MDRfragt Jede fünfte Partnerschaft leidet unter Corona
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14. Februar 2022, 05:00 Uhr
Die Liebe in Zeiten von Corona - auch sie trägt in einigen Fällen Kratzer davon. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen MDRfragt-Befragung, an der sich mehr als 25.000 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen beteiligt haben. So leidet fast jede fünfte Partnerschaft unter der Coronakrise und knapp die Hälfte der Trennungen in den letzten zwei Jahren hatten mit Corona zu tun. Aber: Es gibt auch Liebesgeschichten, die Mut machen.
Seit rund zwei Jahren bestimmt die Coronakrise unseren Alltag. Die Auswirkungen - etwa die Schutzmaßnahmen oder die Impfungen - wurden zum Gesprächsthema am Küchentisch. Den meisten Partnerschaften der MDRfragt-Mitglieder konnte diese Zeit zwar nichts anhaben, aber: Rund ein Fünftel der Beziehungen hat gelitten unter der Coronakrise.
Einige MDRfragt-Mitglieder haben uns geschrieben, was ihre Beziehung besonders belastet hat in den letzten beiden Jahren:
Es kommt halt zu Auseinandersetzungen, da die Kitas keinen Regelbetrieb fahren, wir aber beide normal arbeiten gehen müssen. Da stimmt was nicht.
Besuche von Theatern, Zoos, Restaurants, Stadien... Vieles, was man als Abwechslung zur Arbeit und zum Alltag nutzte, war verboten. Natürlich hat sowas Einfluss auf die Stimmung und damit auch auf die Beziehung.
Mein Partner und ich haben nicht dieselbe Vorstellung und Angst bezüglich der Erkrankung gehabt. Ich war immer sehr ängstlich und habe mich an alles gehalten, mich impfen lassen und mich getestet. Mein Partner hat sich an fast nichts gehalten und meine Ängste übergangen. Wir haben uns dadurch tatsächlich zerstritten.
Bei fast jeder zweiten Trennung spielt Corona eine Rolle
5 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden haben während Corona eine Trennung durchlebt. Bei fast jeder zweiten davon (45 %) hat Corona mit zur Trennung beigetragen, bei der anderen Hälfte (53 %) hatte die Trennung nichts mit Corona zu tun.
Auch hierzu haben einige MDRfragt-Mitglieder ihre Geschichte geteilt:
Er konnte seine Onlineseminare nur noch schwer von seinen Spieleabenden trennen, Zeit zu zweit hatten wir wenig, auch wenn wir viel zusammen waren. Dadurch haben wir uns entzweit, obwohl wir im selben Raum saßen.
Corona hat meine Familie zerstört. Meine Partnerin hat alles befürwortet, weil sie in der Altenpflege tätig ist, und ich bin gegen alle Maßnahmen.
Gleich zu Beginn von Corona vor zwei Jahren ist meine Beziehung an der räumlichen Trennung (wir lebten in zwei Haushalten) und der damit beginnenden Untreue meines Partners zerbrochen. Heute sehe ich es positiv, denn wenn eine Beziehung nicht mal ein paar Tage Quarantäne aushält, war sie es nicht wert, fortgesetzt zu werden.
Corona erschwert Dating
Vier von fünf MDRfragt-Teilnehmenden sind davon überzeugt, dass es während Corona besonders schwer ist, einen neuen Partner zu finden.
Partnersuche: Kaum Begegnungsmöglichkeiten und keine Orte für Dates
Diejenigen, die während der Pandemie selbst auf Partnersuche waren, haben angegeben, dass es vor allem an Begegnungsmöglichkeiten im Alltag und an abwechslungsreichen Orten für Dates gemangelt hat:
Einige von ihnen haben über ihre Frustrationen bei der Partnersuche geschrieben:
Man traf sich im Park für eine Stunde für einen Spaziergang im Kalten, ohne danach einen warmen Kaffee trinken und sich aufwärmen und gemütlich plaudern zu können. Corona macht eindeutig einsam!
Da seit zwei Jahren kein kulturelles Leben, wie ich es kenne, mehr stattfindet, bieten sich mir auch keine Gelegenheiten mehr, jemand neues kennenzulernen.
Liebe auf den ersten Blick: Wie geht das, wenn der Mensch eine Maske trägt?
Glücklicherweise haben viele aber auch positive Erfahrungen gemacht und trotz Corona eine neue Liebe gefunden:
Wir haben uns über eine Datingplattform kennengelernt, haben sogar letztes Jahr geheiratet ♡
Corona hat mich beim Dating nicht beeinflusst, da wir uns in einer Zeit der Lockerungen kennengelernt haben. Es war also möglich, sich auf ein Essen zu treffen oder etwas zu unternehmen.
Wir kennen uns schon ca. 40 Jahre und sind befreundet. Die Situation hat sich aus gemeinsamen Spaziergängen und Unterhaltungen ergeben. Irgendwann habe ich gedacht, jetzt nimmst du einfach mal ihre Hand und dann war es bei beiden passiert.
"Das Leben ist anstrengend geworden. Aber der Zusammenhalt ist stärker."
Das Zitat von MDRfragt-Teilnehmer Reiner S. aus Mittelsachsen steht stellvertretend für viele mutmachende Liebesgeschichten aus der Befragung. Viele haben uns geschrieben, dass ihre Beziehung durch die Krise gewonnen hat:
Wir haben bemerken dürfen, dass wir auch in Krisenzeiten und nur als Familie/Paar gut harmonieren.
Mein Mann war viel im Außendienst und mehrere Tage die Woche unterwegs. Seit Corona geht vieles per Videokonferenz. Dadurch haben wir mehr gemeinsame Zeit am Abend.
Wir sind uns wieder näher gekommen. Wir wissen, was uns unsere Partnerschaft bedeutet.
Valentinstag für deutliche Mehrheit unbedeutend
Egal, ob frisch verliebt, jahrzehntelang verheiratet oder gerade Single: 81 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden sagen, dass der Valentinstag in ihrem Leben keine Rolle spiele. Nur jeder Fünfte schreibt dem Tag eine Bedeutung zu.
Fast alle MDRfragt-Teilnehmenden sind der Meinung, dass in einer Beziehung andere Tage wichtiger sind als der Valentinstag. Die überwiegende Mehrheit denkt, dass es keinen speziellen Tag braucht, um sich seine Liebe zu zeigen und dass der Valentinstag zu kommerziell sei. Ein gutes Drittel ist zudem von diesem Tag genervt. Für einige hat der Valentinstag aber doch eine ganz besondere Bedeutung, wenn auch in einem etwas anderen Sinne:
Ich mag den Valentinstag, weil unser Sohn Valentin heißt. Es verbinden sich für uns auch dadurch viele lustige Anekdoten.
Meine jüngste Tochter hat an Valentinstag Geburtstag. Das ist das schönste Geschenk, was meine Frau uns machen konnte.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 04.02.- 08.02.2022 stand unter der Überschrift:
Liebe in Zeiten von Corona - Beziehungsflaute oder Zeit für Zweisamkeit?
Insgesamt sind bei MDRfragt 55.682 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 08.02.2022, 17.30 Uhr).
25.167 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 441 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.425 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 10.693 Teilnehmende
65+: 9.608 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 13.031 (53 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.187 (24 Prozent)
Thüringen: 5.949 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.123 (48 Prozent)
Männlich: 12.990 (52 Prozent)
Divers: 54 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 14. Februar 2022 | 16:00 Uhr