Symbolfoto: Emojis auf einem Smarphone-Display.
Emojis können Emotionen ausdrücken. Bildrechte: IMAGO

Symbole Emojis im politischen Kontext – zwischen Verständnis und Missverständnis

25. Juli 2024, 07:19 Uhr

Emojis werden immer wichtiger. In vielen Fällen bedeuten sie mehr als auf den ersten Blick zu vermuten ist. Die Melone etwa drückt Solidarität mit Palästina aus. Mit der Kombination aus Palme und Kokosnuss unterstützt man die US-Vizepräsidentin Kamala Harris. So können sie das Verständnis erleichtern – aber auch zu Missverständnissen führen.

Im Fall von Kamala Harris ist die Emoji-Kombination schnell erklärt. Harris hatte bei einem öffentlichen Auftritt Folgendes gesagt: "Alles hängt miteinander zusammen. Meine Mutter hat immer gesagt: Ich weiß nicht was mit euch jungen Leuten los ist. Glaubst du, du bist aus einer Kokospalme gefallen? Du existierst im Zusammenhang mit deinem Umfeld und all dem, was vor dir kam."

Und damit war die Kampagne auch schon geboren. "Providing context" ist auf Harris Wahlkampf-Profil auf der Online-Plattform X zu lesen. Übersetzt also: "Sie liefert Zusammenhänge". Und wer es mit Harris hält, postet eine Palme und die Kokosnuss. Coconut Tree, eben.

Emojis als politisches Symbol

Emojis würden im politischen Kontext immer beliebter, sagt Luise Ritter, Referentin für Medienpolitik und Social-Media-Expertin beim Digitalverband Bitkom: "Die Emojis waren zuerst da und ihnen wird dann politische Bedeutung beigemessen und sie werden darüber hinaus dann auch zu einem politischen Symbol. Ähnlich wie im Kontext des Wahlkampfs in den Vereinigten Staaten."

Emoji-Kugel mit lachendem Gesicht, aufgeschnitten, verschiedene andere Kugeln Matroschka-ähnlich verschachtelt, in der Mitte Emoji mit Atompilz aus dem Kopf 5 min
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Fast 3800 gibt es – und jährlich neue! Sie werden überall auf der Welt verstanden. Könnten sie also sowas wie eine neue Weltsprache werden? Und warum sehen Emojis eigentlich genau so aus? Informationen von Florian Zinner

MDR KULTUR - Das Radio Di 05.03.2024 12:10Uhr 04:40 min

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Neu sei das nicht, sagt Ritter: "Das gab es in der politischen Geschichte früher auch, dass bestimmte Symbole einer politischen Bewegung zugeordnet werden konnten. Das ist heute natürlich viel einfacher, weil wir ein Riesenrepertoire an Emojis zur Verfügung haben."

Und so hat etwa auch das Melonen-Emoji eine analoge Geschichte. Die Melone war schon in den 60er Jahren ein palästinensisches Protestsymbol in den Farben der Landesflagge. Die hatten die Israelis nämlich verboten, als sie nach dem Sechstagekrieg den Gazastreifen und das Westjordanland besetzt hielten.

Erleichterung des Verständnisses

Über ihre symbolische Bedeutung hinaus haben die Emojis aber einen ganz praktischen Nutzen: Sie können das Verständnis erleichtern. Dazu der Jenaer Medienpsychologe Tobias Rothmund: "Sie füllen eine Leerstelle aus, die darin besteht, dass bei textbasierter Kommunikation, Stimmungen und Emotionen nicht so leicht transportierbar sind wie in einer alltagsweltlichen Kommunikationssituation. Entsprechend füllen Emojis diese Leerstelle."

Dort wo Emotionalität im Spiel sei, gewännen diese Symbole dann an Bedeutung. Das sei bei Massenkommunikationsmedien wie X natürlich von Vorteil, sagt Rothmund.

Von Nachteil ist es aber für all diejenigen, die sich über die Symbolkraft einiger Emojis nicht im Klaren sind. Dazu noch Mal Luise Ritter vom Digitalverband Bitkom: "Das ist eine Herausforderung, denn wenn Emojis in der alltäglichen Kommunikation genutzt werden, ist nicht unbedingt immer der Verweis zu einer politischen Bewegung gemeint." Wenn ein Emoji erst mit einer bestimmten Symbolik gelabelt sei, dann bleibe sie auch daran haften, sagt Ritter.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 24. Juli 2024 | 06:40 Uhr

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