Straߟenbahnen fahren durch die Innenstadt.
Laut der Erfurter Verkehrsbetriebe (Evag) sollen Straßenbahnen auf bestimmten Streckenabschnitten wochentags nur noch alle 20 Minuten fahren - statt wie bisher im Zehn-Minuten-Takt. (Archivfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Nahverkehr Personalmangel: Ausgedünnter Fahrplan bei Erfurts Verkehrsbetrieb Evag in Kraft

04. November 2024, 12:03 Uhr

Wegen anhaltendem Personalmangel hat die Erfurter Verkehrsbetriebe AG (Evag) nun die Reißleine gezogen und vorübergehend den Fahrplan gekürzt. Auf bestimmten Streckenabschnitten fahren die Bahnen vom heutigen Montag an bis Ende Januar nur noch im 20-Minuten-Takt statt alle zehn Minuten.

Schon seit Wochen läuft über die Anzeigetafeln der Erfurter Straßenbahnhaltestellen ein Laufband, dass vereinzelte Fahrten wegen Personalmangels ausfallen. Zumindest das soll es mit dem neuen Fahrplan nicht mehr geben.

Laut der Erfurter Verkehrsbetriebe AG (Evag) sollen die Bahnen auf bestimmten Streckenabschnitten der Linien 1, 2, 4 und 6 wochentags zwischen 8 und 18 Uhr nur noch alle 20 Minuten fahren - statt wie bisher im Zehn-Minuten-Takt. Auch touristische Angebote wie Stadtrundfahrten würden vorübergehend eingeschränkt, so die Evag.

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SPD spricht von bedauerlichen Einschränkungen

Die Stadtratsfraktion der SPD befürchtet durch den neuen Plan negative Auswirkungen auf den Innenstadthandel. "Viele Erfurter Bürger und Tagestouristen nutzen den ÖPNV für Ausflüge in die Innenstadt. Besonders die Vorweihnachtszeit ist für unsere Händler die wichtigste Zeit des Jahres. Es ist bedauerlich, dass die Evag nun ausgerechnet in diesem Zeitraum gezwungen ist, das Angebot temporär einzuschränken", sagt SPD-Stadtrat Stefan Schade.

Außerdem soll es künftig mehr Fahrlehrer und mehr Fahrschulkurse geben. Ein neuer Ausbildungszyklus startet am 1. November. Demnach sollen bis Ende Januar zehn neue Fahrer mit ihrer Ausbildung fertig werden.

Der neue Plan gilt vom heutigen Montag an (4. November) bis Ende Januar 2025. Der Busverkehr ist nicht betroffen.

Wie sich der Fahrplan verändert Wochentags bis 8:00 Uhr bleibt die bisherige Taktung bestehen, um den morgendlichen Berufs- und Schülerverkehr wie gewohnt zu ermöglichen.

Zwischen 8 und 18 Uhr verkehren diese Linien wie folgt:
Linie 1: 20-Minuten-Takt in den Abschnitten Europaplatz – Rieth und Anger – Thüringenhalle
Linie 2: 20-Minuten-Takt im Abschnitt Anger – P+R-Platz Messe
Linie 4: 20-Minuten-Takt im Abschnitt Hauptfriedhof – Bindersleben in der Zeit von 14:00 bis 18:00 Uhr
Linie 6: 20-Minuten-Takt im Abschnitt Anger – Steigerstraße

Alle anderen Linien sowie stark frequentierte Streckenabschnitte werden weiterhin im Zehn-Minuten-Takt bedient.

Ab 18 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags werden die Taktungen wie folgt geändert:
Linie 2: Zwischen Anger und P+R-Platz Messe nur noch alle 30 Minuten (vorher 15 Minuten)
Linie 6: Zwischen Anger und Steigerstraße nur noch alle 30 Minuten (vorher 15 Minuten)

Der Abschnitt Rieth – Europaplatz der Linie 1 wird samstags ganztägig nicht bedient.

Busse

Auf den Bus-Linien 80, 91 und 92 ändern sich ebenfalls die Fahrzeiten. Um hier den Anschluss an die Ortschaften zu gewährleisten, werden auch die Buszeiten angepasst. Mehr Informationen gibt es im Internet.

www.evag-erfurt.de

Hoher Krankenstand und zu lange Ausbildungszeiten

Als Gründe für den Personalmangel führt die Evag den hohen Krankenstand von zwölf Prozent an. Langzeiterkrankungen hätten zugenommen. Zudem arbeiten aktuell doppelt so viele Beschäftigte in Teilzeit wie noch 2020. Insgesamt arbeiten 197 Straßenbahnfahrer bei der Evag.

Ein Mann läuft neben einer Straßenbahn in einem Depot.
197 Straßenbahnfahrer und -fahrerinnnen arbeiten bei der Evag. Bildrechte: MDR/Anna-Helene Hönig

Um den fehlenden Nachwuchs wollen sich die Verkehrsbetriebe nun besonders bemühen und unter anderem das Tempo bei der Ausbildung anziehen. "Wenn ein neuer Fahrer bei uns eingestellt wird, dauert es sechs Monate, bis er alleine fahren kann", erklärt Myriam Berg vom Vorstand der Evag.

Straßenbahnfahrer im Quereinstieg absolvierten neben einem Theorie- und Praxisteil rund 180 Fahrstunden. Ist ein neuer Fahrer besonders talentiert, könne man die Zahl der Fahrstunden deutlich reduzieren, so Berg.

Evag sucht Nachwuchs

Weiteren Nachwuchs will die Evag mit der "Bewerberbahn" gewinnen. Dabei soll eine Straßenbahn durch die Stadt fahren, in der sich Interessierte während der Fahrt über den Beruf informieren und direkt bewerben können. Als Quereinsteiger im Straßenbahnbetrieb sollte man eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen, mindestens 21 Jahre alt sein, einen Führerschein Klasse B haben und zum Schichtdienst bereit sein.

Ein Straßenbahnfahrer bei der Arbeit.
Auch Quereinsteiger können Straßenbahnfahrer werden. Bildrechte: MDR/Anna-Helene Hönig

Längere Bahnen sollen Überfüllung vorbeugen

Für die Fahrgäste wird es mit dem neuen Fahrplan auf jeden Fall enger in den Bahnen. Bisher habe man bei den Erfurter Straßenbahnen selten mit Überfüllung zu kämpfen gehabt, sagt Myriam Berg. Trotz weniger Fahrten soll es für die Gäste auch zukünftig möglichst komfortabel bleiben: "Wir wollen das kompensieren, indem wir in diesen Zeiten einfach größere Fahrzeuge einsetzen, dass es nicht ganz so voll und kuschelig wird. Aber die Leute müssen sich eben darauf einstellen, dass wir nicht durchgängig den 10-Minuten-Takt anbieten können."

Ab 28. Oktober sind die neuen Fahrpläne über die Evag-App, die Website, das Service-Telefon und im Mobilitätszentrum am Anger verfügbar. Außerdem hängen die Pläne an den Haltestellen.

MDR (anh/ask)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 25. Oktober 2024 | 18:00 Uhr

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