Bahnverkehr Thüringen verhängt Millionenstrafen wegen verspäteter Regionalzüge
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23. Januar 2023, 12:06 Uhr
Neun Regionalzug-Anbieter in Thüringen bekommen neben den Ticketeinnahmen jedes Jahr Millionen-Zuschüsse vom Land. Doch für Verspätungen, Zugausfälle und fehlendes Personal gibt es Abzüge. Das summiert sich auf eine empfindliche Summe.
Verspätete und ausgefallene Züge sowie Servicemängel kommen Regionalzugbetreibern in Thüringen teuer zu stehen. Der Freistaat hat einer vorläufigen Auswertung zufolge im vergangenen Jahr deshalb rund elf von 255,5 Millionen Euro einbehalten oder zurückgefordert. Das teilte das Infrastrukturministerium MDR THÜRINGEN auf Anfrage mit. Sprecherin Konstanze Gerling-Zedler sagte, enthalten seien Mittelkürzungen und Vertragsstrafen.
Unpünktlich wegen 9-Euro-Ticket-Andrang
Wegen verspäteter Züge hat das Land 2022 demnach rund 3,5 Millionen Euro weniger als vereinbart an die Regionalzugbetreiber ausgezahlt. Sprecherin Gerling-Zedler verwies darauf, dass wegen des 9-Euro-Tickets Züge überfüllt gewesen seien und dadurch nicht pünktlich losfahren konnten.
Weitere rund drei Millionen Euro wurden aufgrund von Zugausfällen gestrichen. Rund 800.000 Euro hat das Land einbehalten, weil weniger Zugbegleiter als vereinbart an Bord waren. Als Faustregel abgestimmt auf die Auslastung gilt laut Land: Ein Zugbegleiter sollte in jedem Regionalexpress und in jeder zweiten Regionalbahn mitfahren.
Stellwerkspersonalmangel neues Problem
Die Engpässe führt das Land auf wachsenden Fachkräftemangel zurück, der sich auch bei der DB Netz zeige, die das Schienennetz betreibt und überwacht. Ein "wesentliches, aber auch neues Problem" sei im Vorjahr fehlendes Stellwerkspersonal gewesen, was zu Verspätungen und Zugausfällen geführt habe.
Ministeriumssprecherin Gerling-Zedler sagte, wegen der massiven Probleme habe das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr die Bundesnetzagentur eingeschaltet und um Unterstützung gebeten, da das Land keinen direkten Einfluss auf Netzbetreiber habe.
Kontrollen und Beschwerden
Weitere Qualitätsmängel, beispielsweise verschmutzte Züge, zu wenige eingesetzte Waggons, fehlender Busersatzverkehr oder Probleme beim Fahrkartenverkauf führten im Vorjahr nur zu vergleichsweise geringen Mittelkürzungen. Das Land stützt sich bei der Beurteilung auf Berichts- und Meldepflichten der Unternehmen, auf Fahrgastbeschwerden sowie auf Kontrollen des Landesamtes für Bau und Verkehr. Abschließend werden die Ergebnisse für 2022 in den kommenden Wochen ausgewertet und abgerechnet.
Verträge mit neun Eisenbahnunternehmen
Aktuell hat das Land mit langfristigen Verträgen neun Eisenbahnunternehmen mit Regionalverbindungen betraut und Qualitätskriterien vereinbart: DB Regio, Abellio Rail, Erfurter Bahn, Süd-Thüringen-Bahn, Harzer Schmalspurbahn, Cantus, Vogtlandbahn, City-Bahn Chemnitz und DB RegioNetz Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn. Die für die Unternehmen 2022 veranschlagten Landesmittel von 255,5 Millionen Euro entsprechen laut dem Verkehrsministerium einem durchschnittlichen Zuschuss von 11,08 Euro pro Fahrplankilometer. Das waren gut 4,3 Prozent mehr als noch 2021.
Rund sechzig Prozent des Geldes sind dabei für die Nutzung der Infrastruktur, also für Schienen und Bahnhöfe, vorgesehen. Zusätzlich zu den Landesmitteln erzielen die Anbieter Ticketeinnahmen. Für diese Recherche wurden ausschließlich die Posten aufgeschlüsselt.
MDR (jn)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 22. Januar 2023 | 07:00 Uhr
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