Zwei junge Frauen sitzen in der Sonne und lachen
Im Alltag selbstverständlich - online weniger. Frauen beteiligen sich vergleichsweise selten an Diskussionen im Netz - auch ein Thema in unserem März-Rückblick. Bildrechte: imago images/Addictive Stock

Rückblick Von Attila bis ZT 300: Thüringer Userkommentare im März

03. April 2023, 11:30 Uhr

Energie, ein Lehrer aus Kanada und Pflegekosten gehörten zu den am heftigsten diskutierten Themen bei unseren Usern - auch wenn es da schon deutliche Unterschiede zwischen Webseite, Facebook und Instagram gibt.

Die Zahlen

Nicht unerwartet sank die Kommentaraktivität leicht im Vergleich zum Februar. Auch in den Jahren vor Corona hatten wir beobachtet, dass zum Frühjahr hin die Zahlen etwas zurückgehen - nach grober Faustformel, wenn sich die Baumarktparkplätze an Wochenenden wieder deutlicher füllen.

Auf der Webseite hatten wir 353 eigene Artikel, davon rund 70 Prozent kommentierbar (vor allem "Blaulichtthemen" sind in der Regel nicht kommentierbar). Facebook hatte 337 Postings, Instagram 124.

Die Spitze Mitte August 2022 und das danach folgende hohe Niveau gehen auf das Ende der Sommerferien zurück sowie die Sommerinterviews und die ab dieser Zeit verschärften Sorgen vor Inflation und Energiepreisen.

Die Topthemen

Bei der Verteilung zwischen den drei Kanälen hatte die Webseite den höchsten Politik-Anteil bei den meistkommentierten Themen, während auf Facebook auch einige alltagsnähere Themen wieder hohe Resonanz hatten.

Mangels realer Flüchtlinge in Schleusingen drehte sich diese Debatte um die Vorstellungen zu Flüchtlingen im Allgemeinen und Besonderen mit vielen Nebenaspekten bis zur Drangsalierung junger Rekruten in Kasernen. Im Verhältnis zum Diskussionsgeschehen auf vielen Seiten gab es bei uns dazu aber halbwegs breite Beteiligung: Dass 15 Prozent der User für die Hälfte der Kommentare nötig waren, geht deutlich über meist genannte Werte von zehn Prozent und weniger hinaus. Deutlich mehr als 60 Accounts waren in der Diskussion zu lesen.

...und noch mehr

Abseits der zahlenmäßigen Topthemen gab es etliche sehr faktenhaltige Debatten um konkrete Dinge wie auf Facebook zur 35-Stunden-Woche und intensive Diskussionen zum Thema Energie. Ob E-Autos oder diesmal Solaranlagen - sobald es um konkrete Technik und Kosten geht, verläuft es durchschnittlich sachlicher als im Fall von Klimaprotesten wie auf dem Jenaer Schornstein. Unter den Diskutanten fand sich - was unter Politikern noch relativ selten ist - auch wieder Ministerpräsident Bodo Ramelow ein bei der Diskussion um Wahlverfahren für Ministerpräsidenten, was dann auch bei Kontrahenten aus unterschiedlichen Lagern auf Lob stieß.

Deutliche Unterschiede zwischen Webseite, Facebook und Instagram

Als wir auf Facebook und Instagram zum "Tag der Komplimente" posteten, gab es sehr unterschiedliche Reaktionen - mürrische auf Facebook und freundliche auf Instagram.

Es war ein Schlaglicht, ist aber nicht zu verallgemeinern: Als wir über den 93-jährigen Feuerwehrmann aus dem Eichsfeld berichteten, schwappte auf Facebook eine Flauschwelle herein mit weit mehr als 3.000 Likes und vielen begeisterten und anerkennenden Kommentaren. Auf der Seite wiederum herrschte zu diesem Thema Schweigen im Kommentarbereich.

Unberechenbares Publikum

Sie sind eben unterschiedlich unsere drei digitalen Kneipen - und unberechenbar: Zwar wird regelmäßig in Diskussionen über Demokratiedefizite und mutmaßlich geringe Mitbestimmungsmöglichkeiten geklagt. Als aber der Petitionsausschuss Thema in einem FAQ war, blieb es darunter auf der Webseite absolut still mit null Kommentaren, genauso wie zu einem Bürgerentscheid in Büßleben.

Ach so: Häufiger mit Witz und Humor geht es auf Facebook zu nicht nur beim Thema Fensterputzen, weniger bis kaum auf der Seite.

Userzitate

"Wozu Fenster putzen, was draußen los ist kann ich googeln" (Reiner Ehle zur Frage nach Fensterputz-Tipps) - "Gar nicht... Privatsphäre ist auch wichtig" (pinchen unger zum gleichen Thema) - "Aber wer hat denn heutzutage noch eine Tageszeitung?" (Lothar Wolf zu einem Tipp fürs Abtrocknen)

"Wenn die KI wirklich intelligent wäre, würde Sie antworten; mach es selber, denn es sind deine Hausaufgaben." (Anni22 zu KI in Schulen) - "Das können nur Motörhead bei ihrem letzten Auftritt in der Bude verursacht haben" (Eddi Radestock zur Sperrung der Thüringehalle wegen Statikproblemen) - "Bis Weihnachten gesperrt? Aber nicht 2023!" (Tamico161 zum gleichen Thema) - "Ich finde es aber seltsam, dass sie diese Erfahrungen verallgemeinern! Ein Beispiel: eine Erfurter:in nimmt Ihnen einen Parkplatz weg, sind dann jetzt alle Erfurter:innen so?" (DermbacherIn zu Verallgemeinerungen in Thread zu Deportationen von Sinti und Roma in der NS-Zeit) - "Sis is not so einfach, there could ja jeder kommen." (Maik Deumlich über kanadischen Lehrer, der in Thüringen nicht als vollwertiger Englischlehrer anerkannt wird, was mehrfach heftige Reaktionen auslöste)

Wir haben da eine Frage an Sie

Nein, wir kennen den Frauenanteil unter unseren Usern nicht, da die Pseudonyme nichts über das Geschlecht verraten (müssen). Allerdings: Auch ohne harte Statistik sind wir uns sicher, dass wie auf vielen Online-Diskussionplätzen Frauen deutlich in der Minderheit sind. Auf Facebook ist ihr Anteil - nach vorsichtigem Eindruck - deutlich höher. Eine der selteneren Recherchen zu dem Thema gab es in der NZZ. Die extreme Seite: Wer sich als Frau im digitalen Raum äußert, riskiert oft mehr als nur simple Gegenrede, sondern massivere und sexualisierte Attacken. Auch so etwas ist übrigens ein Grund, warum Anonymität im Netz seine entscheidende Berechtigung hat als Schutz vor solchen gezielten abwertenden Attacken. Frauen sagen außerdem häufig, dass sie sich nicht so gern öffentlich äußern, wenn sie sich in einem Thema nicht ausreichend sicher fühlen.

Frau liegt auf Sofa, ihren Kopf zwischen Monitor und Tastatur eines Notebooks gesteckt
Kein Bock auf Online-Diskussionen? Schade. Bildrechte: colourbox

Andererseits: Wir erwarten hier keinen "Fachdiskurs", sondern bieten eine Plattform zum Austausch von Meinungen. Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn jemand nicht jede Meinung als feststehend wie das Ohmsche Gesetz postuliert. Häufig auch genannt: Der Umgangston. Er sei Frauen oft zu heftig. Unsere Facebook-Erfahrungen mit Diskutantinnen bestätigen diesen Wunsch nach mehr Sanftheit nicht unbedingt, aber das muss jetzt ja nicht repräsentativ sein - vor allem für diejenigen nicht, die sich eben nicht äußern.

Aus unserer Sicht ist leider wenig zu ändern, außer unserem Bemühen verbalen Knüppeleinsatz weitgehend zu unterbinden. Allerdings bekämen noch mehr rote und gelbe Karten für hartes Einsteigen auch wieder nicht unberechtigte Kritik, dass wir dann zuviel Diskussion unterbänden. Jetzt hoffen wir noch auf ein paar Stimmen von Ihnen dazu.

MDR (csr)

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