Landtagswahl Thüringen 2024 Wahlprogramme im Vergleich: Bildung

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Allgemein

Was planen die Parteien für Kitas und Schulen? Sollte es Kopfnoten geben oder nicht? Wie sehen sie die Zukunft der Hochschulen? Was in den Wahlprogrammen von Linke, AfD, CDU, SPD, Grünen, FDP und BSW zur Bildung steht, lesen Sie hier.


Die Linke

Bildung soll beitragsfrei sein. Die Linke will ein solidarisches Bildungssystem für alle. Längeres gemeinsames Lernen und inklusive Bildung sollen sozialer Spaltung entgegenwirken.

Lehrkräfte sollen besser unterstützt und neue gewonnen werden, etwa durch Wiederverbeamtung sowie eine weitere Öffnung für den Seiteneinstieg; Einstellungen in den Schuldienst sollen unbefristet erfolgen. Das Lehramtsstudium soll weg von starren Fächerkombinationen hin zu bedarfsgerechter Ausbildung entwickelt werden, Referendariate will die Partei auch in Teilzeit ermöglichen und den Einsatz im ländlichen Raum besser unterstützen.

Mit der Versetzung in Klasse 11 sollen Schüler ohne Besondere Leistungsfeststellung automatisch einen Realschulabschluss erwerben.

Die Linke plant, die zwei beitragsfreien Kindergartenjahre beizubehalten und bis 2025 auch das dritte beitragsfrei zu machen. Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache will die Linke besser fördern. Auf Bundesebene will sie ein Mindestentgelt für Azubis und höhere BAföG-Sätze erreichen sowie das Schulgeld sowie Prüfungsgebühren für Ausbildungsberufe abschaffen.


AfD

Information über sexuelle Praktiken oder "queere" Lebensmodelle ist aus Sicht der AfD Recht und Pflicht der Eltern und soll nicht im Kindergarten oder in der Grundschule erfolgen. Die AfD pocht auf weltanschauliche und politische Neutralität im Unterricht. Verstöße des Schulpersonals dagegen sollen geahndet werden. "Gendersprache" an Schulen lehnt sie ab.

Die AfD befürwortet ein nach individuellen Begabungen differenziertes Schulsystem mit Regelschulen als Herzstück. Sie will praktische Inhalte (z.B. Werken) ausweiten. Die AfD ist für Noten ab dem zweiten Schuljahr und ebenfalls ab dann für Kopfnoten, zumindest für Verhalten, Mitarbeit und Ordnung. Eine Klasse soll jederzeit wiederholt werden können. Die Partei lehnt die derzeitige Inklusion als Irrweg ab und setzt auf "Augenmaß" und Förderschulen. Freie und staatliche Schulen sollen finanziell gleichgestellt werden.

Statt auf verpflichtende Ganztagsschulen setzt die AfD auf freiwillige Nachmittagsbetreuung. Für den Erhalt kleiner Schulen sollen Mindestschülerzahlen flexibel gehandhabt werden.

Hochschulen will die AfD stärken. "Pseudowissenschaften" wie "Genderforschung" sollen abgeschafft werden. Hochschulen sollen selbst entscheiden, ob sie zu Diplom und Magister zurückkehren. Nicht-EU-Ausländer sollen Studiengebühren zahlen.


CDU

Kinder und Jugendliche sollen die Chance auf bestmögliche Bildung und Betreuung haben. Für die CDU heißt das: personelle Ausstattung und damit die Betreuungsschlüssel in den Kitas verbessern, mehr Personal ausbilden und Tagesmütter und -väter angemessen bezahlen. Die CDU will am gegliederten Schulsystem festhalten, die gymnasiale Bildung stärken und Förderschulen erhalten. Schulkinder sollen leichter zwischen den Schularten wechseln können.

Pro Schulanfänger soll es ein Schulstart-Paket von 250 Euro zum Kauf von Schulsachen geben. Die CDU will garantieren, dass jedes Kind am Ende der Grundschule richtig lesen, schreiben und rechnen kann. Jeweils eine Unterrichtsstunde Mathematik und Deutsch soll es zusätzlich geben. Die CDU will darüber hinaus ab Klasse 2 einheitlich Schulnoten und generell Kopfnoten wie Fleiß und Betragen wieder einführen.

Auf Lehrerseite strebt die CDU eine Personalausstattung von 105 Prozent an. Es soll eine Übernahmegarantie für in Thüringen ausgebildete Lehrer geben und das Bewerbungsverfahren für Seiteneinsteiger soll einfacher gestaltet werden. Die CDU will außerdem das Hochschulgesetz reformieren, am derzeitigen System der Finanzierung aber festhalten.


SPD

Die SPD will die Beiträge für Kita und Hort für alle Eltern zum Januar 2025 abschaffen. Der Kita-Personalschlüssel soll stufenweise verbessert werden, in einem ersten Schritt für Kindergartenkinder auf 1:12, dann für Zwei- und Dreijährige auf 1:6.

Die SPD strebt einen gemeinsamen Schulbesuch möglichst ohne Schulwechsel an. Der Zusammenschluss von Grund- und Regelschulen, Förderschulen sowie Gymnasien zu Thüringer Gemeinschaftsschulen soll weiter gestärkt und Grundsatz werden. Thüringenweit soll das Konzept Ganztagsschule etabliert werden.

In Klasse 1 bis 4 sollen individuelle Beurteilungen und Entwicklungsgespräche Noten ersetzen. Alle Schulen sollen pädagogische Teams bekommen, die Lehrkräfte je nach Bedarf in verschiedenen Bereichen unterstützen. Schulpersonal soll auch bei der Bürokratie entlastet werden.

Ein Lehramtsstudium für Sekundarstufe I und II soll gegen den Lehrermangel helfen, indem Personal an verschiedenen Schulformen eingesetzt werden kann. Nach dem Referendariat soll es für Absolventen eine Übernahmegarantie geben.

Die SPD will eine Ausbildungsplatzgarantie und einheitliche Mindeststandards. Langzeitstudiengebühren will die SPD abschaffen.


Grüne

Für Kitas wollen die Grünen bessere Betreuungsschlüssel und Arbeitsbedingungen. In Schulen treten sie für längeres gemeinsames Lernen ein. Fächerübergreifende, auf Lebenswelt und Alltagskompetenz ausgerichtete Angebote sowie Medienbildung, Demokratieverständnis und Informatik sollen als Unterrichtsstoff ausgeweitet werden. Die Fächer Religion und Ethik wollen sie zu einem übergreifenden Angebot Ethik-Philosophie-Religion entwickeln. Die Grünen streben bei Kommunal- und Landtagswahlen ein Wahlrecht ab 14 an.

"Sitzenbleiben" und die Besondere Leistungsfeststellung wollen die Grünen abschaffen, ebenso Noten in Musik, Kunst und Sport. Schulsozialarbeit und Schulpsychologie sollen gestärkt werden. Der Unterricht soll durch eine 110-prozentige Personalausstattung (Vertretungsreserve) abgesichert werden. Zudem setzen die Grünen auf eine frühzeitige und praxisnahe Berufsorientierung und verstärkt auf Berufsausbildung. Für Auszubildende wollen sie ein Azubi-Werk analog zum Studierendenwerk. Hochschulräte sollen durch paritätische Studienkommissionen ersetzt werden.


FDP

Die FDP setzt sich für eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels in Kindertageseinrichtungen ein. Zudem sind die Liberalen für eine beitragsfreie frühkindliche Bildung. Allerdings hat für sie die Qualitätssicherung Vorrang vor der Gebührenfreiheit.

Grundsätzlich wünscht sich die FDP größere Kompetenzen für den Bund im Bildungsbereich. Eine Bildungskonferenz soll hier nationale Standards festlegen. Andererseits sollen die Schulen vor Ort mehr Freiheiten und freie Budgets für Entscheidungen erhalten. Mit einem Sonder-Investitionsprogramm in Höhe von 200 Millionen Euro soll der Investitionsstau bei Sanierung und Modernisierung von Schulen aufgelöst werden.

An den Schulen soll die digitale Infrastruktur ausgebaut werden, um insbesondere digitale Noten- und Klassenbücher gewinnbringend zu nutzen sowie Fern- und Hybridunterricht anbieten zu können. Zugleich sollen Schüler weiterhin vor allem analoge Grundfertigkeiten erlernen, also Lesen, Schreiben und Rechnen.

Inklusiven Unterricht hält die FDP nicht für alle Kinder geeignet. Deswegen setzt sie sich für Förderzentren ein, die auf die Bedarfe von Kindern mit Behinderung ausgerichtet sind. Die Besondere Leistungsfeststellung soll zu einer echten Prüfung und bundesweit als mittlerer Abschluss anerkannt werden.


BSW

Das BSW will, dass der Vorschul- und Kita-Besuch ab drei Jahren verpflichtend ist, Kinder einen Sprachtest machen und es im Kindergarten einen Lehrplan für den Erwerb bestimmter Basiskompetenzen gibt. Es soll einen besseren Personalschlüssel geben. Die Partei fordert zudem kostenloses Mittagessen in Kitas und Grundschulen für alle Kinder.

An den Grundschulen sollen Tablets und Smartphones keine Rolle spielen. Für den Erwerb praktischer Digital- und Medienkompetenz an weiterführenden Schulen soll hingegen in neue Lehr- und Lernkonzepte sowie zeitgemäße technische Ausstattung investiert werden.

Inklusive Bildung will die Partei stärken. Das gegliederte Schulsystem soll erhalten bleiben, aber den Schulwechsel nach Klasse 4 hält das BSW für verfrüht.

Dem Lehrermangel will das BSW mit dualen Ausbildungsformen und der Anerkennung ausländischer Abschlüsse entgegenwirken. Quereinsteigern soll so der Zugang erleichtert werden.

An Universitäten soll es eine angemessene Anzahl verpflichtender Vollzeitstellen für Lehrkräfte und wissenschaftliche Mitarbeiter geben, um die prekären Anstellungsverhältnisse dort zu verbessern.

Das BSW fordert ein Genderverbot in den Schulen.

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