fehlgeleiteten Rakete aus der Ukraine ausgehe. Er soll Berichten zufolge von einer Rakete des Systems S-300 gesprochen haben. Das System russischer Bauart ist wesentlicher Bestandteil der ukrainischen Flugabwehr.
Polen und Nato bemühen sich um Deeskalation
Der polnische Präsident Andrzej Duda hatte ebenfalls mitgeteilt, er sehe keinen Beweis für einen absichtlichen Angriff auf sein Land. Die im Osten niedergegangene Rakete sei in Russland hergestellt worden, es gebe aber keinen Beweis dafür, dass sie auch von dort abgefeuert worden sei. Es sei sehr wahrscheinlich, dass die Rakete von der ukrainischen Luftabwehr eingesetzt worden sei. Vermutlich handele es sich um einen unglücklichen Zwischenfall.
Dem schloss sich am Mittag auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nach einer Sondersitzung des Nato-Rats in Brüssel an. Es sei wahrscheinlich, dass eine ukrainische Luftabwehrrakete versehentlich in Polen eingeschlagen sei. Die sei aber nicht die Schuld der Ukraine, betont Stoltenberg. Russland müsse diesen "sinnlosen Krieg" beenden. Zudem sagte Stoltenberg, es gebe keine Hinweise, dass Russland offensive militärische Aktionen gegen die Nato vorbereite.
Zwei Tote in polnischem Dorf nahe der Grenze zur Ukraine
Nach Informationen des privaten polnischen Radiosenders ZET war am Dienstagabend eine verirrte Rakete in dem polnischen Dorf Przewodow nahe der Grenze zur Ukraine eingeschlagen. Nach Angaben der Feuerwehr sind dabei zwei Menschen ums Leben gekommen. Noch am Dienstagabend versetzte Polen einen Teil seiner Streitkräfte in erhöhte Bereitschaft.
Polen ist Mitglied der EU und des westlichen Verteidigungsbündnisses Nato. Regierungssprecher Piotr Müller warnte davor, ungeprüfte Informationen zu verbreiten. Alle Informationen aus dem Ausschuss für Sicherheit und Verteidigung der polnischen Regierung sollten später auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, kündigte er laut PAP an.
Moskau spricht von Provokationen
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat sich unmittelbar nach dem Ereignis betroffen gezeigt. "Meine Gedanken sind bei Polen, unserem engen Verbündeten und Nachbarn", schrieb die Grünen-Politikerin am Dienstagabend auf Twitter. "Wir beobachten die Situation genau und stehen in Kontakt mit unseren polnischen Freunden und Nato-Verbündeten."
Das Verteidigungsministerium in Moskau bezeichnete die Berichte über einen Einschlag russischer Raketen auf polnischem Staatsgebiet indes als Provokationen. Es seien keine Angriffe mit russischen Waffen auf Ziele nahe der polnisch-ukrainischen Grenze ausgeführt worden. Der Verteidigungsexperte Thomas Wiegold sagte tagesschau24, es würden inzwischen Hinweise darauf kursieren, dass die Ukraine russische Raketen oder Lenkflugkörper abgeschossen habe und die Trümmer eben in Polen eingeschlagen seien.
dpa/Reuters/AFP(nvm,kar)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 15. November 2022 | 20:30 Uhr