Pläne Südthüringer Oberzentrum ohne Meiningen und Schmalkalden
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29. Juni 2023, 16:00 Uhr
Ein neues Thüringer Oberzentrum soll die Städte Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen einbinden. Meiningen und Schmalkalden kritisieren die Pläne erneut. Sie befürchten, finanziell benachteiligt zu werden.
Das geplante Südthüringer Oberzentrum soll nur aus den Städten Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen bestehen. Das haben die beteiligten Bürgermeister am Mittwoch klargestellt. Meiningen und Schmalkalden sollen dagegen nur Partner des Oberzentrums sein.
Der Zella-Mehliser Bürgermeister Richard Rossel (pl) bezeichnete die Idee, noch andere Städte in das geplante Oberzentrum einzubinden, als nicht sinnvoll. Suhl, Zella-Mehlis, Oberhof und Schleusingen haben gemeinsame Grenzen und liegen alle rund um das Autobahndreieck. Ein Oberzentrum in dieser Größenordnung sei händelbar und hätte auch positive Effekte auf die Nachbarorte, so Rossel.
Zum Aufklappen: Was ist denn überhaupt ein Oberzentrum?
Oberzentren werden gemeinhin als zentrale Orte bezeichnet - in der Regel sind es Großstädte oder Stadtverbände. Der Begriff stammt aus der Raumplanung und wird in den verschiedenen Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. In der Regel profitieren Umlandgemeinden durch Hochschulen, Veranstaltungshallen oder bedeutende Einrichtungen und Behörden in einem Oberzentrum. Als Richtschnur galt einst die Zahl von 100.000 Einwohnern.
Unter anderem weil sich aber Bayern von dieser Richtschnur verabschiedet hatte, wollte Thüringen dem etwas entgegensetzen. Das Infrastrukturministerium erklärte, dass ein Oberzentrum in Südthüringen ein „zentralörtliches Gegengewicht zu den nahegelegenen Oberzentren auf bayrischer Seite und eine Stärkung des Südthüringer Raums schaffen könnte“.
Finanzielle Vorteile als Oberzentrum
Schon 2018 hatten sich die vier Städte gemeinsam auf den Weg gemacht. Der Status Oberzentrum wirkt sich auch auf die Förderung durch das Land aus. Kritik daran gab es immer wieder aus Meiningen und Schmalkalden, die sich benachteiligt fühlen. Die Städte befürchten, dass Fördergelder künftig bevorzugt an die im Oberzentrum organisierten Kommunen fließen könnten.
Gegner wollen "hartnäckig bleiben"
Die Landrätin des Kreises Schmalkalden-Meiningen, Peggy Greiser (pl), sagte auf MDR THÜRINGEN Anfrage, ein Oberzentrum in Südthüringen ohne Schmalkalden und Meiningen würde völlig an den Realitäten vorbeigehen. Der Kreis werde weiter hartnäckig bleiben und alle Möglichkeiten ausschöpfen, um ein Oberzentrum ohne eine Beteiligung der beiden Städte zu verhindern.
Auch Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder (SPD) äußerte sich kritisch zu den Plänen. Die Landesregierung solle sich die Zeit nehmen, um die Dinge genau zu prüfen, so Giesder. Mit den vier Städten seien wesentliche Faktoren eines Oberzentrums nicht erfüllt. Um das zu beheben, würden Doppelstrukturen aufgebaut, so der Bürgermeister. Der Kreis verweist dabei unter anderem auf die Hochschule Schmalkalden, die Bildungseinrichtungen der Polizei, das Justizzentrum und die Landesrettungsdienstschule in Meiningen sowie das Theater und die Museen.
Der Oberhofer Bürgermeister Thomas Schulz (Freie Wähler) betonte, dass es nicht darum gehe Doppelstrukturen auf-, sondern abzubauen. Die ganze Region würde von einem Oberzentrum profitieren, auch wenn bestimmte Städte nicht Teil, sondern Partner des Oberzentrums sind, so Schulz.
Bisher nur drei Oberzentren im Freistaat
Laut dem neuen Landesentwicklungsprogramm (LEP) sollen die Städte Suhl, Zella-Mehlis, Schleusingen und Oberhof ab 2024 das Oberzentrum von Südthüringen bilden. Suhl soll demnach weiter kreisfreie Stadt bleiben, jedoch mit den drei anderen Städten in die Region Südthüringen ausstrahlen - durch kommunale Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Kultur, Sport, Wirtschaft und Soziales. Bisher haben im Freistaat nur Erfurt, Jena und Gera den Status eines Oberzentrums.
Eisenach und Wartburgkreis erneuern Forderung
Auch Eisenach hat sich für ein Oberzentrum in Stellung gebracht. Die Oberbürgermeisterin der Stadt, Katja Wolf, und der Landrat des Wartburgkreises, Reinhard Krebs, haben in einem Schreiben an das Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft ihre Forderung erneuert.
Eisenach sei Hochschulstandort, liege verkehrstechnisch sehr günstig, biete zentrale Einkaufsmöglichkeiten und sei auch im Wartburgkreis ein bedeutender Wirtschafts- und Industriestandort. Außerdem habe Eisenach eine besondere Funktion für Kultur und Tourismus, heißt es in dem Schreiben.
MDR (tig/dst)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Das Fazit vom Tag | 28. Juni 2023 | 18:00 Uhr
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