Nahverkehr "Lichtbahnen": Probleme mit neuen Straßenbahnen in Jena
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14. März 2024, 15:32 Uhr
Mit großem Tamtam und Blaskapelle wurde ihre Ankunft gefeiert. Die neuen Straßenbahnen in Jena - Lichtbahnen genannt - sind länger, breiter, schöner. Ein Traum. Nur gibt es da ein klitzekleines Problem. Fahrgäste berichten von häufigen Ausfällen der neuen Bahnen. Aber ist das wirklich so?
Sie sehen schon schick aus, die neuen "Lichtbahnen" des Jenaer Nahverkehrs. Zwölf der 24 bestellten Straßenbahnen vom Typ Tramlink TL V4 stehen bereits auf dem Betriebshof, zehn haben laut Geschäftsführer Andreas Möller schon "grünes Licht", sind also einsatzbereit und befahren aktuelle die Linie 5.
Hersteller Stadler hat die Bahnen nach Kundenwunsch für die Jenaer sonderangefertigt. Sie sind breiter als vergleichbare Modelle, wie sie beispielsweise in Erfurt im Einsatz sind, und können in beide Richtungen fahren. Vorn und hinten gibt es identische Fahrerkabinen.
Fahrende Computer auf Schienen
Seit Ende letzten Jahres bildet der Jenaer Nahverkehr seine Mitarbeiter auf den neuen Bahnen aus. Gut die Hälfte ist mittlerweile geschult für die Züge, die mit 42 Metern Länge und 2,45 Metern Breite deutlich ausladender sind, als alles, was das Unternehmen bislang auf der Schiene hatte.
Das etwas andere Handling der riesigen Lichtbahnen ist gewöhnungsbedürftig, aber auch die Steuerung müssen die Fahrer erst einmal verstehen, wie Fahrtrainer Tobias Hänsgen erklärt: "Viele Dinge werden jetzt über einen Computer gesteuert. Es gibt zwar noch normale Schalter und Taster, aber wir haben auch Touchbildschirme wie auf einem Tablet-PC - und das muss alles bedient werden."
So wie aktuelle Pkw-Modelle ähnelt die Stadler-Bahn, die im spanischen Valencia für die Jenaer Verhältnisse maßgefertigt wurde, einem fahrenden Computer. Und da beginnen die Probleme. Fahrgäste berichten, dass die hochmodernen Bahnen immer mal wieder liegenbleiben und anschließend zurück in die Werkstatt müssen.
Straßenbahnen mit "Kinderkrankheiten"
Die Verantwortlichen beim Jenaer Nahverkehr geben das auch unumwunden zu, auch wenn sie die Unannehmlichkeiten für die Passagiere bedauern. Weil die neuen Bahnen Sonderanfertigungen seien und dazu noch auf einer komplexen Software laufen würden, hätten sie noch "Kinderkrankheiten". Die stellten Projektleiter Siegmar Minke und sein Team vor große Herausforderungen.
35 verschiedene Software-Typen müssten implementiert und angepasst werden, um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Allerdings ginge es dabei nie um wirklich kritische Bereiche, die möglicherweise die Sicherheit der Fahrgäste gefährden könnten.
Kurzum: Der Jenaer Nahverkehr muss seine Züge so lange im laufenden Betrieb und damit unter realen Bedingungen einstellen, bis alles geschmeidig läuft. Grund sind die Förderbedingungen der EU, denn die Bahnen konnten überhaupt nur mithilfe von Regionalfördermitteln gekauft werden. Und weil das Geld nur fließt, wenn die erste Bahn fährt, musste es schnell gehen.
Laut Nahverkehrs-Chef Andreas Möller lief die Frist Ende letzten Jahres ab. Deswegen hätte sich das Unternehmen gemeinsam mit dem Hersteller entschieden, dass die Fahrzeuge vor Ort fertig konfiguriert werden. Dazu gebe es einen Vertrag mit Stadler, damit die Software-Anpassungen möglichst schnell umgesetzt werden.
Wann die Lichtbahnen störungsfrei fahren werden, kann der Nahverkehr auch nicht sagen. Aber fahren müssen sie, sonst ließen sich die Kinderkrankheiten auch nicht abstellen. Außerdem: Viele alte Bahnen, wie die fast 30 Jahre alten GT6M sind bereits ausgemustert und führen nun ein zweites Leben im polnischen Łódź.
MDR (one)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 13. März 2024 | 19:00 Uhr
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