Gewölbekeller Nach Hotel-Insolvenz: Die Wartburg hat wieder ein gastronomisches Angebot
Hauptinhalt
30. Mai 2024, 07:59 Uhr
Die Wartburg ist ein Besuchermagnet. Doch mussten die Gäste seit Anfang des Jahres auf Gastronomie auf der Burg verzichten. Die Burgschänke im zweiten Burghof gehört zum insolventen Wartburg-Hotel und blieb seit Januar geschlossen. Inzwischen hat die Wartburg-Stiftung gemeinsam mit dem Eisenacher Unternehmen "Zucker & Zimt" eine Lösung gefunden: Am neuen Ort wird eine Auswahl von kleineren Speisen und Getränken angeboten.
Von der Zugbrücke aus gesehen liegt das "Zucker & Zimt am Kräutergarten" auf der entgegengesetzten Seite der Burg, am Ende des zweiten Burghofes, am Fuß der Zisterne, neben dem Südturm, im Gewölbekeller unter der bisherigen Burgschänke.
Bis in die 1960er-Jahre sei das Gewölbe als Weinstube genutzt worden, erzählt Andreas Volkert von der Wartburg-Stiftung. Zuletzt stand es weitgehend leer, beim Historischen Weihnachtsmarkt bot dort ein Kräuter- und Gewürzhändler seine Waren feil.
Da haben mein Sohn und ich gleich gesagt: Das müssen wir einfach machen.
Sozusagen über Nacht verwandelte sich das Gewölbe in ein Café mit Flair: Die Wartburg-Stiftung ließ Anschlüsse legen für Wasser und Abwasser. An der Rückwand bauten Handwerker innerhalb weniger Wochen eine professionelle Theke ein mit allen notwendigen Geräten, Kaffeemaschine und Zapfanlage.
In Kühlvitrinen locken Cupcakes, Törtchen und Quiche. Vor dem Ausgang steht ein überdachter Bratwurstrost. Die Gäste können drinnen sitzen, bei schönem Wetter aber auch die Pergola im Freien nutzen.
Etwas "Schnuckeliges" an der Wartburg gezaubert
"Was uns hier gezaubert worden ist, das ist schon schön", sagt Ulrike Marx über ihren neuen Arbeitsplatz. "Schnuckelig" sei es geworden - für sie als Team, "und auch für die Gäste, die jetzt wieder die Wartburg besuchen können mit Verpflegung - was ja leider lange nicht war." Die Burgschänke war mit dem Hotel an die Arcona-Gruppe verpachtet, die Ende November Insolvenz angemeldet hatte. Seit Januar war auch sie geschlossen.
Für die Wartburg-Stiftung ein Problem, sagt Andreas Volkert, man habe intensiv nach einer Lösung gesucht. Da das Café noch verpachtet war, konnte es nicht erneut verpachtet werden. Deshalb brauchte es einen neuen Ort - und natürlich einen neuen Betreiber. Mit dem Unternehmen "Zucker & Zimt", das in Eisenach mehrere Cafés und eine Eismanufaktur betreibt, gab es ohnehin schon eine gute Zusammenarbeit beim Weihnachtsmarkt.
"Zucker & Zimt" aus Eisenach mit weiterem Objekt
Das neue Café auf der Wartburg sei schon eine Herausforderung, sagt Beate Eichholz von "Zucker & Zimt". Eigentlich habe sich die Familie gesagt, die Eisproduktion sei das zweite Standbein. Und nicht noch mehr Gastronomieobjekte.
Aber als sie von Möglichkeit erfuhren, etwas auf der Burg zu machen, "da haben mein Sohn und ich gleich gesagt: Das müssen wir einfach machen", sagt Eichholz, "dieser herrliche Blick von hier oben, die Lage, die Burg - das gehört so zur Stadt. Und da haben wir gesagt: Wenn das passt, machen wir das sofort."
Seit Mai ist das Café am Kräutergarten mit zwei Ruhetagen in der Woche geöffnet, ab Juni wird es täglich von 11 bis 17:30 Uhr betrieben. Das Angebot sei sogar noch breiter als bisher, sagt Andreas Volkert. Da habe es vor allem Kuchen gegeben.
Nun bekommen die Gäste erstmals frisch gegrillte Bratwurst in der Burg, neben der klassischen Ausgabe auch eine Rindswurst und eine vegane Variante sowie Rostbrätel. Dazu zwei Suppen und zwei Sorten Gemüsequiche. Außerdem Konditorei-Spezialitäten und selbstgemachtes Eis.
Wegen der fehlenden Küche sei das Angebot eine Herausforderung gewesen, sagt Beate Eichholz. Ihr war wichtig, regionale Produkte anzubieten, viel Bio, heimisches Bier, vieles aus eigener Herstellung.
Bratwurst und Cupcake
Das wird bisher gut angenommen. Eine Familie mit drei Kindern versorgt sich am späten Vormittag schon mal mit Bratwurst. Eine Gruppe aus der Schweiz schaut sich in der Vitrine die "Wartburg-Türmchen" an, einen mit Schokolade überzogenen Schichtkuchen, gefüllt mit fruchtiger Creme. "Das hat uns sehr angesprochen", sagt eine Frau, "wir kommen dann später nochmal vorbei."
Ein Ehepaar aus den Niederlanden wartet nicht so lange, sitzt mit Kaffee und Cupcake an einem der Tische im Gewölbe. Sehr wichtig sei die Gastronomie auf der Burg, sagt der Mann. "Wir waren in einem Airbnb in Eisenach, wo wir nicht gefrühstückt haben. Dies ist unser Frühstück!"
Die Wartburg-Stiftung freut sich darüber, dass das Unternehmen nicht nur die Tagesgäste, sondern auch die Konzertbesucher an den Abenden versorgt. Andreas Volkert stellt fest, "dass wir unseren Gästen einen Service anbieten können, der wirklich der Wartburg würdig ist".
Wenn im Laufe des Jahres die rechtlichen Folgen der Insolvenz geklärt sind, soll die Zusammenarbeit mit "Zucker & Zimt" erweitert werden. Dann wäre die eigentliche Burgschänke wohl wieder verfügbar. Doch der neu entdeckte Gewölbekeller soll nach Möglichkeit auch weiterhin gastronomisch genutzt werden. Man überlege, sagt Volkert, künftig zweigleisig zu fahren.
MDR (cfr)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 30. Mai 2024 | 06:50 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/975261b0-177e-4e76-b390-de25d5990296 was not found on this server.