Heilbad-Status wackelt Reha-Klinik Bad Colberg - ein Tod auf Raten
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29. März 2024, 19:25 Uhr
Median-Kliniken beklagte Patientenmangel - angeblich wollten zu wenige Menschen ins beschauliche Südthüringer Bad Colberg in die Kurklinik. Das deckt sich nicht mit dem Eindruck der ehemaligen Leiterin. Auch der Bürgermeister ist unglücklich, dass es für die seit Januar geschlossene Klinik noch keinen Nachfolger gibt. Denn das kann auf Dauer auch Konsequenzen für den Ort bedeuten.
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"Traurig, einfach nur traurig", Ingrid Münch kann die Tränen kaum zurückhalten. Sie steht vor der Rehaklinik in Bad Colberg ganz tief im Süden Thüringens. Seit Januar ist die Klinik geschlossen - und schon seit der Corona-Pandemie für Besucher außerhalb der Klinik die einst so beliebte Terrassentherme. Ingrid Münch wohnt im sechs Kilometer entfernten Heldburg und hat 26 Jahre lang in der Bad Colberger Rehaklinik gearbeitet. Viele Jahre davon war sie die Leiterin.
Median-Kliniken: Zu wenige Patienten wollten nach Bad Colberg
Kurz nachdem die Median-Kliniken den Komplex übernommen hatten, ging sie in den Ruhestand. Aber schon damals beschlich Münch ein komisches Gefühl. "Ich hatte nicht den Eindruck, dass Median hier besonders viel nach vorne bringen will", beschreibt sie es. Median beklagte zu wenige Patienten, die nach Bad Colberg wollten. Selten sei das Haus mit über 260 Betten zur Hälfte ausgelastet gewesen. An der Situation, so teilt eine Median-Sprecherin mit, hatte sich rechtzeitig nichts geändert.
Und dann ist es sicher auch eine Frage der Einstellung, wie ich meine Klinik führe.
Ingrid Münch widerspricht. Sie habe Zeiten erlebt, in denen die Kurpatienten sehr gern gekommen und auch sehr zufrieden gewesen seien. "Der Bedarf nach Rehabilitation ist sicher da. Und dann ist es sicher auch eine Frage der Einstellung, wie ich meine Klinik führe, was ich damit mache", sagt sie.
Thermalwasser fließt derzeit ungenutzt ins Abwasser
Schade sei es vor allem um das 39 Grad warme Thermalwasser. "Das sind drei unterschiedliche Quellen. Eine Natron-Therme mit 34 Grad, eine magnesiumhaltige Kalziumsulfat-Therme mit 39 Grad und die Thermalsole mit 47 Grad. Alle drei waren in der Thermen-Landschaft in Betrieb. Zum Trinken und natürlich auch für die Bewegungstherapie." Pro Jahr sind laut Münch 189.000 Besucher in die Therme gekommen.
Jetzt fließt das Thermalwasser ungenutzt ins Abwasser. Das ärgert auch Bürgermeister Christopher Other (CDU). Zusammen mit Median ist er dabei, einen neuen Klinikbetreiber zu finden. Zumindest ein vielversprechendes Gespräch hat es schon gegeben. Vor etwa vier Wochen ist ein Vermittler dagewesen. "Wir sind einmal komplett durch die Räumlichkeiten gegangen. Das war ein sehr interessanter Termin, und der Interessent hat auch gesagt: Ja, von der Substanz her kann er sich vorstellen, das gerne so weiterzuvermitteln", so Other.
Bürgermeister: Standort ist sanierungsbedürftig
Der Bürgermeister ist deshalb auch vorsichtig optimistisch, dass wieder Leben in die Klinik und Therme einzieht. Was viele Investoren abschreckt, seien die laufenden Kosten. Energetisch muss in dem Haus dringend etwas passieren. Heizung, Klima- und Pumpenanlagen beispielsweise sind nicht mehr auf dem neuesten Stand. Zu viel teure Energie, die einfach durch die Glasfassaden verpufft.
Einfach wird es für Median deshalb sicher nicht, das rund 11.000 Hektar große Areal zu verkaufen. Die Zeit aber drängt. Laut Other sind nur noch bis Ende Mai Techniker vor Ort, die das Haus und die Quellen in Schuss halten. "Je schneller wir eine Lösung finden, umso besser."
Bad Colberg droht Verlust von Kurort-Status
Findet sich kein Klinik-Nachfolger, könnte Bad Colberg auch den Status als Kurbad verlieren. Auf den sogenannten Bäderpfennig vom Land müsste die Stadt dann verzichten. "Da reden wir ungefähr von 250.000 bis 400.000 Euro. Dann würde das ein gewaltiges Loch in unseren 808-Millionen-Haushalt reißen. Und deswegen sind wir ja auch so bemüht und engagiert und versuchen alles. Auch gemeinsam mit Median."
Die Konzersprecherin bestätigt, dass gute Gespräche mit der Gemeinde liefen. Ins Detail wollte sie aber nicht gehen. Wie Bürgermeister Other noch am Rand erwähnt, ist wohl auch das Land über die Landesentwicklungsgesellschaft LEG auf der Suche nach einem neuen Investor. Dort wird eher nach einem touristischen Betreiber gesucht. Denkbar beispielsweise sei, dass aus dem Bettenhaus ein Hotel wird. Die Touristinformation - nur einen Steinwurf entfernt - hätte dann vermutlich wieder mehr zu tun.
MDR (ls)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 29. März 2024 | 19:00 Uhr
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