Zwei Frauen betrachten das Gemälde "Selbstbildnis mit Jan" von Otto Dix
Die Stadt Gera kündigte an, dass die neu gestalteteten Räume in der Orangerie schon im Oktober 2024 eröffnet werden sollen. Bildrechte: picture alliance / ZB | Hendrik Schmidt

Finanzspritze Leihgaben der Otto-Dix-Stiftung bleiben doch in Gera

17. Mai 2023, 15:21 Uhr

Dutzende Gemälde von Otto Dix bleiben in den Kunstsammlungen seiner Geburtsstadt Gera: Die Dix-Stiftung in Liechtenstein verzichtet darauf, die Werke abzuziehen. Dafür sollen die Bilder besser präsentiert werden.

Die Otto-Dix-Stiftung belässt insgesamt 53 Gemälde des in Gera geborenen Malers als Dauerleihgaben in den städtischen Kunstsammlungen. Der parteilose Oberbürgermeister Julius Vonarb sagte am Mittwoch, im Gegenzug würden die Gemälde in stärkerem Maße als bisher ausgestellt. Die Stiftung habe überdies zugesagt, der Stadt weitere Werke zur Verfügung zu stellen.

Kritik an mangelnder Sichtbarkeit

Im Frühjahr 2022 hatte die Stiftung mit Sitz in Vaduz in Liechtenstein angekündigt, die Leihgaben zum Jahresende zurückzuziehen. Der Schritt war mit mangelnder Sichtbarkeit der überlassenen Werke begründet worden.

Nach Angaben von Vonarb hat das Land dem finanziell klammen Gera dafür zusätzliche Mittel in Höhe von rund 300.000 Euro zugesichert. Mit Hilfe des Geldes soll in der Orangerie der Kunstsammlungen ein Museum zum Schwerpunkt Otto Dix entwickelt werden - als Zwischenlösung, bis es Mittel für eine dauerhafte Präsentation gibt.

Dix-Expertin und Stiftungs-Chefin Lorenz hat vermittelt

Das Konzept dafür erarbeitet die Otto-Dix-Expertin Ulrike Lorenz. Sie übernehme das neben ihrer Arbeit als Präsidentin der Weimarer Klassik-Stiftung, sagte sie MDR THÜRINGEN. Lorenz hatte auf Bitte von Kulturminister Benjamin Hoff (Linke) zwischen der Stadt Gera und der Otto-Dix-Stiftung vermittelt. So konnte der angedrohte Abzug der Leihgaben der Stiftung verhindert werden.

Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar
Ulrike Lorenz ist Präsidentin der Klassik-Stiftung Weimar. Bildrechte: MDR/Olaf Parusel

Mehr als 850 Werke in Geraer Dix-Sammlung

Wilhelm Heinrich Otto Dix (1891-1969) wird der Kunstströmung der Neuen Sachlichkeit zugerechnet. Seine Werke wurden von den Nationalsozialisten als "entartete Kunst" diffamiert. Nach 1945 wirkte er vornehmlich in der Bundesrepublik Deutschland.

Eine Entwurfszeichnung auf einem Karton zeigt eine alte Frau und ein Mädchen.
Diese Entwurfszeichnung auf einem Karton zeigt eine alte Frau und ein Mädchen. Bildrechte: MDR/Marian Riedel

Die Geraer Otto-Dix-Sammlung umfasst derzeit mehr als 580 Werke, darunter Zeichnungen und Pastelle, Aquarelle und Skizzen. Darunter befinden sich Hauptwerke aus allen Schaffensphasen: von den impressionistischen Anfängen des Volksschülers in der Thüringer Landschaft bis zum letzten Selbstporträt mit Enkelin Marcella aus dem Todesjahr 1969.

Die grafische Sammlung umfasst Skizzenbücher aus der Jugendzeit, Aquarelle und Zeichnungen der 1920er und 1930er Jahre sowie das Meisterwerk des Kriegszyklus mit 50 Radierungen (1924) und späte Farblithografien. Einzigartig sind 48 gezeichnete Feldpostkarten aus dem Ersten Weltkrieg.

Blick auf das Geburtshaus des Malers Otto Dix in Gera
Mit dem Museum möchte die Stadt das Andenken an den Menschen und Maler Otto Dix bewahren und sein Erbe lebendig halten. Bildrechte: picture-alliance/ ZB | Jan-Peter Kasper

Die Geraer Dix-Sammlung wurde 1949 angelegt und zählt heute in numerischer Hinsicht zu einer der bedeutendsten Deutschlands.

MDR (gh)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 17. Mai 2023 | 15:00 Uhr

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