Umweltschutz Stadtverwaltung Neuhaus am Rennweg beschäftigt seit Juni fünf Schafe
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17. Juli 2024, 12:00 Uhr
Sie unterstützen die Bauhof-Mitarbeiter und ersetzen den Rasenmäher: Die südthüringische Stadt Neuhaus am Rennweg hält sich seit Juni fünf Schafe. Das bedeutet seitdem auch tägliche Arbeit für ein mehrköpfiges Team der Stadtverwaltung - auch am Wochenende.
Thomas Herber wollte ihnen eigentlich keine Namen geben. Aber dann ist es doch passiert. Er nennt die fünf jungen Merinoschäfchen Marlene, Marie, Angela, Clara und Rosa. "Nach jeweils fünf großen Frauen", sagt er und grinst.
Sie sind erst seit Anfang Juni in Neuhaus, ihm aber schon jetzt ans Herz gewachsen. An den Herbst, das gibt Herber zu, darf er jetzt erst mal nicht denken. Dann gehen die fünf Rasenmäher auf vier Beinen wieder zurück in die Schäferei nach Eisfeld. Dort können die Tiere allerdings nicht mehr in die große Herde integriert werden. Vermutlich werden sie geschlachtet.
Die Tiere sind im Frühjahr im Stall geboren worden. Herber hat sie mit einem Tier-Hänger abgeholt und langsam an Grünfutter gewöhnt. Inzwischen fressen ihm die Fünf aus der Hand. Er muss nur mit dem kleinen schwarzen Emaille-Topf klappern, schon sind die Schafe da und springen auch bereitwillig in den Hänger. "Das ist wichtig, damit wir sie gut einfangen können. Auch wenn sie auf andere Flächen umgesetzt werden, ist das praktisch", so Herber.
Von der Reinigungskraft bis zum Bürgermeister: Mehrköpfiges Team kümmert sich um Schafe
Thomas Herber ist in der Neuhäuser Stadtverwaltung eigentlich der Wegewart. Und nun auch so ein bisschen der hauptamtliche Stadtschäfer. Auch am Wochenende schaut er mindestens einmal am Tag nach den Tieren. Wenn er im Urlaub ist, springen Helfer ein. Auch die Reinigungskraft im Rathaus und der Bürgermeister Uwe Scheler (parteilos) helfen aus.
Das Projekt Stadtschafe nahm im Jahr 2022 seinen Anfang. Damals hat sich die Stadt erfolgreich bei dem Landesprogramm "Mehr Natur in Dorf und Stadt" beworben. Durch die Beweidung der Grünflächen mit Schafen sowie mehreren neu angelegten Blühwiesen sollten die Bauhofmitarbeiter einerseits entlastet und ein Beitrag zur natürlichen Landschaftspflege erbracht werden.
Das Land gab rund 10.000 Euro Fördergeld. Davon wurde unter anderem ein Viehhänger, ein Weidezaungerät und Zaunpfosten angeschafft. Im letzten Jahr dann kamen die Schafe erstmals zum Einsatz.
Schafbetreuung ist eine Daueraufgabe
Doch nicht alles lief so, wie sich das der Bürgermeister vorgestellt hat. Anfangs waren die Bauhofmitarbeiter für die Schafe zuständig. Die Tiere aber kennen keinen Feierband und müssen auch am Wochenende oder im Urlaub versorgt werden. "Natürlich gab es Probleme", gibt Bürgermeister Uwe Scheler zu. Die Tiere seien nicht nur einmal durch den Zaun geschlüpft und mussten stundenlang eingefangen werden.
Dann kannst du eben nicht einfach Benzin reinmachen und es geht wieder los, sondern du brauchst ein Team.
"Man muss sich nicht revidieren, aber man muss zu der Erkenntnis gelangen, dass man es hier mit Lebewesen zu tun hat. Dann kannst du eben nicht einfach Benzin reinmachen und es geht wieder los, sondern du brauchst ein Team", sagt Scheler. Und dieses Team habe sich erst finden müssen.
"Inzwischen haben wir uns gut eingespielt. Mein Wegewart ist dauernd auf Achse. Wenn er nicht kann, springen Helfer ein und auch die Tierärztin kann ich jederzeit anrufen, wenn was ist", so Scheler.
Zweifel an Notwendigkeit der Tierhaltung
Überhaupt nicht überzeugt ist Sigrun Greiner aus dem Neuhäuser Ortsteil Siegmundsburg. "Die Schafe waren im vergangenen Jahr über Wochen bei uns und die Flächen sahen danach unmöglich aus", macht sie ihrem Ärger Luft. Sie hätten eben nicht alles abgefressen und ein großer Teil des Altgrases bleibe einfach liegen.
"Wir haben hier rund um den Ort blühende Bergwiesen, warum sich die Stadt eigene Schafe hält, ist mir ein Rätsel". Die Stadt hätte doch auch private Schafhalter bitten können, bestimmt Flächen abzuweiden. Das wäre sicher deutlich billiger gekommen.
Wir haben hier rund um den Ort blühende Bergwiesen, warum sich die Stadt eigene Schafe hält, ist mir ein Rätsel.
Bürgermeister Uwe Scheler kennt die Kritik. "Umweltschutz und Nachhaltigkeit kosten Geld und Mühe, das ist so", gibt er zu. Allerding sei er nach wie vor von den Vorteilen überzeugt. Dort wo bis auf die Erde andauernd gemäht werde, können nun mal keine Blume und kein Kraut wachsen. Auch Insekten könnten da nicht überleben.
MDR (ost)
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