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Zehn Fakten Wenn Thüringen ein Dorf mit 100 Einwohnern wäre

31. Dezember 2023, 13:20 Uhr

Wie viele Thüringer wohnen eigentlich im Eigenheim, sind verheiratet oder Mitglied in einem Sportverein? So würde sich Thüringen zusammensetzen, wenn es ein Dorf mit nur 100 Bewohnern wäre.

Wohnen: 45 Dorfbewohner hausen in den eigenen vier Wänden

Nur eine Minderheit der Thüringer wohnt im eigenen Haus oder in der eigenen Wohnung, wie Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen. Im Umkehrschluss wohnt damit die Mehrheit zur Miete. EU-weit hätte unser Dorf damit eine Sonderstellung. Denn in keinem EU-Land außerhalb Deutschlands gibt es mehr Mieter als Eigentümer. Als Gründe dafür gelten, dass Bauen in Deutschland relativ teuer ist, Miete aber (bisher) vergleichsweise günstig. Zudem gibt es in Deutschland einen starken Mieterschutz, der diese Wohnform attraktiver macht als in anderen Ländern.

Alkohol: Acht Männer und vier Frauen trinken zu viel

Nicht mehr als 20 bis 24 Gramm Reinalkohol sollten Männer täglich zu sich nehmen. Bei Frauen sind es weniger als zehn bis zwölf Gramm. Das entspricht in etwa zwei kleinen Bieren von 0,3 Litern bei Männern und einem kleinen Bier bei Frauen. Mindestens zwölf der 100 Bewohner unseres Dorfes trinken laut Daten des Deutschen Krebsforschungszentrums so viel Alkohol, dass es gesundheitlich riskant ist. Dabei wurde nur der Alkoholkonsum der Erwachsenen berücksichtigt. Mittlerweile gibt es neue Empfehlungen: Alkohol schadet ab dem ersten Tropfen, appelliert die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Am besten sei es, keinen Alkohol zu sich zu nehmen.

Hinweis: Die Zahlen beziehen sich auf Dorfbewohner jeden Alters. In einer ersten Version bezogen sich die Zahlen lediglich auf die erwachsenen Bewohner.

Gärten: Drei Bewohner haben einen gepachtet

Einst altbacken und Gartenzwerghochburg, jetzt auf einmal hip: Schrebergärten liegen im Trend. Gerade junge Stadtbewohner suchen die Ruhe und wollen ihr eigenes Gemüse und Obst anbauen. Doch gerade in der Stadt und im direkten Umland ist es gar nicht mehr so leicht, eine Parzelle zu pachten. Die Folge sind lange Wartelisten. Gute Chancen gibt es weiter außerhalb. Thüringenweit liegt der Leerstand bei immerhin sieben Prozent.

Religion: 26 Einwohner sind Mitglied in der Kirche

In unserem Dorf ist lediglich ein Viertel der Menschen Mitglied in der katholischen oder evangelischen Kirche. Alle anderen sind entweder konfessionslos oder einer anderen Religion zugehörig. Viele Christen sind in den vergangenen Jahren ausgetreten - und es wird befürchtet, dass es in nächster Zeit so weitergeht. Überhaupt zählt das Thüringer Dorf zu den ungläubigsten Regionen weltweit. Und auch in Deutschland insgesamt gibt es (noch) deutlich mehr Kirchensteuerzahler pro Einwohner.

Mobilität: 56 Dorfbewohner besitzen rechnerisch ein Auto

Heute sind auf Thüringer Straßen mehr Autos unterwegs als noch vor zehn Jahren - und das bei sinkender Einwohnerzahl. Das zeigen Zahlen des Kraftfahrtbundesamts. Gerade auf dem Dorf - so heißt es oft - ist das Auto noch unverzichtbar. Die Berechnung für unser Dorf geht von der Pkw-Dichte aus. Nicht einberechnet ist damit der Fakt, dass jemand zwei Autos besitzen könnte. Damit fiele die Gesamtzahl der Autobesitzer im Dorf natürlich geringer aus.

Ehe: 42 Bewohner sind verheiratet

In unserem Dorf gibt es genauso viele Verheiratete wie Ledige. Acht weitere sind verwitwet und acht weitere geschieden, wie Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen. Die Zahl der Verheirateten hat in den vergangenen zehn Jahren allerdings stark abgenommen. Zudem heiraten die Menschen immer später. Thüringer Männer waren bei ihrer Eheschließung zuletzt im Schnitt 41,5 Jahre alt und Thüringer Frauen 38,6. Vor 20 Jahren noch waren Männer 34,7 und Frauen 31,5 Jahre alt, als sie sich das Ja-Wort gaben.

Sportverein: 17 Einwohner besitzen einen Mitgliedsausweis

Ob das viel ist, kann jeder selbst beurteilen. Denn wäre die gesamte Bundesrepublik Deutschland mit ihren 16 Bundesländern ein Dorf mit 100 Einwohnern, wären sogar 28 Menschen in einem Sportverein. Ob sich die Thüringer stattdessen außerhalb des Vereins mehr bewegen, kann hier nicht geklärt werden. Am häufigsten sind die Thüringer laut Landessportbund Mitglied in einem Fußballverein, gefolgt von Turnen und Gymnastik. Mannschaftssportart Nummer zwei ist übrigens Volleyball, noch vor Handball und Basketball.

Arbeit: 60 Menschen sind im erwerbsfähigen Alter

Als erwerbsfähig gelten Bewohner, die zwischen 15 bis einschließlich 64 Jahre alt sind und somit dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Sie zahlen Steuern für Bildung, Infrastruktur, Sicherheit sowie Renten-, Kranken- und Pflegeversicherung - und das natürlich auch für die anderen 40 Dorfbewohner. Vor 20 Jahren war das Verhältnis laut Zahlen der Arbeitsagentur in Thüringen noch anders: 70 Erwerbsfähige trafen auf 30 Nicht-Erwerbsfähige. Und es ist bereits jetzt absehbar, dass die Zahl der Erwerbsfähigen in den kommenden Jahren weiter sinken wird.

Pflege: Acht Dorfbewohner sind pflegebedürftig

In unserem Thüringer Dorf lebt eine alternde Gesellschaft. Auf sehr wenige junge Menschen kommen relativ viele Senioren. Die Folge ist, dass es natürlich auch eine wachsende Zahl an Menschen gibt, die gepflegt werden wollen. Acht der 100 Dorfbewohner wurden laut Daten des Statistikamts mindestens mit Pflegegrad 1 eingestuft. Prognosen zufolge wächst die Zahl der Bedürftigen weiter. Schon bald haben womöglich neun, zehn oder mehr Dorfbewohner einen Pflegegrad.

Politik: 20 verzichteten bei der letzten Bundestagswahl auf ihre Stimme

Wir erinnern uns an das Jahr 2021. Damals gewann die SPD durchaus überraschend die Wahl und Olaf Scholz wurde eher unerwartet deutscher Bundeskanzler. Seitdem regiert die Ampel. In unserem fiktiven Dorf waren laut Wahldaten 81 Menschen wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag damals bei knapp 75 Prozent. Großzügig gerechnet, nahmen also 61 Bewohner ihre Stimme wahr - und 20 stellten die Gruppe der Nichtwähler.

MDR (sar)

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