Der Oppositionsaktivist Alexei Nawalny spricht vor einer Kundgebung zur Unterstützung politischer Gefangener in Moskau. 2019
Der inhaftierte Kritiker der russischen Führung, Alexej Nawalny, ist tot. Das teilte die Gefängnisverwaltung am Freitag mit. Bildrechte: imago images/ITAR-TASS

In Strafkolonie Russischer Oppositionspolitiker Alexej Nawalny gestorben

17. Februar 2024, 20:09 Uhr

Der russische Oppositionelle Alexej Nawalny ist tot. Das berichten russische Medien unter Verweis auf die Gefängnisverwaltung. Diese teilte in einem Schreiben mit, dass Nawalny nach einem Spaziergang das Bewusstsein verloren habe. Wiederbelebungsmaßnahmen seien gescheitert. Die Todesursache sei noch unbekannt. Die Familie bestätigte den Tod am Samstag.

Alexej Nawalny ist tot. Das teilte die Gefängnisverwaltung des Straflagers mit, in das der 47-jährige Kreml-Kritiker vor einigen Monaten überführt worden war. Demzufolge starb Nawalny im Alter von 47 Jahren am Freitag in der Justizvollzugskolonie Nr. 3 im Autonomen Kreis der Jamal-Nenzen im Norden Russlands. Die Familie bestätigte den Tod am Samstag.

"Am 16. Februar dieses Jahres fühlte sich der Sträfling Nawalny A.A. in der Justizvollzugskolonie Nr. 3 nach einem Spaziergang unwohl und verlor fast sofort das Bewusstsein. Medizinisches Personal der Anstalt traf sofort ein und ein medizinisches Notfallteam wurde gerufen", zitierte die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti die Regionalabteilung des Föderalen Strafvollzugsdienstes.

Todesursache unbekannt – Kreml sei informiert

"Alle notwendigen Wiederbelebungsmaßnahmen wurden durchgeführt, führten jedoch zu keinem positiven Ergebnis. Notärzte bestätigten den Tod des Verurteilten. Die Todesursachen werden ermittelt", hieß es weiter.

Auch das Nachrichten-Portal "Meduza", das von russischen Exiljournalisten betrieben wird, berichtet vom Tod Nawalnys. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, Präsident Wladimir Putin sei in Kenntnis gesetzt worden. Weitere Details nannte er zunächst nicht.

Von Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch hieß es am Freitagnachmittag, es bestehe "fast keine Hoffnung", dass Nawalny noch am Leben sei – zuvor betonte sie, dass es noch keine Bestätigung zum Tod gebe. Nawalnys Anwalt Leonid Solowjow sagte der kreml-kritischen Zeitung "Nowaja Gaseta", dass er auf Entscheidung von Nawalnys Familie überhaupt nichts kommentiere.

Die Ehefrau von Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja, hielt am Freitag auf der Münchner Sicherheitskonferenz eine kurzfristig anberaumte Rede. Sie erklärte sichtlich erschüttert, sie könne den Tod ihres Mannes nicht bestätigen, Putins Staatspropaganda sei verlogen. Aber sollte die Nachricht stimmen, müsse sich Putin für den Tod ihres Mannes verantworten. Putin und seine Unterstützer dürften nicht straflos davonkommen für das, "was sie unserem Land, meiner Familie und meinem Mann angetan haben". 

Nawalny verbüßte jahrelange Haft in Strafkolonie

Nach einem Giftanschlag 2020 in Russland war Nawalny zu seiner Behandlung nach Deutschland ausgereist. Im Januar 2021 kehrte er nach Russland zurück und wurde sofort verhaftet.

Demonstrant mit einem Bild von Alexej Nawalny
Die jahrelange Haft in Russland setzte Nawalny zu. Viele seiner Unterstützer protestierten für seine Freilassung. Bildrechte: IMAGO/snapshot

Der Kreml-Kritiker hatte seitdem Lagerhaft in einer russischen Strafkolonie verbüßt. Verurteilt worden war er zu 19 Jahren, unter anderem wegen Extremismus. Die gegen ihn erhobenen Vorwürfe hatte er stets bestritten.

Dass die Haft im Straflager, wo viele Menschen unter ungeklärten Umständen sterben, lebensgefährlich ist, war Nawalny bewusst. Die vielen Sonderstrafen in Isolationshaft in einer zwei mal drei Meter kleinen Strafzelle setzten ihm sichtlich zu.

Nawalnys Team warf dem Kreml immer wieder vor, weiter alles dafür zu tun, um Putins wichtigsten Gegner auszuschalten. Die Warnungen blieben ungehört.

Seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Nawalny war einer der schärfsten Kritiker von Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dessen Machtapparat.

AFP,Reuters,dpa(jst, lmb)

Dmitri Gudkow 4 min
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