Valentinstag Liebe und Dating in Zeiten von Corona: Thüringer Singles und Verliebte berichten
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14. Februar 2022, 06:14 Uhr
Partnersuche ist schon ohne Corona-Pandemie nicht leicht. Doch seit Frühjahr 2020 ist Dating noch eine Nummer komplizierter. Neue Grundsatzfrage: "Nun sag', wie hast du's mit der Impfung?"
Nach einer schmerzhaften Scheidung war ich drin, im Dating-Zirkus. Und nach einiger Zeit - zum Glück vor der Pandemie - auch wieder raus. Als die begann, hatte ich einen Mann an meiner Seite, der jeden Tag checkte, wie sich die Corona-Zahlen weltweit entwickeln, und der mit Beginn der Pandemie einfach der blieb, den ich kennengelernt und in den ich mich verliebt hatte. Er wurde nicht plötzlich zum Verschwörungstheoretiker oder Corona-Leugner. Es gab und gibt: ihn und mich - viel mehr nicht. Denn plötzlich durfte man nicht mehr ausgehen, nicht ins Kino, nicht ins Restaurant, nicht in den Urlaub - nur noch Bewegung an der frischen Luft in Kleinstgruppen - zum Beispiel zu zweit.
Wo soll man jemanden kennenlernen?
Eine Lovestory, wie sie im Fernsehen laufen könnte, hat eine Freundin von mir während der Corona-Zeit erlebt. Kurzversion: Der Mann hat sie von der Nachbarwohnung aus auf ihrem Balkon entdeckt und sich in sie verknallt. Seit einigen Monaten sind sie ein Paar, ziehen nun bald zusammen. Es war eine der wenigen Möglichkeiten, während der Pandemie überhaupt jemanden kennenzulernen.
Bei Maik aus Weimar war es so ähnlich. Während der Pandemie, im Sommer 2021, hatte er einige Dates mit einer Nachbarin. Das kann wunderbar sein oder schrecklich, falls es dann nicht klappt. Ich kenne Maik nur vom Telefon. Er hat bei MDRfragt an der Umfrage zur Liebe während der Pandemie teilgenommen. Der 39-Jährige erzählt, wie schwer es war, Unternehmungen zu finden, die man sonst so mit einer potenziellen Partnerin macht - Eis essen, Kino, Café. Im Sommer mit der Nachbarin gab es einige Monate, in denen das ging. Dann ging nichts mehr. Auch nicht mit ihr. Er sagt: "Es war kompliziert."
Inzwischen ist Maik umgezogen - allerdings wegen seiner Gesundheit, nicht wegen der Nachbarin. Aber es ist vielleicht auch gut, sich nicht ständig zu begegnen, vermute ich. Irgendwann will er auch wieder "suchen". Im Moment nicht. Manchmal läuft bei ihm freitags die "Single Time", erzählt er. Außer letztens, als gerade Fußball im Fernsehen kam. "Mit Verlängerung und Elfmeter und dem ganzen Programm habe ich es nicht mehr geschafft", so Maik. Beim Thema Fußball taut er auf. Seine Traumfrau muss kein Fußball-Fan sein, aber ihn ab und zu mal zu seinem Lieblingsverein Borussia Dortmund fahren lassen oder dulden, dass er die Spiele im Fernsehen schaut.
Flirten mit Maske? Ganz schwierig!
Auch Steffen aus Weimar hat während der Pandemie Dates gehabt. Er ist 1972 geboren und verabredete sich meist übers Internet. Doch wohin soll man gehen? Grundsätzlich blieb bei vielen Verabredungen nur die Runde durch den Park an der Ilm. Für ein zweites oder drittes Date konnte er sich auch nur drinnen verabreden, "wenn man beim Impfen und allem zur Pandemie auf einer Wellenlänge ist", erzählt er.
Warum es bisher nicht geklappt hat, will ich wissen. "Es lag sowohl an Corona - aber manchmal hätte es auch ohne Corona 'menschlich' nicht gepasst", erzählt er. Steffen arbeitet als Lehrer und hat gerade eine neue Stelle angenommen. Daher fehlt die Zeit, um weiter zu daten. Er ist nicht aktiv auf der Suche, aber "offen", wie er erzählt. Nur ein Problem gibt es:
Mit der Maske kann man nicht so gut flirten!
Neue alte Liebe
Bei Kathleen aus Ostthüringen war es wieder anders. Sie hatte sich zu Corona-Zeiten getrennt und knabberte gerade daran - als die Liebe unverhofft kam, bei der Arbeit. Jemand suchte einen Handwerker, sie erinnerte sich an ihren Ex-Freund aus Schultagen, Alexander. Vor 20 Jahren waren die beiden ein Paar. Irgendwann ging das in die Brüche. Doch der Kontakt zu Alexander schlief nie ein - während der Corona-Pandemie wurde er wieder regelmäßiger. Nach einer harten Trennung hatte sie "interessehalber abgeklopft", wie es bei ihm aktuell aussieht. Auf der Suche nach einem neuen Mann war sie eigentlich nicht. Doch wie "neu" ist er?
"Man fängt nicht komplett neu an, bei null. Man hat das Hintergrundwissen und lernt sich neu kennen. Ich entdecke auch Dinge, die waren vor 20 Jahren schon so, die sind heute so und sie werden wohl in 20 Jahren noch so sein und da muss ich mich dann fragen: Kannst du damit leben?"
Es macht den Eindruck. Kathleen lacht viel am Telefon. Sie ist eine sympathische Frau - nur fotoscheu. Ein Bild kriegen wir für den Artikel nicht. Wir unterhalten uns über Dating in der Corona-Zeit, und auch das war für sie schwierig - denn wohin soll man gehen?
Man verabredet sich zu Hause und sitzt gleich am Küchentisch - bei tiefgründigen Küchentisch-Gesprächen.
Denn nach Feierabend rausgehen, im Winter, im Dunkeln? Das war nicht nach Kathleens Geschmack. "Da geht man nicht mehr raus" - aber das muss ja nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Seit 2021 also sind die beiden wieder ein Paar und da ist es laut Kathleen auch gut, dass sie schon wusste, wie ihr Alexander tickt. "Die Einstellung zu Corona ist ja ein total neuer Aspekt. Besondes bei jemandem, den man nicht kennt.
Springe ich da jetzt mit Arschbombe ins Fettnäpfchen mit meiner Einstellung oder klopfe ich das vorsichtig ab?
Welche Einstellung es ist, wir vertiefen das nicht. Aber bei ihr und Alexander scheint es zu sein, wie bei mir anfangs beschrieben - es passt.
Freiheit oder Sicherheit?
Bei Carmen aus Weimar fing auch alles ganz toll an. Im August 2020 lernte sie über "Tinder" einen interessanten Mann kennen. "Da war die Pandemie etwas lockerer - wir hatten eine sehr, sehr schöne Anfangszeit", erzählt sie am Telefon. Doch als im November/Dezember der Lockdown kam, hatten beide plötzlich "konträre Ansichten". Sie hörte Drosten, er wollte von der Pandemie nichts wissen.
Unsere Ansichten waren reziprok. Haben viel gestritten und uns schließlich getrennt.
Carmen arbeitet in der Gesundheitsbranche, war einmal OP-Schwester. Das Verhalten, das man dabei braucht, ist ihr in Fleisch und Blut übergegangen. Sie trug Maske, hielt Abstand und sich an die Regeln. "Ich war ängstlich, er hat es unterdrückt", sagt sie rückblickend. Es folgte die erste Trennung. Als im Februar 2021 die Pandemie wieder etwas nachließ, versuchten es beide erneut und kamen wieder zusammen. "Ich hatte die Hoffnung, dass uns das Thema nicht weiter berührt. Wir waren im Urlaub. Doch dann kamen die gleichen Probleme."
Ich war inzwischen geboostert, er wollte sich nicht mal testen.
Es folgte die zweite Trennung. Beide sind nicht zerstritten oder hassen sich. Doch was man sonst manchmal so dahin sagt, trifft hier zu: "unüberbrückbare Differenzen".
Wir unterhalten uns darüber, dass man da wohl in mehrerlei Hinsicht nicht zusammenkommt … Eine dritte Auflage? Nicht grundsätzlich ausgeschlossen - geht dann aber nur ohne Corona-Pandemie. Ansonsten hofft Carmen sehr darauf, dass sie bald ihrem alten Hobby wieder nachgehen kann.
Denn das war oft der Ort für neue Bekanntschaften. "Ich war Salsa-Tänzerin. Das heißt, ich bin es noch. Kann es nur derzeit nicht ausüben", erzählt sie und scherzt: Sonst muss ich wohl beim Einkaufen bald die Augen offen halten. Denn in einigen Supermärkten holt man sich einen Korb - und das ist in dem Fall was Gutes - zum Flirten.
Keinen Korb am Korb - Dating im Supermarkt
Davon hatte ich noch gar nichts gehört. Auf Anfrage schreibt Edeka, dass es diese Aktion in Thüringen nicht gibt, aber zum Beispiel in Radeberg oder Hohenstein-Ernstthal.
Hochzeit nur ohne Maske!
Andreas aus Erfurt hatte schon lange vor der Pandemie die große Liebe gefunden. Er machte seiner Maria im Februar 2020 den Antrag. Da wussten die beiden schon, dass sie eine so große Hochzeit, wie sich beide vorstellten, nicht auf die Schnelle organisieren können. Sie wollten viele Freunde dabei haben, träumten von einer richtigen Party-Hochzeit mit rund 70 Gästen. Dann kam Corona. Massenhaft mussten Hochzeiten verschoben werden - erstmal auf 2021. Also das Jahr, in dem auch Andreas seine Maria heiraten wollte. Das machte es nicht leichter, einen Termin rund um ihren Jahrestag im Juli zu finden.
Die Zeit bis zur Hochzeit war ein "ständiges Hoffen und Bangen" - immer wieder neue Corona-Regeln, immer wieder die Angst: Hochzeitskuss mit Maske. "Im April/Mai sah es so schlecht in Thüringen aus, dass wir dachten, wir müssten die Hochzeit absagen. Denn uns war klar: Wir wollten eine große Party, wir wollten Spaß und wir wollten nicht mit Maske heiraten." Ende Juni wurde alles so weit gelockert, dass die Hochzeit bald stattfinden konnte.
Die Location machte einige Vorgaben: offene Flügeltüren, Trauung in einem Zelt, Kaffee und Hochzeitstorte auf der Terrasse. Der Trauzeuge kontrollierte die Corona-Tests der Gäste oder machte welche mit ihnen und so wurde es in einer kleinen Pandemie-Pause genau die Hochzeit, die sich alle erhofft hatten, so der 35-Jährige.
Alle, die da waren, waren total partyhungrig. Es war eine super Stimmung - noch besser als wir uns erhofft hatten.
Alles Liebe
Die Liebe, so schwierig sie während Corona-Pandemie in verschiedensten Facetten ist und so viele Hürden sie nehmen muss und musste - sie hat mal wieder gezeigt: Sie ist und hat eine große Kraft. Wir wünschen allen Getrennten, allen Hoffenden und Suchenden, allen Verliebten, Verlobten und Verheirateten einen schönen Valentinstag.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Johannes und der Morgenhahn | 14. Februar 2022 | 05:10 Uhr
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