80. Geburtstag Rolling Stones-Fan aus Waltershausen: "Happy Birthday, Mick!"

26. Juli 2023, 08:09 Uhr

Zu DDR-Zeiten war westliche Rockmusik offiziell verpönt. Doch Andreas Engel aus Waltershausen interessierte sich schon als Schüler für die Rolling Stones und ihren rebellischen Lebensstil und begann, ihre Schallplatten zu sammeln. Aus dieser Leidenschaft ist eine stattliche Sammlung hervorgegangen - nicht nur von Tonträgern. Vom Promo-Feuerzeug bis zum Kunstwerk: Dank eines weiten Netzwerks und großer Leidenschaft besitzt der Fan tausende Gegenstände - Kurioses genauso wie Raritäten.

Es begann im Jahr 1977 mit einer morgendlichen Überraschung an seiner Schule in Waltershausen. Andreas Engel, damals 15 Jahre alt, hat das Bild noch genau vor Augen: Da hatte tatsächlich jemand eine Wandzeitung über die Rolling Stones angefertigt, mit Ausschnitten aus westdeutschen Zeitschriften, Fotos und handgeschriebenem Text.

"Total geflasht" sei er gewesen, sagt Engel, von den exaltierten Frisuren der Musiker und dem Zeitgeist, den sie widerspiegelten. Doch als er nach der ersten Stunde den Rest habe lesen wollen, war die Wandzeitung spurlos verschwunden. Wer sie aufgehängt hatte, hat er bis heute nicht herausgefunden. Doch das Interesse war geweckt.

Wir waren immer schon kleine Rebellen - für uns war das was Cooles, damit konnten wir uns als 15-Jährige identifizieren.

Andreas Engel

Den nächsten Schritt zum Fan machte Engel am ersten Weihnachtsfeiertag im gleichen Jahr. Er setzte sich mittags vor den Fernseher und zeichnete mit Mikrofon und Kassettenrekorder eine ARD-Sendung über ein Rolling Stones-Konzert in Paris auf. Von der Musik sei er "hin und weg" gewesen.

Die Kassette zirkulierte anschließend im Freundeskreis, auch wenn sich Engel an Nebengeräusche erinnert wie die Nachfrage seiner Mutter, ob denn das nun wirklich sein müsse. "Da war das Virus eingepflanzt." Und: "Wir waren immer schon kleine Rebellen - für uns war das was Cooles, damit konnten wir uns als 15-Jährige identifizieren."

Platten von der Westverwandtschaft

Fortan wünschte sich Andreas Engel diese Musik. Von den Eltern bekam er einen Plattenspieler und von der Westverwandtschaft Schallplatten der Rolling Stones. "Some Girls" war die erste, die er in die Hände bekam. In der DDR dauerte es bis Anfang der 1980er Jahre, bis Amiga ein Album mit frühen Songs veröffentlichte.

Bis zum Ende der DDR hatte Andreas Engel gut zehn Zentimeter an Stones-Platten gesammelt und war der Meinung, er habe doch alles. Dass das keineswegs so war, musste er 1989 und 1990 feststellen.

"Der glücklichste Mensch der Welt"

Gleichzeitig ergab sich - schneller als gedacht - die Möglichkeit, die Rolling Stones live zu erleben. 1990 war Engel in Berlin bei einem Treffen zum Studienabschluss mit Freunden am Kudamm unterwegs und sah einen Ticketverkauf, der Karten für die "Urban Jungle Tour" der Rolling Stones anbot.

Die Tour galt eigentlich als ausverkauft. 58 DM sollte ein Ticket kosten. Engel hatte nur 50 dabei, lieh sich den Rest - und war "der glücklichste Mensch der Welt". Ganz weit oben saß er dann später im Olympiastadion. "Da ging das Fieber richtig los."

Raritäten und Unikate

Seither hat er die Band und einzelne Mitglieder in 40 bis 50 Konzerten erlebt. Und er hat weiter gesammelt, überall Plattenläden besucht, wo es ihn beruflich hin verschlug. Als studierter Maschinenbauer und IT-Spezialist ist er für globale Projekte eines großen Anlagenbauers zuständig - kommt also viel im Ausland herum.

Bald ging es nicht mehr um handelsübliche Tonträger. Engel sammelt Raritäten wie besondere Pressungen, die er in Alukoffern aufbewahrt. Außergewöhnliche Cover, Unikate wie Design-Entwürfe, handschriftliche Notizen, Geschäftsunterlagen.

Goldene Schallplatten und Warhol-Tüte

Über ein breites Netzwerk an Sammlern und Kennern und auch bei Auktionen ist er an viele persönliche Dinge der Musiker gekommen wie beispielsweise Bühnen-Outfits von Bill Wyman oder Ronnie Wood, eine Uhr von Mick Jagger, goldene Schallplatten.

Außerdem sammelt Andreas Engel Promotion-Artikel wie Konzertposter, Einladungskarten, Aufsteller, Feuerzeuge oder eine Papiertüte, die Andy Warhol für eine Release-Party gestaltet hatte.

Engel besitzt Bücher, Grafiken, rare T-Shirts, aber auch Kuriosa wie beispielsweise einen silbernen Mini-Kühlschrank mit der ikonischen Zunge als Türgriff.

Rebell und Geschäftsmann

Was er an Mick Jagger besonders schätzt? Als er 15 bis 20 Jahre alt war, war es der Rebell, sagt Andreas Engel - die Art, wie sich die Musiker gaben, ihr Lebensstil und ihre Texte. Aus heutiger Sicht, mit der eigenen beruflichen Erfahrung, findet Engel "absolut klasse, wie Mick Jagger das Business betreibt, wie er das Ganze managt und die Maschinerie der Firma Rolling Stones am Laufen hält".

Aber auch als Familienmensch imponiert ihm der Frontmann. Dass der sich so um seine vielen Kinder kümmere, "das ist bei Rockstars nicht so normal". Und dann stellt sich Andreas Engel für ein kurzes Video neben einen lebensgroßen Papp-Aufsteller des Jubilars und sagt: "Happy Birthday, Mick!"

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 26. Juli 2023 | 05:00 Uhr

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