Neustadt an der Orla Oldtimer- und Technikmuseum muss Landesgartenschau weichen
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13. März 2024, 21:01 Uhr
Viele Museen in Thüringen funktionieren nur mit ehrenamtlichen Helfern, die mit viel Herzblut bei der Sache sind. So auch im Technikmuseum in Neustadt an der Orla, das mit vielen seltenen Exponaten punkten kann. Doch die Zeit läuft ab. Ende des Jahres muss das Museum Platz machen für die Landesgartenschau 2028.
Mitten im Raum fällt er allen Besuchern sofort ins Auge - der knallrote Wartburg Melkus aus dem Jahr 1972. Bis auf 240 km/h schafft es der nur 800 kg schwere Flitzer mit Lada-Motor. Der einzige DDR-Rennwagen mit Straßenzulassung ist nur eines von Hunderten Exponaten im Technikmuseum in Neustadt an der Orla. Hier, im sogenannten Buteile-Park, hat der Museumsverein Orlatal seit 2011 eine wahre Schatzkammer zusammengetragen.
Buteile Nach Angaben des Buteile-Parks stammt der Begriff "Buteile" ursprünglich aus dem Slawischen und bedeutet „wasserreiches“ oder „wasserspendendes Gebiet“.
Darunter ist auch eine Sammlung historischer Feuerwehren. Nicht nur Fahrzeuge aus DDR-Zeiten finden sich hier. Auch Einsatzkleidung und Löschtechnik sind auf rund 200 Quadratmetern zu sehen. Noch bis Ende Juni lockt eine Sonderausstellung mit Spezial-Feuerwehranhängern.
Der Buteile-Park in Neustadt/Orla wird saniert
Doch die Tage des Museums sind gezählt. Vor Kurzem hat der bisherige Eigentümer Jürgen Mädel, der auch Chef des Museumsvereins Orlatal ist, das ganze Gelände an die Stadt verkauft. Rund 20.000 Quadratmeter, die zur Landesgartenschau 2028 eine wichtige Rolle spielen sollen. "Hier in der Shedhalle soll die große Blumenschau stattfinden", sagt Bürgermeister Ralf Weiße. "Der Buteile-Park ist einer von unseren zwei Hauptbereichen."
Dafür will die Stadt das gesamte Areal umgestalten und die Shedhalle sanieren. Im hinteren Bereich des Geländes sollen Themengärten entstehen. Auch die Buteile, der kleine Bach, der dem Park seinen Namen gibt, soll stellenweise an die Oberfläche verlegt werden. Doch die Stadt macht auch klar: Ohne leere Halle ist eine Sanierung nicht möglich.
Vereins-Chef Jürgen Mädel sitzt zwischen den Stühlen. Einerseits hängt auch er an der umfangreichen Ausstellung. Andererseits, so sagt er, kann der Verein die Halle nicht selbst sanieren. Deshalb der Verkauf an die Stadt, die für die Generalkur Fördermittel bekommt. "Wir suchen jetzt nach Möglichkeiten, unseren Museumsbestand zwischenzulagern", sagt Jürgen Mädel. "Und dann hoffe ich, dass hier nach der Landesgartenschau auch wieder Platz für unseren Verein ist."
Nicht alle sind von den Plänen überzeugt
Im Verein stoßen einigen die städtischen Pläne trotzdem sauer auf. Sie sehen eine Rückkehr des Museums skeptisch. Auch, weil viele der Exponate Leihgaben sind. Auch Jürgen Mädel fürchtet, dass die Sammlung in alle Winde verstreut werden könnte. "Die Gefahr besteht, wenn die Leihgeber keine Zukunftsperspektive sehen", sagt er. Deshalb würde sich der Verein gern intensiv in die Planungen für die Landesgartenschau einbringen.
Vereinsmitglied Thomas Göring hat sogar eine Petition im Internet gestartet. Er wünscht sich, dass die Ausstellung in die Landesgartenschau integriert wird. Bürgermeister Ralf Weiße kann sich vorstellen, einige der Fahrzeuge in der Halle zu zeigen. Für die ganze Sammlung wäre aber nach seinen Worten kein Platz im Gartenreich. Trotzdem will er sich darum bemühen, dass die Technikschau später wieder in den Buteile-Park zurückkehren kann.
Probleme bei der Lagerung von Dampfmaschine oder Oldtimern
Viele der Exponate müssen allerdings mit hohem Aufwand transportiert werden. So wie die einzige erhaltene Dampfmaschine aus Neustadt. Auch große Industriewebstühle können nicht einfach aus der Halle gerollt werden wie die zahllosen Fahrzeuge. Manches sind Raritäten wie der EMW von 1952, die erste Fahrzeug-Neuentwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg. Oder der Polizei-Motorroller, von dem überhaupt nur ganze drei Stück produziert wurden.
Unseren Vereinsmitgliedern fehlt inzwischen die Kraft, das ganze Museum umzulagern.
Auf der gegenüberliegenden Seite der Halle reihen sich Radios, Stereoanlagen, Telefone und Schreibmaschinen aus DDR-Zeiten. Auch hier eine unglaubliche Vielfalt, die die Ehrenamtlichen zusammengetragen haben.
Dieser Teil der Ausstellung wäre wahrscheinlich noch am Einfachsten in einem Zwischendomizil unterzubringen. Doch der Stadt fehlen passende Objekte, um dem Verein bis nach der Landesgartenschau zu helfen. Und noch ein weiteres Problem gibt es: "Wir sind fast alle über sechzig Jahre alt", sagt Thomas Göring. "Unseren Vereinsmitgliedern fehlt inzwischen die Kraft, das ganze Museum umzulagern."
Langsam läuft dem Verein die Zeit davon. Spätestens im nächsten Jahr soll es in der Ausstellungshalle losgehen mit den Arbeiten am großen Sheddach. Und schon dieses Jahr sollen mehrere Nebengebäude abgerissen werden.
Die Stadt will bis zum Herbst die Pläne für den Umbau des ganzen Geländes vorlegen. Mindestens bis dahin bleibt das Museum weiter geöffnet.
Öffnungszeiten Museum
Montag: Ruhetag
Dienstag: Ruhetag
Mittwoch: 10 - 14 Uhr
Donnerstag 10 - 13.30 Uhr
Freitag: 10 - 14 Uhr
Samstag: 10 - 14 Uhr
Sonntag: 10 - 14 Uhr
MDR (adr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 12. März 2024 | 19:00 Uhr
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