Das Russische Nationalballett, 2020
Haben russische Balletttänzer und Tänzerinnen Verbindungen zum russischen Staatsballett und zur Regierung? Bildrechte: IMAGO / Future Image

Hörer machen Programm Haben russische Balletttänzer und -tänzerinnen Verbindungen zur russischen Regierung?

12. Januar 2024, 05:00 Uhr

Das Russische Ballett ist bekannt für seine hohe tänzerische Qualität. Allerdings steht seit dem russischen Angriffskrieg auch die Frage im Raum, ob die Tänzerinnen und Tänzer Verbindungen zum Staatsballett und damit auch zur russischen Regierung haben.

Sarah Bötscher moderiert den YouTube-Nachrichtenrückblick recap. Sie steht vor einem grünen Hintergrund und lächelt in die Kamera.
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Funkelnde Kostüme und ein imposantes Bühnenbild – damit fährt das sogenannte "Grand Classic Ballet" auf. Ein Ensemble, das Ende Dezember in Weimar und am 11. Januar auch in Halle gespielt hat. Unserem Hörer ist aufgefallen, dass sich Veranstalter seit dem Krieg bei der Herkunft der Tänzerinnen und Tänzer bedeckt halten. Er will wissen: "Wer profitiert von diesen Veranstaltungen? Finanziert das deutsche Publikum damit den russischen Angriffskrieg?"

"Initiative für Frieden und Solidarität mit der Ukraine" kritisiert "Grand Classic Ballet"

Dazu haben auch Ukrainer einer Initiative in Weimar recherchiert, die "Initiative für Frieden und Solidarität mit der Ukraine". Einer der Initiatoren, Norman Heydenreich, sagt: Es gebe tatsächlich Verbindungen zum Staatsballett. "Weil die Ukrainer ja auch russisch können, konnten sie über einen Abgleich der Haupttänzer dieses 'Grand Classic Ballets' auf dessen Instagram-Account mit den Solisten des Moskauer Staatsballetts auf dessen russischer Webseite eine große Übereinstimmung der Haupttänzer feststellen. Das gilt auch für die Direktorin des Moskauer Staatsballetts. Und darüber hinaus fanden sie den Veranstalter des 'Grand Classic Ballet', Konstantin Rain, auf der Webseite des Moskauer Staatsballetts als dessen offiziellen Vertreter für Europa."

Die Initiative kritisiert, dass das nicht transparent gemacht wird. Ob Veranstalter und Publikum in solchen Fällen also den Krieg durch die Hintertür mitfinanzieren, bejaht Heydenreich: "Das Gesamtbild macht das klar. Russland richtet seine Wirtschaft und alle gesellschaftlichen Organisationen seit über zehn Jahren immer mehr auf Krieg aus. Das gilt eben auch für das Ballett, dessen Personal von allen Kriegsgegnern gesäubert wurde. Die Auslandstourneen sind auf die Maximierung der Einnahmen für den Staat und seine Kriegswirtschaft ausgerichtet. Man muss verstehen, bei jeder Tournee geht es um Millionen Euro."

Veranstalter "BE.entertained" weist Kritik zurück

MDR AKTUELL hat den besagten Veranstalter "BE.entertained" mit Sitz in Berlin für ein Interview angefragt. Der Inhaber Konstantin Rain ließ über seine Anwältin schriftlich mitteilen: "Herr Rain möchte ausrichten, dass die Zuhörer sich keine Sorgen machen müssen, denn er finanziert keine Kriegshandlungen und beschäftigt Künstler aus aller Welt. Mit der Politik hat er nichts zu tun und mit dem russischen Staatsballett ebenfalls nicht. Die im Internet zum Teil noch vorhandenen Inhalte sind nicht auf dem aktuellen Stand, insbesondere auf die russischen Inhalte hat Herr Rain keinen Zugriff und kann ihre Richtigkeit nicht garantieren." Auch die Weimar-GmbH, also die Marketinggesellschaft der Stadt, hatte sich vom Veranstalter bestätigen lassen, dass das Ensemble nicht mit dem Staatsballett gleichzusetzen sei. So heißt es in einem Bericht der "Thüringer Allgemeinen".

Auch der Präsident des Thüringer Kulturrates, Jürg Kasper, ist dafür, den Veranstaltern hier zu vertrauen und verweist auf die Kunstfreiheit im Grundgesetz: "Das ist ein hohes, schrankenloses Gut in unserem Land und das gilt nicht nur für Deutsche, sondern auch für Ausländerinnen und Ausländer. Insofern kann man nicht pauschal sagen, wir verweigern denen das. Wenn diese Künstlerinnen und Künstler aus Russland das Ganze nicht als Propagandaveranstaltung nutzen oder nicht direkt mit dem Signum auftreten, für Putin Politik zu machen, habe ich da Vertrauen in die Veranstalterinnen und Veranstalter, auch in unserem Bundesland. Und wenn das nicht unmittelbar eine russische staatliche Hintergrundsituation ist, dann sollte man das zulassen und ermöglichen, dass diese Tänzerinnen und Tänzer ihren Beruf ausüben."

Die Initiative für Frieden und Solidarität mit der Ukraine gibt sich damit nicht zufrieden. Sie hatte deshalb bei der Vorstellung in Weimar eine Mahnwache gehalten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 12. Januar 2024 | 06:23 Uhr

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