MDRfragt Deutliche Mehrheit sieht 9-Euro-Ticket als sinnvolle Maßnahme
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02. August 2022, 05:00 Uhr
Noch bis Ende August kann man für 9 Euro pro Monat deutschlandweit den Nahverkehr nutzen. Die Bundesregierung hatte das 9-Euro-Ticket eingeführt, um die Bürgerinnen und Bürger finanziell zu entlasten. Knapp zwei Drittel der MDRfragt-Mitglieder finden, dass das Ticket eine sinnvolle Maßnahme ist. Jeder Zweite wünscht sich zudem eine Verlängerung nach dem Sommer. Das sind die Ergebnisse der Befragung mit mehr als 27.000 Teilnehmenden aus ganz Mitteldeutschland.
- Trotz aller Probleme, die es beim 9-Euro-Ticket gibt, bewertet der Großteil der Befragungsteilnehmenden das Ticket positiv.
- Unterschiede gibt es allerdings zwischen Stadt und Land.
- Bei der Frage, ob das Ticket über August hinaus verlängert werden sollte, sind sich die Teilnehmenden uneins.
63 Prozent der Befragungsteilnehmenden erachten das 9-Euro-Ticket als sinnvolle Maßnahme zur Entlastung der Bürgerinnen und Bürger. Etwa ein Drittel sieht das nicht so.
Warum sie das Ticket sinnvoll finden bzw. welche Vorteile es ihnen gebracht hat, schreiben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Kommentaren:
Für Menschen, die beruflich auf den ÖPNV angewiesen sind bzw. ihn nutzen könnten, finde ich das 9-Euro-Ticket absolut sinnvoll und finanziell sehr entlastend. Das gilt auch für Schüler, Azubis und Studenten, speziell jetzt in der Ferienzeit.
Wenn der normale Preis 2,80 Euro für eine Stunde ist, dann sind neun Euro schon sehr sinnvoll, vor allem für Rentner.
Für mich war das 9-Euro-Ticket eine spürbare und enorme Entlastung, da ich Berufspendler bin. Es war schon ein enormer Unterschied ob ich 9 oder 227 Euro im Monat zahle.
Leider kann ich es nicht alltäglich nutzen, aber für eine Tagesreise oder Kurzurlaub nutzen wir es sehr gerne und lassen das Auto stehen.
Andere Teilnehmende finden das Ticket weniger sinnvoll und betonen die Nachteile:
Wo soll man mit drei Kindern und Gepäck hinfahren, wenn man fünf Mal umsteigen muss und dann noch kein Verlass auf die Verbindungssicherheit ist? Steuergeldverschwendung!
Überfüllte Züge, Gedränge an Bahnsteigen und in den Zügen.
Viele Kommentare haben uns auch dazu erreicht, dass sich das Ticket nur wenig bzw. gar nicht für Menschen im ländlichen Raum lohnt:
Wo kein Bus oder Bahn vorhanden sind, kann man es auch nicht nutzen und zahlt aber dennoch Steuern dafür.
Für den Arbeitsweg nützt es mir nichts, weil die öffentlichen Verkehrsmittel bei uns auf dem Land nicht so fahren, wie es nötig wäre. Hier ist man einfach auf das Auto angewiesen, egal wohin man will.
In der Stadt gibt es mehr Zustimmung zum Ticket
Dazu passt auch, dass vor allem MDRfragt-Teilnehmende aus städtischen Regionen das 9-Euro-Ticket sinnvoll finden: 67 Prozent haben das angegeben. In den ländlichen Regionen sieht ebenfalls die Mehrheit das Ticket als finanzielle Entlastung. Mit 59 Prozent sind es aber deutlich weniger als in der Stadt.
Nur ein Drittel spürt finanzielle Entlastung
Obwohl die Mehrheit der Befragungsteilnehmenden das 9-Euro-Ticket sinnvoll findet, spürt nur ein knappes Drittel eine tatsächliche finanzielle Entlastung dadurch. Bei zwei Drittel macht sich das Ticket nicht im Portemonnaie bemerkbar.
Geteilte Meinung über Verlängerung des Tickets
Ob das Ticket über August hinaus verlängert werden sollte, darüber ist sich die MDRfragt-Community uneins. Knapp die Hälfte wünscht sich eine zeitlich befristete Verlängerung. Fast genauso viele sprechen sich jedoch dagegen aus.
Monatsticket sollte am ehesten 30 Euro kosten
Falls ein deutschlandweites Monatsticket eingeführt werden sollte, würde ein gutes Viertel der Befragungsteilnehmenden - und damit die meisten - einen Preis von 30 Euro für angemessen halten. 16 Prozent erachten 69 Euro als angemessen. Nur sieben Prozent finden, dass ein Monatsticket neun Euro kosten sollte und ebenfalls nur wenige - sechs Prozent - sind für einen höheren Preis als 69 Euro.
Ein Fünftel ist aber auch der Meinung, dass der Nahverkehr generell kostenlos sein sollte. Und zehn Prozent sind der Ansicht, dass sich an der regulären Preisgestaltung nichts ändern sollte.
Deutliche Mehrheit bevorzugt Ausbau der Infrastruktur
Falls die Bundesregierung nun dauerhaft mehr Steuergelder in den Nah- und Fernverkehr investieren sollte, würden es 81 Prozent der MDRfragt-Teilnehmenden am liebsten sehen, wenn das Geld in den Ausbau der Infrastruktur gsteckt würde. Nur 13 Prozent bevorzugen die Vergünstigung von Tickets.
Zu schlechte Verbindungen sind der Hauptgrund, das Ticket nicht zu nutzen
Knapp die Hälfte der Befragungsteilnehmenden (48 Prozent) hat das 9-Euro-Ticket bereits benutzt. Die andere Hälfte (51 Prozent) hat das nicht getan. Als Grund nennen Letztere vor allem die zu schlechten Verbindungen (65 Prozent). Aber auch übervolle Züge halten gut ein Viertel von der Nutzung des Tickets ab. Für 17 Prozent ist die Nutzung außerdem nicht komfortabel genug.
40 Prozent nutzen das Auto seltener
Für 44 Prozent derjenigen Befragungsteilnehmenden, die das Ticket bereits benutzt haben, war es ein Grund, weniger Auto zu fahren. Knapp ein Drittel ist deshalb nicht weniger Auto gefahren.
Knapp die Hälfte würde ÖPNV nun öfter nutzen
45 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer des 9-Euro-Tickets können sich vorstellen, in Zukunft verstärkt auf den öffentlichen Nahverkehr zu setzen und das Auto öfter mal stehen zu lassen. Für ein Drittel kommt das nicht in Frage.
Über diese Befragung
Die Befragung vom 29.07.-01.08.2022 stand unter der Überschrift:
Steuerverschwendung oder verlängerungswürdig: Wie weiter mit dem 9-Euro-Ticket?
Insgesamt sind bei MDRfragt 61.850 Menschen aus Mitteldeutschland angemeldet (Stand 01.08., 14 Uhr).
27.578 Menschen aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben online an dieser Befragung teilgenommen.
Verteilung nach Altersgruppen:
16 bis 29 Jahre: 429 Teilnehmende
30 bis 49 Jahre: 4.233 Teilnehmende
50 bis 64 Jahre: 11.585 Teilnehmende
65+: 11.331 Teilnehmende
Verteilung nach Bundesländern:
Sachsen: 14.213 (52 Prozent)
Sachsen-Anhalt: 6.750 (24 Prozent)
Thüringen: 6.615 (24 Prozent)
Verteilung nach Geschlecht:
Weiblich: 12.323 (45 Prozent)
Männlich: 15.195 (55 Prozent)
Divers: 60 (0,2 Prozent)
Die Ergebnisse der Befragung sind nicht repräsentativ. Wir haben sie allerdings in Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlichen Beirat nach den statistischen Merkmalen Bildung, Geschlecht und Alter gewichtet. Das heißt, dass wir die Daten der an der Befragung beteiligten MDRfragt-Mitglieder mit den Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgeglichen haben.
Aufgrund von Rundungen kann es vorkommen, dass die Prozentwerte bei einzelnen Fragen zusammengerechnet nicht exakt 100 ergeben.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 02. August 2022 | 21:45 Uhr