Nahverkehr Trotz Personalmangels: Erfurter Bahnen erhöhen zur Adventszeit den Fahrtakt
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28. November 2024, 13:37 Uhr
Wegen anhaltenden Personalmangels haben die Erfurter Verkehrsbetriebe (Evag) die Reißleine gezogen und vorübergehend den Fahrplan gekürzt. Auf bestimmten Streckenabschnitten fahren die Bahnen bis Ende Januar nur im 20-Minuten-Takt. An den Adventswochenenden soll jedoch der alte Fahrplan gelten.
Mit der Bahn zum Weihnachtsmarkt oder durch die Innenstadt und das möglichst schnell: Damit das in Erfurt zur Adventszeit geht, möchten die Erfurter Verkehrsbetriebe ihren Fahrtakt wieder erhöhen. Alle Stadtbahn-Linien und die Bus-Linie 9 sollen an den Adventssamstagen wieder jeweils von 9 bis 20 Uhr wieder im 15-Minuten-Takt fahren, an den Adventssonntagen jeweils von 11 bis 20 Uhr. Außerdem möchte die Evag Großzüge einsetzen.
Anfang November hatten die Erfurter Verkehrsbetriebe (Evag) wegen Personalmangels ihren Fahrplan ausgedünnt. Demnach sollen die Bahnen bis Ende Januar auf bestimmten Streckenabschnitten der Linien 1, 2, 4 und 6 wochentags zwischen 8 und 18 Uhr nur noch alle 20 Minuten fahren - statt wie bisher im Zehn-Minuten-Takt. Auch touristische Angebote wie Stadtrundfahrten würden vorübergehend eingeschränkt.
SPD spricht von bedauerlichen Einschränkungen
Die Stadtratsfraktion der SPD hatte bei Bekanntgabe durch den schmaleren Plan negative Auswirkungen auf den Innenstadthandel befürchtet. "Viele Erfurter Bürger und Tagestouristen nutzen den ÖPNV für Ausflüge in die Innenstadt. Besonders die Vorweihnachtszeit ist für unsere Händler die wichtigste Zeit des Jahres. Es ist bedauerlich, dass die Evag nun ausgerechnet in diesem Zeitraum gezwungen ist, das Angebot temporär einzuschränken", sagte SPD-Stadtrat Stefan Schade.
Außerdem soll es künftig mehr Fahrlehrer und mehr Fahrschulkurse geben. Ein neuer Ausbildungszyklus startete am 1. November. Demnach sollen bis Ende Januar zehn neue Fahrer mit ihrer Ausbildung fertig werden.
Der neue Plan gilt seit dem 4. November und bis Ende Januar 2025. Die Bus-Linien 80, 91 und 92 sind ebenfalls seit Anfang November nach anderem Fahrplan unterwegs. Um hier den Anschluss an die Ortschaften zu gewährleisten, wurden auch die Buszeiten angepasst.
Wie sich der Fahrplan verändert
Wochentags bis 8:00 Uhr bleibt die bisherige Taktung bestehen, um den morgendlichen Berufs- und Schülerverkehr wie gewohnt zu ermöglichen.
Zwischen 8 und 18 Uhr verkehren diese Linien wie folgt:
Linie 1: 20-Minuten-Takt in den Abschnitten Europaplatz – Rieth und Anger – Thüringenhalle
Linie 2: 20-Minuten-Takt im Abschnitt Anger – P+R-Platz Messe
Linie 4: 20-Minuten-Takt im Abschnitt Hauptfriedhof – Bindersleben in der Zeit von 14:00 bis 18:00 Uhr
Linie 6: 20-Minuten-Takt im Abschnitt Anger – Steigerstraße
Alle anderen Linien sowie stark frequentierte Streckenabschnitte werden weiterhin im Zehn-Minuten-Takt bedient.
Ab 18 Uhr sowie samstags, sonn- und feiertags werden die Taktungen wie folgt geändert:
Linie 2: Zwischen Anger und P+R-Platz Messe nur noch alle 30 Minuten (vorher 15 Minuten)
Linie 6: Zwischen Anger und Steigerstraße nur noch alle 30 Minuten (vorher 15 Minuten)
Der Abschnitt Rieth – Europaplatz der Linie 1 wird samstags ganztägig nicht bedient.
Busse
Auf den Bus-Linien 80, 91 und 92 ändern sich ebenfalls die Fahrzeiten. Um hier den Anschluss an die Ortschaften zu gewährleisten, werden auch die Buszeiten angepasst. Mehr Informationen gibt es im Internet.
www.evag-erfurt.de
Hoher Krankenstand und zu lange Ausbildungszeiten
Als Gründe für den Personalmangel führt die Evag den hohen Krankenstand von zwölf Prozent an. Langzeiterkrankungen hätten zugenommen. Zudem arbeiten aktuell doppelt so viele Beschäftigte in Teilzeit wie noch 2020. Insgesamt arbeiten 197 Straßenbahnfahrer bei der Evag.
Um den fehlenden Nachwuchs wollen sich die Verkehrsbetriebe nun besonders bemühen und unter anderem das Tempo bei der Ausbildung anziehen. "Wenn ein neuer Fahrer bei uns eingestellt wird, dauert es sechs Monate, bis er alleine fahren kann", erklärt Myriam Berg vom Vorstand der Evag.
Straßenbahnfahrer im Quereinstieg absolvierten neben einem Theorie- und Praxisteil rund 180 Fahrstunden. Ist ein neuer Fahrer besonders talentiert, könne man die Zahl der Fahrstunden deutlich reduzieren, so Berg.
Evag sucht Nachwuchs
Weiteren Nachwuchs will die Evag mit der "Bewerberbahn" gewinnen. Dabei soll eine Straßenbahn durch die Stadt fahren, in der sich Interessierte während der Fahrt über den Beruf informieren und direkt bewerben können. Als Quereinsteiger im Straßenbahnbetrieb sollte man eine abgeschlossene Berufsausbildung mitbringen, mindestens 21 Jahre alt sein, einen Führerschein Klasse B haben und zum Schichtdienst bereit sein.
Längere Bahnen sollen Überfüllung vorbeugen
Für die Fahrgäste wird es mit dem neuen Fahrplan auf jeden Fall enger in den Bahnen. Bisher habe man bei den Erfurter Straßenbahnen selten mit Überfüllung zu kämpfen gehabt, sagt Myriam Berg. Trotz weniger Fahrten soll es für die Gäste auch zukünftig möglichst komfortabel bleiben: "Wir wollen das kompensieren, indem wir in diesen Zeiten einfach größere Fahrzeuge einsetzen, dass es nicht ganz so voll und kuschelig wird. Aber die Leute müssen sich eben darauf einstellen, dass wir nicht durchgängig den 10-Minuten-Takt anbieten können."
Seit dem 28. Oktober sind die neuen Fahrpläne über die Evag-App, die Website, das Service-Telefon und im Mobilitätszentrum am Anger verfügbar. Außerdem hängen die Pläne an den Haltestellen.
MDR (anh/ask/lou)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 28. November 2024 | 13:30 Uhr
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