Tabuthema Menstruation Tampons und Binden kostenlos - immer mehr Schulen in Thüringen sind dabei
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27. Mai 2023, 15:27 Uhr
Lange Zeit war die Regelblutung vielerorts ein Tabuthema. In vielen Kommunen wird nun über die Versorgung mit kostenlosen Hygieneartikeln an Schulen nachgedacht. Die Schülervertretung hat dazu klare Ansichten.
Viele werden aus ihrer Schulzeit mindestens eine Geschichte kennen, in der eine unerwartet einsetzende Periode für blutige Hosen und große Scham gesorgt hat.
Während die Schülerinnen in den vergangenen Jahrzehnten mit diesem ungeliebten Thema oft alleingelassen wurden, setzt langsam ein Umdenken ein: Die kostenlose Bereitstellung von Tampons und Binden wird an immer mehr Schulen zum Thema.
"Wir sehen definitiv einen dringenden Bedarf", erklärt Helena Haaré, die Vorsitzende der Landesschülervertretung Thüringen. Vor allem für junge Schülerinnen, die zum ersten Mal ihre Periode bekämen, könne die erste Menstruation schnell zu einer unangenehmen und peinlichen Situation werden. "Viele sind auf diesen Moment nicht vorbereitet, weshalb eine kostenlose Auswahl an Tampons und Binden für solche Notsituationen an den Schulen existieren sollte."
Besonders in ländlichen Gebieten und kleineren Städten gebe es viel Nachholbedarf. Zudem müsse im Sexualkundeunterricht stärker darauf eingegangen werden, um das mit Scham behaftete Thema zu enttabuisieren.
Schulen hinken Unis hinterher
Während kostenlose Hygieneartikel etwa an der Friedrich-Schiller-Universität Jena schon seit 2020 zum Standard gehören, dauert dieser Prozess auf schulischer Ebene länger. Bisher gingen solche Aktionen in der Regel auf den Einsatz Einzelner zurück, so Haaré. "Derartige Angebote sollte jede Schule jedoch verpflichtend bereitstellen, es sollte nicht mehr auf dem Engagement und der Freiwilligkeit einzelner Personen basieren."
Ein Überblick, an wie vielen Schulen im Freistaat schon Hygieneartikel bereitgestellt werden, gibt es nicht. "Wir nehmen wahr, dass die Debatte um kostenlose Hygieneartikel an Schulen in einigen Thüringer Kommunen bereits, wenn auch verhalten, geführt wird", heißt es dazu aus dem Bildungsministerium. Als Schulträger liegt die Umsetzung in der Regel in der Verantwortung der Kommunen.
Impuls kommt meist von Schülerinnen selbst
Während an den Schulen in Eisenach einer Sprecherin zufolge bisher keine Hygieneartikel kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, laufen in Gera aktuell innerhalb der Verwaltung Abstimmungen zu dem Thema, wie es von der Stadt dazu hieß. An einer Regelschule im Stadtgebiet sei ein entsprechendes Angebot durch die Initiative der Schülervertretung realisiert worden.
In der ersten Hälfte der Testphase gab es keine negativen Erfahrungen, auch die Verbräuche bewegen sich in dem erwarteten Rahmen.
In Weimar wurde einer Sprecherin zufolge für 2023 erstmals ein Budget für Hygieneartikel an den Schulen bereitgestellt, die meisten weiterführenden Schulen machten bereits ein entsprechendes Angebot.
In Erfurt soll im Juli ein Pilotprojekt an sieben Schulen und drei Verwaltungsgebäuden starten. Abhängig von den dabei gesammelten Erfahrungen soll über das weitere Vorgehen entschieden werden.
Einen Schritt weiter ist die Stadt Jena: Dort ist bereits die Hälfte der sechsmonatigen Testphase verstrichen, in der der städtische Eigenbetrieb Kommunale Immobilien Jena verschiedene Einrichtungen - darunter eine Grundschule, eine Berufsschule und ein Gymnasium - mit kostenlosen Hygieneartikeln bestückt hat.
Stadtsprecherin Stefanie Braune zieht ein positives Zwischenfazit: "In der ersten Hälfte der Testphase gab es keine negativen Erfahrungen, auch die Verbräuche bewegen sich in dem erwarteten Rahmen."
Elternvertreter erinnern an weitere Probleme
Auch die Landeselternvertretung begrüßt die aktuelle Entwicklung - und verweist gleichzeitig auf andere Baustellen wie den teils untragbaren baulichen Zustand von Schultoiletten. Beide Thematiken müssten so rasch wie möglich angegangen werden.
MDR (gh)
Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN - Das Radio | Nachrichten | 27. Mai 2023 | 06:00 Uhr
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