75 Jahre Kriegsende in Thüringen Die letzten Tage des Dritten Reiches
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Knapp zwei Wochen dauerte die Befreiung Thüringens. Am frühen Morgen des 1. April 1945 stießen amerikanische Truppen von Hersfeld Richtung Werra vor. Am 16. April waren sie bereits in Altenburg. Trotz des schnellen Vorstoßens und der militärischen Überlegenheit riefen NS-Funktionäre weiter zum Widerstand auf. Nachdem Thüringen seit Kriegsbeginn in Europa relativ verschont geblieben war, forderten die letzten Kriegswochen auch hier zahlreiche Opfer und große Zerstörung. Mit Ohrdruf und Buchenwald befreiten die US-Soldaten auch erstmals Konzentrationslager. Die Bilder der Häftlinge haben sich bis heute tief in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Die 16 Tage im April 1945 bedeuteten das Ende des nationalsozialistischen "Mustergaus" Thüringen und besiegelten das sich abzeichnende Ende des Dritten Reiches.
In den Morgenstunden des Ostersonntags überquerten amerikanische Kampfeinheiten der 3. Armee unter General Patton die Westgrenze Thüringens. Die Stadt Creuzburg wurde fast vollständig zerstört. Die US-Offensive führte weiter nach Osten. Strategisches Ziel der Alliierten in der Endphase des Krieges war es, durch einen zentralen Vorstoß in Mitteldeutschland das Deutsche Reich in zwei Hälften zu spalten. Der US-Oberbefehlshaber in Europa, Dwight D. Eisenhower, vermutete in Thüringen ein wichtiges Nachrichtenzentrum und eine NS-Kommandostelle.
Besonderes Ziel war die damalige Gau- und Landeshauptstadt Weimar mit Sitz der nationalsozialistischen Staats- und Parteiführung. 1930 waren in Thüringen erstmals Nationalsozialisten an einer deutschen Landesregierung beteiligt. Gauleiter Fritz Sauckel versuchte Thüringen als Trutz- und Schutzgau beim Führer zu profilieren. Es sollte als Rückzugsort für das Deutsche Reich dienen. Im Jonastal wurde bereits ein neues Führhauptquartier gebaut und die Schätze der Reichsbank in einem Bergwerk in Merkers eingelagert. Die Thüringer Konzentrations- und Arbeitslager galten als sichere Standorte, die das Ziel der Todesmärsche aus anderen evakuierten Lagern wurden.
Doch mit dem Vormarsch der Amerikaner nahmen auch die alliierten Bombenangriffe zu, die seit Februar viele Orte in Thüringen schwer trafen. Nachdem Jena, Weimar und Ohrdruf bereits im Februar bombardiert wurden, traf es im April Nordhausen am schlimmsten. Auch Erfurt, Gera und Jena wurden zu großen Teilen zerstört. Trotzdem riefen noch am 10. April NS-Funktionäre zum Durchhalten auf. Der Widerstand der Deutschen erschwerte den Einmarsch der Amerikaner. Es kam zu heftigen Kämpfen wie bei Struth und Dörna, wo allein 300 Soldaten fielen und viele weitere Zivilisten starben.
Die deutschen Truppen bestanden zu großen Teilen nur noch aus Volkssturm und Hitlerjugend, ihre Bewaffnung war bescheiden. Die Beschwörung des Werwolf-Gedankens und die Durchhaltebefehle der Nationalsozialisten spielten die Chancenlosigkeit der Lage herunter. Nur Wenigen gelang es, sich dem strikten Kapitulationsverbot unter Todesgefahr zu widersetzen. In Ifta, Gotha, Zehla-Mehlis, Eisenach und Blankenhain hisste man weiße Fahnen und konnte so Schlimmeres verhindern. Auch Erfurt und Weimar wurde kampflos übergeben, allerdings erst nach verheerendem Artilleriebeschuss.
Am 11. April erreichte die 3. US-Armee das Konzentrationslager Buchenwald, das von der SS verlassen war. Wenige Tage zuvor waren, um die Spuren der Kriegsverbrechen zu verwischen, auch von hier tausende Häftlinge auf "Todesmärsche" getrieben worden. Kurz darauf befahlen die US-Soldaten der Weimarer Bevölkerung, sich das Lager anzusehen. Für die weltweite Öffentlichkeit waren die Bilder und Filmaufnahmen aus Buchenwald und Ohrdruf ein Schock. Am 16. April eroberten die Soldaten von General Patton Ostthüringen und befreiten Thüringen damit von der nationalsozialistischen Herrschaft. Knapp 100 Tage dauerte die amerikanische Besatzung, bevor im Juli 1945 die sowjetischen Besatzer folgten.
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Fazit vom Tag | 01. April 2020 | 18:00 Uhr