Rückblick Userkommentare im September
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05. Oktober 2023, 10:36 Uhr
Die Nordhäuser OB-Wahl wurde lebhaft kommentiert, aber nicht so intensiv wie die Sonneberger Wahl: Unser Kommentar-Rückblick, in dem am Ende das Kommentarteam mit einem Soundcheck zum eingerissenen Ton zu hören ist.
Inhalt des Artikels:
Die Zahlen
Auffallend war der starke Rückgang bei Facebook, was aber zu einem großen Teil mit der Reichweitenmechanik dieser Plattform zusammenhängt. Sie spielt derzeit diskussionsstarke politische Themen schwächer aus. Werden weniger User erreicht, sinkt auch die Kommentarzahl, obwohl wir hohe Gesprächsfreudigkeit bei vielen betroffenen Themen registrieren.
Auf der Webseite hatten wir 306 eigene Artikel, davon insgesamt 55 Prozent kommentierbar. Allerdings hatten wir in diesem Monat einen sehr hohen Anteil an sogenannten Blaulichtthemen wie Unfällen, Todesmeldungen, Ermittlungsverfahren oder Prozessen, die normalerweise nicht kommentierbar sind. Außerhalb dieses Bereichs waren 83 Prozent der Artikel kommentierbar. Facebook hatte 250 Postings, Instagram 124.
In der ersten Aprilwoche trieb das Facebook-Posting zum Absatzrekord von Vita Cola die Zahlen, und im Juni wurde die Landratswahl in Sonneberg überdurchschnittlich intensiv diskutiert. Der Peak Anfang August geht auf Sommerinterviews und den Bürgerdialog des Bundeskanzlers in Erfurt zurück.
Die Topthemen
Natürlich spielte die OB-Wahl in Nordhausen eine große Rolle auf allen drei Kanälen. Das schon auch lebhafte Politikinteresse auf Instagram ist dabei eine etwas neuere Entwicklung.
Die unterschiedlichen Topthemen spiegeln aber nicht nur das Userinteresse daran wider, sondern auch die etwas unterschiedlichen Inhalte auf den verschiedenen Kanälen. Nicht alle Seitenartikel werden zu Postings auf Facebook oder Instagram, wo wir auch viele "leichtere" oder Alltagsthemen posten.
...und noch mehr
Zur Nordhäuser OB-Wahl bekamen wir innerhalb von vier Minuten zwei Postings, die uns Wahlwerbung vorwarfen - einmal für den einen und einmal für den anderen Stichwahl-Kandidaten. Wir waren wenig beeindruckt ;-) Es gab zwar reichlich Kommentare rund um die Nordhäuser OB-Wahl - insgesamt aber nicht die Menge wie bei der Sonneberger Landratswahl.
Weniger Quantität und dafür reichlich Konkretes bieten Alltagsthemen wie die veschiedenen Versuche mit 24-Stunden-Läden, diesmal in Martinroda.
Eher überraschend für uns war dann, dass ein auf der politischen Ebene heftig diskutiertes Thema wie Wärmepumpen bei einem Beitrag mit einer Firma über konkrete Installationen auf fast keine Kommentarresonanz stieß. Äußerst lebensnahe und konkrete Diskussionen mit vielen eigenen Erfahrungen entwickelten sich auch zu Kita- und Schulessen, ausgehend von einem Problemfall im Eichsfeld. Auf der Webseite und auf Facebook wendeten unsere User vor allem die Kostenfrage zwischen Belastung der Eltern, Qualitätsansprüchen und finanziellen Möglichkeiten der Anbieter und Kommunen - und eines mehrfach gewünschten höheren staatlichen Zuschusses dafür.
Userzitate
"hatte in meinem leben ein einziges mal kontakt mit lungenhaschee ... es war schulessen in der ddr und die erzieher wollten uns zwingen den fraß runterzuwürgen. dazu gabs kartoffelpüree, darunter mußten wir das zeug verstecken, damit uns der gang zum abfallkübel erlaubt wurde." (mattotaupa in Diskussion um Qualität des Schulessens) - "Egaaaal, den meisten Eltern ist es egal, was ihre Kinder essen, Hauptsache günstig. Ich finde das ziemlich crazy." (Stephanie Block zum gleichen Thema) - "Sowas müsste gefördert werden, dass jeder das Recht auf eine warme Mahlzeit hat!" (Pamela Stier ebenfalls zu Kita- und Schulessen) - "Wenn Du eine Pause brauchst. Es steht noch Salat in der Küche." (erstes Posting einer neuangemeldeten Userin nicht zum Essensthema) - "Ja, wer zunehmen will, muss sich jetzt mal beeilen." (Marco Schmidt über im Spätsommer angebotenes Weihnachtsgebäck) - "'Nutztiere gerissen' - wir essen sie doch auch!" (Jan Panknin zur Diskussion um einfacheren Abschuss von Wölfen zum Schutz von Schafen) - "Regel Nummer eins in Deutschland: Kein Thema steht alleine für sich so positiv, dass es nicht irgendjemanden gibt, der was zu meckern hat." (Monazit über die Diskussion zur Welterbe-Entscheidung zugunsten Erfurts) - "Ich finde, das Gendern ist auf der politischen Bühne ein rein populistischen Thema und wird vollkommen überhöht. Diese Diskussion kann man sich sparen und das den Leuten selbst überlassen, ohne Verbote oder Gebote." (AlexLeipzig mit einer fast schon ausgefallenen Meinung in einer wie immer intensiven Debatte ums Gendern)
Soundcheck: MDR-Team liest User-Zitate
Die Tonlage in den veröffentlichten Kommentaren ist nicht ganz repräsentativ für den gesamten Eingang. Deshalb hat Ihnen das Kommentarteam hier mal einen kleinen Querschnitt des nicht veröffentlichen Materials mittelgroßer Schwere aufgenommen, das aus Kommentaren der User untereinander oder Mails an uns stammt.
Im Nachhinein die Frage: War der jeweilige Ärger tatsächlich diese Tonlage wert, mit der man sich ja doch schon auch ein wenig vorstellt? Würde man das im Alltag einem anderen Menschen genau in diesem Ton ins Gesicht sagen? Wir können für einen etwas zivileren Ton natürlich nur werben. Ansonsten sind wir hier auf Arbeit, wo es auch dazugehört, Ausfälliges hinzunehmen. Allerdings können wir sachlich-praktisch darauf hinweisen: Solche Reaktionen bringen halt nichts.
MDR (csr)
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