Winter-Rückkehr Mehrere Verletzte nach Glätteunfällen auf der A4 und der A72
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21. April 2024, 12:39 Uhr
Letztes Wochenende Badewetter, nun Schnee und Frost. Auch wenn der Winter sich vor allem im Erzgebirge austobt und die Menschen dort wieder die Schneeschieber rausholen, bekommen ihn auch die Menschen im Tiefland zu spüren. Die Obstbauern und Winzer hoffen, dass die Frostperiode nicht zu lange anhält. Vereiste Fahrbahnen haben am Sonnabendabend auf der A4 und der A72 zu mehreren Unfällen geführt.
Der Winter ist zurück in Sachsen. Im Erzgebirge liegt seit der Nacht zum Sonnabend wieder Schnee. Auf den Straßen kam es teilweise zu erheblichen Behinderungen und auch zu Unfällen.
Ein Schwerverletzter bei Unfall auf der A72
Am Sonnabendabend wurden Autofahrer auf den Autobahnen A4 und A72 vom Winterwetter überrascht. Kurzzeitig vereiste Fahrbahnen führten im Landkreis Zwickau zu mehreren Unfällen. Die Autos seien aufgrund von Schnee, Hagel und Starkregen von der Straße abgekommen und gegen die Leitplanken gefahren, sagte eine Polizeisprecherin.
Auf der A72 zwischen den Anschlussstellen Zwickau-Ost und Hartenstein wurde ein Mensch schwer verletzt. Er wurde per Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus gebracht. Die Autobahn war für rund eine Stunde voll gesperrt. Bei einem Unfall mit zwei Autos auf der A4 in Höhe der Anschlussstelle Hohenstein-Ernstthal wurden drei Menschen leicht verletzt, wie die Polizei weiter mitteilte. Die Autobahn musste zwei Stunden voll gesperrt werden.
Bei den beiden Unfällen entstand ein Schaden von insgesamt etwa 110.000 Euro. Die Polizei Zwickau dankte am Sonntag allen Ersthelfern.
Winterdienst im Erzgebirge wieder ausgerückt
Bereits in der Nacht zum Sonnabend kam nach Angaben eines Reporters der Verkehr zwischen Geyer und Zwönitz teilweise zum Erliegen. Fahrzeuge stellten sich quer oder rutschten in den Straßengraben. Der Winterdienst musste wieder ausrücken. Größere Unfälle mit gravierenden Auswirkungen auf den Verkehr hatte es bis zum späten Vormittag nicht gegeben, informierte die Polizeidirektion Chemnitz auf Anfrage. Offensichtlich hätten sich die meisten Menschen im Erzgebirge auf die winterliche Witterung eingestellt, hieß es.
Meteorologen sprechen von außergewöhnlichem Szenario
Auf dem Fichtelberg tobte ein Schneesturm. Ab etwa 600 Meter Höhe gebe es wieder eine Schneedecke, sagte Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst. Binnen 24 Stunden seien am Fichtelberg und in Carlsfeld rund 20 Zentimeter Neuschnee gefallen. "Diese Mengen sind bemerkenswert für diese Jahreszeit." Kälteeinbrüche gebe es zwar immer wieder im April. Ungewöhnlich sei aber, dass das Wetter vom wärmst- zum kältestmöglichen Szenario umschlage, erklärte der Meteorologe mit Blick auf die zuletzt sommerlichen Temperaturen.
23 Zentimeter Schnee auf dem Fichtelberg
In der Nacht zum Sonntag hat es in den höheren Lagen wieder geschneit. Aktuell liegen auf dem Fichtelberg 23 Zentimeter Schnee. In den tieferen Lagen ist der Winter auch in den kommenden Tagen als Frost zu spüren, in den Kammlagen wird Dauerfrost vorhergesagt. Es besteht weiterhin Glättegefahr.
Wer auf höhere Temperaturen hofft, brauche Geduld, so Meteorologe Engelmann. "Das wird sich noch eine Weile halten." Erst am nächsten Wochenende werden die Temperaturen bergauf gehen.
Obstbauern: Nachtfröste über längere Zeit wären katastrophal
Die aktuelle Wetterlage treibt auch den Obstbauern und Winzern die Sorgenfalten auf die Stirn. Durch die sehr frühe Blüte und die späten Fröste befürchten sie Schäden an den Pflanzen. Wie der Geschäftsführer des Landesverbandes Sächsisches Obst, Udo Jentzsch, mitteilte, blühten Obstbäume diesmal fast drei Wochen früher als normal. "So eine frühe Apfelblüte gab es noch nie."
Förderlich sei auch der milde Winter ohne Frost vor allem im Boden gewesen. "Ab fünf Grad plus geht die Vegetation los." Nachtfröste von minus 5 Grad Celsius und über längere Zeit wären "katastrophal", sagte Jentzsch. "Wir hoffen, dass es nicht so schlimm kommt." Vieles hänge auch davon ab, ob starker Wind herrsche und ob der Boden nass oder trocken sei. Auf einigen Flächen würden wieder Feuer angezündet. Nur die Erdbeeren könnten mit einfachen Mitteln geschützt werden. "Wenn sie mit Vlies oder Folie bedeckt werden, halten die das ab; und manche treiben nach dem Frost erneut aus."
Sachsens Winzer stellen Feuer in den Weinbergen auf
Feuer entzünden auch die sächsischen Winzer, um ihre Reben zu schützen, so unter anderem das Schloss Wackerbarth in Radebeul. Stockfeuer und Feuerkerzen sollen den Boden wärmen, vor allem in Junganlagen, die etwa ein Drittel von rund 28 Hektar Gesamtrebfläche ausmachten. Der Vorsitzende des Weinbauverbandes Sachsen, Felix Hößelbarth, sagte, erste Frostschäden bedeuteten zwar noch keinen Ertragsverlust. Eine weitere Nacht könnten die Reben beheizt werden, drei hintereinander aber nicht.
Der Radebeuler Winzer Karl Friedrich Aust hat in seinen Junganlagen auch erhebliche Frostschäden festgestellt. Das sei zwar zu verschmerzen, aber junge Reben merkten sich das lebenslang. Sie würden nun mit Erde geschützt und in älteren Anlagen Frostkerzen aufgestellt. "Wetterkapriolen gibt es seit jeher", sagte Aust. Das sei wie ein "Pokerspiel", wo in jeder Runde investiert werden müsse.
MDR (bbr/dkö)/dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 20. April 2024 | 19:00 Uhr