Landtagswahl Thüringen 2024 Wahlprogramme im Vergleich: Gesundheit & Pflege

26. August 2024, 10:40 Uhr

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Allgemein

Thüringen braucht eine gute Gesundheitsversorgung in Stadt und Land. Und auch künftig werden neue Medizinerinnen und Mediziner benötigt. Was Linke, AfD, CDU, SPD, Grünen, FDP und BSW im Bereich Gesundheit und Pflege planen, lesen Sie hier.

Zum Anhören gibt es die Parteipositionen zu diesem Thema, wenn Sie hier klicken.


Die Linke

Gesundheitsvorsorge und medizinische Betreuung sollen für alle Thüringer in gleicher Qualität zugänglich sein. Dafür will die Linke eine wohnortnahe Versorgung sichern. Für die Zahnmedizin sollen die Zulassungsbeschränkungen gelockert werden. Ein Teil der Medizinstudienplätze soll für junge Menschen vorgehalten werden, die nach dem Studium verpflichtend im ländlichen Raum praktizieren. Auch sollen Stipendienangebote für Studierende geschaffen werden, die so eine Niederlassung anstreben. Die Zahl der Studienplätze im Bereich Pharmazie an der FSU Jena soll erhöht werden.

Die Linke will die Gründung kommunaler medizinischer Versorgungszentren unterstützen. Das Angebot der Gesundheitskioske im Land soll ausgebaut werden. Die Partei will die Etablierung von Gemeindeschwestern ermöglichen. 

Um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken und die Ausbildung zu stärken, setzt die Partei auf Schulgeldfreiheit und ein Förderprogramm, um ausländische Auszubildende zu gewinnen und zu integrieren.


AfD

Die AfD will die Qualität der Gesundheitsversorgung verbessern und flächendeckend absichern und Bürokratie abbauen. Der Freistaat soll Krankenhäuser besser finanziell unterstützen. Bei Geburtskliniken fordert die AfD eine höhere Versorgungsdichte und Erreichbarkeit binnen maximal 40 Minuten. Für ältere Patienten strebt sie ebenfalls eine höhere Arztdichte und bessere Versorgung an.

Die AfD fordert mehr Studienplätze für Human- und Zahnmedizin. Im Gegenzug zu Landesstipendien sollen sich Medizinstudenten dazu verpflichten, nach dem Abschluss für mindestens zehn Jahre in unterversorgten Gebieten zu praktizieren. Die AfD lehnt die Legalisierung des Cannabiskonsums ab.

Die AfD fordert eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung familiärer Pflegearbeit und eine angemessene rentenrechtliche Berücksichtigung. Für Pflegekräfte will sie bessere Arbeitsbedingungen und dadurch ausgeschiedene Pflegekräfte zurückgewinnen.


CDU

Für die CDU ist eine gleich gute Gesundheitsversorgung in Stadt und Land wesentlich, Arzt und Apotheke sollen sich in erreichbarer Nähe befinden. Auf dem Dorf sollen sogenannte Landschwestern etabliert werden, die Hausbesuche durchführen können. Alle Krankenhausstandorte in Thüringen will die CDU erhalten, dazu Polikliniken sowie Geburtskliniken in allen Teilen des Landes sicherstellen.

Für den Rettungsdienst soll ein "Masterplan" für Boden- und Luftrettung entwickelt werden. Die CDU will ganz Thüringen zur ersten deutschen telemedizinischen Praxisregion machen. Die Ausbildung in Gesundheitsfachberufen soll attraktiver werden, es soll mehr Ausbildungs- und Studienplätze geben.

In der Pflege will die CDU die Arbeitsbedingungen verbessern und gezielt Pflegekräfte aus dem Ausland anwerben. Mit einer Landespflegeplanung will die CDU Personal in unterversorgte Regionen lenken. In Pflegeeinrichtungen sollen die Kosten für die Betroffenen gesenkt werden. Personen ab Pflegegrad II sollen ein Landespflegegeld erhalten, das sie für sich selbst nutzen oder ihren pflegenden Angehörigen zahlen können.


SPD

Die SPD will die Trennung ambulanter und stationärer Versorgung zurückfahren, Fachpersonal soll unkompliziert zusammenarbeiten. Dazu will sie lokale Gesundheitszentren in öffentlicher Trägerschaft oder in Form von Primärversorgungszentren fördern.

Mit einem 100-Millionen-Euro-Sonderfonds soll eine vernetzte medizinische Versorgung aufgebaut werden, die wohnortnah ist sowie Fachkräfte und Ressourcen schont. Für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt plant die SPD Arztlotsen, die etwa die Übergabe von Praxen oder neue Niederlassungen unterstützen. Die Videosprechstunde soll ausgebaut werden und auch als Erstkontakt in der Kinder- und Jugendpsychotherapie möglich sein.

Pflege-Eigenanteile sollen zunächst auf dem aktuellen Niveau eingefroren und künftig sozial vertretbar gedeckelt werden.

Stationäre Pflegestützpunkte sollen zu mobilen Beratungsdiensten werden und enger mit regionalen Angeboten wie Gemeindeschwestern oder Gesundheitskiosken zusammenarbeiten. Jeder Stützpunkt soll jährlich 25.000 Euro Finanzierung erhalten. Für Kurzzeitpflege soll es eine Terminvermittlung geben. Durch verpflichtend höher bezahlte Überstunden für Pflegekräfte sollen Träger animiert werden, mehr Personal einzustellen.


Grüne

Die Grünen wollen die Gesundheitsversorgung durch kommunale, gemeinwohlorientierte Gesundheitszentren verbessern und Geburtshilfe flächendeckend abdecken. Die Krankenhausförderung soll an gute Arbeitsbedingungen gekoppelt werden. Es soll eine thüringenweit einheitliche Erste-Hilfe-App und Kurse an allen Schulen geben. Regionale Lücken bei Rettungsdiensten sollen eingedämmt werden.

Psychologische und psychiatrische Beratungs- und Therapieangebote sollen ausgeweitet werden, insbesondere für Kinder und Jugendliche. Für Drogen- und Suchtprobleme wollen die Grünen niedrigschwellige Präventionsangebote fördern sowie mehr Substitutions- und Therapieangebote.

Sie streben eine standardisierte und verbindliche Pflegeplanung in Städten und Landkreisen an. Pflegende Angehörige wollen sie entlasten, die Tages- und Kurzzeitpflegeangebote ausweiten. Pflegekosten in Heimen sollen begrenzt werden. Der Pflegeberuf soll attraktiver werden; Zugewanderte sollen leichter Zugang zu Ausbildung und Beruf haben.


FDP

Den Herausforderungen im Gesundheitsbereich will die FDP mit Bürokratieabbau begegnen. Medizinisches und pflegerisches Fachpersonal soll Kopf und Hände frei haben für die Versorgung der Patienten. So sollen Daten nur einmalig erhoben und danach automatisch verarbeitet werden. Telemedizin soll ausgebaut werden und auch in Apotheken möglich sein.

Generell sollen medizinische Leistungen stärker als bislang ambulant erbracht werden. Einer "Abkopplung des ländlichen Raums von medizinischen Leistungen" tritt die Partei entgegen. Zugleich sieht sie die Notwendigkeit, die Versorgungsstrukturen zu verändern. Kleinere Krankenhäuser sollen zu regionalen Gesundheitszentren umgewandelt werden.

Pflegebedürftige sollen möglichst lange zu Hause leben und ihren Alltag selbstständig bestreiten können. Die FDP strebt mehr Kurzzeit-, Nacht- und Tagespflegeplätze an. Um die Bedingungen für Unternehmen und Beschäftigte in der Pflege zu verbessern, setzt sie auf Bürokratieabbau und "leistungsgerechte Vergütungen". Der Bedarf an Fachkräften soll gedeckt werden durch entsprechende Ausbildungskapazitäten und den Zuzug von Nicht-EU-Bürgern.


BSW

Die Partei tritt für eine sinnvolle Umsetzung der Krankenhausreform und den Erhalt der Grundversorgung im ländlichen Raum ein. Krankenhäuser sollen in öffentlicher statt privater Hand sein. Fachärztliche Versorgung soll nach dem Vorbild früherer Polikliniken zentralisiert werden. Medizin-Absolventen sollen über ein Förderprogramm verpflichtet werden, für fünf bis zehn Jahre in Thüringen zu praktizieren.

Das BSW will die Gesundheitsförderung und Prävention stärken, insbesondere in sozial benachteiligten Gruppen. Auch für mehr Telemedizin spricht die Partei sich aus.

Das BSW fordert einen Pflegekostendeckel. Kommunale Pflegeplanung soll verpflichtend werden. Außerdem soll es ein flächendeckendes Beratungsangebot für Pflegeleistungen und wohnortnahe Angebote geben.

Das BSW fordert, dass im Gesundheitssystem Gewinnmaximierung keine Rolle spielen darf. Daher sollen Krankenkassenbeiträge in den kommenden Jahren nicht erhöht und die Zahl der Krankenkassen auf Bundesebene reduziert werden.

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