Fehlerhaftes Update Weltweite IT-Probleme – Mitteldeutschland vereinzelt betroffen
Hauptinhalt
19. Juli 2024, 21:55 Uhr
Eine globale IT-Störung sorgt für erhebliche Probleme in zahlreichen Unternehmen – am Berliner Flughafen BER läuft der Betrieb langsam wieder an. Kliniken in Schleswig-Holstein sagen geplante Operationen ab. Bisher gibt es nur vereinzelt Störungen in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rechnet nicht mit einer schnellen Lösung der Probleme.
- Eine weltweite IT-Störung sorgt für Probleme in Unternehmen und Organisationen. In Deutschland sind unter anderem Flughäfen, Finanzdienstleister und Krankenhäuser betroffen.
- Der Betrieb am Berliner Flughafen BER musste zwischenzeitlich eingestellt werden. Mitteldeutsche Flughäfen waren nicht betroffen.
- Auch die Krankenhäuser in Mitteldeutschland meldeten keine Störungen.
- In Thüringen und Sachsen kam es lediglich zu vereinzelten Einschränkungen.
Ein weltweiter Ausfall von Computersystemen sorgt für Störungen. In zahlreichen Ländern – darunter Deutschland, USA, Spanien, Niederlande und Indien – wurde der Flugverkehr teilweise eingestellt.
Dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zufolge hat die globale IT-Störung zwei Ursachen. "Eine Ursache ist ein fehlerhaftes Update einer Sicherheitslösung des Herstellers Crowdstrike", teilte BSI-Präsidentin Claudia Plattner am Freitagnachmittag mit. Dabei handele es sich um das Produkt Falcon. "Die Nutzer dieser Software sind die Betroffenen." Eine weitere Ursache sei die Störung bei dem Microsoft Dienst Azure. Das BSI rechnet nicht mit einer schnellen Behebung der Störungen. "Die Probleme werden einige Zeit andauern. Wir können nicht mit einer sehr schnellen Lösung rechnen", sagte Plattner.
Crowdstrike teilte am Mittag deutscher Zeit mit, der Fehler sei identifiziert und mittlerweile behoben. Firmenchef George Kurtz schrieb auf der Online-Plattform X, Kunden würden nun auf ein Download-Portal für ein neues Update verwiesen. Es habe sich nicht um einen Hackerangriff gehandelt.
Zahlreiche Unternehmen und kritische Infrastruktur betroffen
Einem Sprecher des Innenministeriums zufolge wertet auch das BSI den Vorfall nicht als Angriff. In Deutschland seien zahlreiche Unternehmen sowie auch kritische Dienstleistungen betroffen gewesen, sagte Plattner. Betroffen seien unter anderem Flughäfen, Finanzdienstleister und Krankenhäuser. "Dem BSI liegen aktuell 17 Meldungen von Betreibern kritischer Infrastruktur vor. Weitere Meldungen gehen derzeit ein." Zusätzlich lägen Meldungen von ungefähr 20 sehr großen Unternehmen vor. "Die Bundesverwaltung ist nach Erkenntnissen des BSI nicht betroffen. Zu Landes- und Kommunalverwaltungen liegen dem BSI keine Erkenntnisse vor", so Plattner.
Einzelne Flüge von Berlin nach Dresden umgeleitet
Nachdem der Betrieb am Berliner Flughafen BER zwischenzeitlich eingestellt wurde, normalisiert sich die Lage. Die Passagier-Abfertigung laufe weitgehend wieder, sagte eine BER-Sprecherin am Freitag. Es könne allerdings noch zu Wartezeiten oder Verspätungen kommen. Bei Lufthansa und ihre Tochter Eurowings kommt es den Fluggesellschaften zufolge zu Probleme bei der Buchung von Flügen. Eurowings streicht aufgrund anhaltender technischer Störungen alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15 Uhr. Ryanair, Condor sowie weitere Airlines meldete Probleme beim Check-In.
Der Sprecher der Mitteldeutschen Flughafen AG, Uwe Schuhart, sagte MDR SACHSEN auf Anfrage, die Flughäfen Leipzig/Halle und Dresden seien von den IT-Problemen nicht betroffen. Jedoch seien Flüge nach Dresden umgeleitet worden, die nicht in Berlin landen konnten. "Sechs Flüge von Ryanair und Eurowings sind in Dresden gelandet, unter anderem aus Athen, Rom, Dublin und Marseille", so Schuhart. Die Flughäfen in Köln und Düsseldorf meldeten hingegen Verzögerungen beim Check-In.
Krankenhäuser in Mitteldeutschland bislang nicht von Störung betroffen
Die Störung hat auch Auswirkungen auf den Krankenhausbetrieb. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte für Freitag alle geplanten Operationen an ihren Standorten in Kiel und Lübeck ab. Das teilte die Klinik auf ihrer Internetseite mit.
An den beiden Universitätskliniken in Leipzig und Dresden habe es zunächst keine Auswirkungen gegeben, teilten die jeweiligen Presseabteilungen auf Anfrage mit. Auch dem Klinikum Chemnitz waren keine Störungen bekannt. An den Universitätskrankenhäusern in Sachsen-Anhalt läuft der Betrieb nach Recherchen von MDR SACHSEN-ANHALT ebenfalls ohne Beeinträchtigungen. Der Sprecher der Uni-Klinik Halle Uwe Zippenfennig erklärte, noch spüre man keine Folgen. Ähnlich äußerte sich ein Vertreter des Uniklinikums in Magdeburg. Es gebe keine Probleme, weil man die Microsoft-Cloud-Lösung 365 nicht benutze.
Aus dem Thüringer Innenministerium hieß es, dort seien grundsätzlich keine Einschränkungen bekannt. Auch am Universitätsklinikum Jena und am Flughafen Erfurt berichteten die Verantwortlichen zunächst von einem normalen Betrieb. Am Flughafen war für den Freitag aber ohnehin kein Abflug mit Passagieren geplant.
Vereinzelte Einschränkungen in Thüringen und Sachsen
Der Lebensmittelhändler Tegut mit Sitz im osthessischen Fulda meldete am Freitag, er sei auch von Computerproblemen betroffen. In vielen Filialen funktionierten die Kassensysteme nicht mehr, sagte ein Sprecher. Am Vormittag wurden schließlich die 340 Filialen in Deutschland vorübergehend geschlossen, wie das Unternehmen mitteilte. Betroffen waren auch Filialen in Thüringen. Inzwischen seien alle Läden wieder offen, meldete Tegut am Freitagnachmittag.
Auch die Thüringer Apotheken berichteten von Störungen. Der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes Stefan Fink sagte MDR THÜRINGEN, etwa jede zehnte Apotheke sei nur sehr eingeschränkt oder gar nicht arbeitsfähig gewesen, weil eine zentrale Software, über die unter anderem die Kassen laufen, nicht funktioniert habe. Wenn das System nicht funktioniere, könne man nicht einmal Vitamintabletten verkaufen, so Fink.
Im sächsischen Görlitz meldeten die örtlichen Stadtwerke eine Störung der IT-Systeme. Das berichtete die "Sächsischen Zeitung". Die Sächsische Staatsverwaltung ist demnach nicht von den Problemen betroffen. Auch aus den Kommunen seien bislang keine Ausfälle gemeldet worden.
Rundfunk und Cloud-Systeme betroffen
Das wichtigste britische Bahnunternehmen meldete IT-Probleme, in Australien waren neben dem Flugverkehr auch Rundfunksender und Supermarktketten betroffen. In Großbritannien konnte der Nachrichtenkanal Sky News nicht senden. Auf "allestörungen.de" mehrten sich zudem Störungsmeldungen bei den großen Cloud-Anbietern Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure und Google Cloud.
dpa, reuters,AFP (kar,mbe)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 19. Juli 2024 | 10:00 Uhr