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Mit dem Fahrrad werden zunehmend längere Strecken zurückgelegt. Bildrechte: IMAGO / Sven Ellger
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Aber nur in Städten, Ländlicher Raum weiter aufs Auto angewiesen

MDR AKTUELL Do 17.04.2025 06:53Uhr 03:08 min

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Studie zur Mobilität Auto in Dresden erstmals nicht mehr wichtigstes Fortbewegungsmittel

17. April 2025, 07:36 Uhr

In Städten wird das Auto immer häufiger stehen gelassen und Menschen über 80 werden immer mobiler. Das hat die Studie „Mobilität in Städten“ der TU Dresden gezeigt. In Dresden ist das beliebteste Fortbewegungsmittel nun erstmals nicht mehr das Auto. Doch fernab der Großstädte sieht das ganz anders aus.

Robin Hartmann
Bildrechte: MDR / Isabel Theis

Bürgermeister Stephan Kühn zeigt sich zufrieden. Die Ergebnisse der Studie bestärken den Grünenpolitiker, der seit 2020 unter anderem die Bereiche Stadtentwicklung und Verkehr in Dresden verantwortet. Im Vergleich zur Erhebung 2018 sank die Nutzung des Autos in der Stadt. 1,1 Millionen Kilometer werden weniger mit dem Auto zurückgelegt.

Auto erstmals nicht mehr Verkehrsmittel Nummer eins

Damit ist das Auto erstmals nicht mehr Fortbewegungsmittel Nummer eins in Dresden. "Jetzt ist es so, dass auch mit dem Fahrrad längere Strecken zurückgelegt werden, also die Kilometerleistung steigt. Auch beim ÖPNV sieht man diesen Trend", sagt Kühn. "Aber es ist natürlich ein schönes Ergebnis, dass auch wieder mehr Menschen zu Fuß gehen."

Dresden sei eine Stadt der kurzen Wege. Supermarkt, Kita, Arzt, all das könne laut Bürgermeister schnell von zu Hause erreichbar sein. Auch deshalb werden mittlerweile die meisten Wege in Dresden zu Fuß zurückgelegt, mutmaßt Kühn.

Homeoffice spart Wege ein

Doch das könne man so nicht unbedingt aus den Daten schlussfolgern, stellt Stefan Hubrich klar, der Projektleiter der Studie. Der Verkehrswissenschaftler der TU Dresden zeigt auf: Der starke Rückgang an Autofahrten in den vergangenen fünf Jahren lässt sich in vielen Städten ablesen.

Und hat wohl weniger mit der Stadtplanung zu tun, sagt Hubrich: "Das ist einmal der verstärkte Trend zum Home-Office, der sicherlich eine Folge der Pandemiebedingung ist, aber es ist auch ein Stück weit vielleicht, dass die Menschen gelernt haben, dass zu Fuß unterwegs sein auch eine schöne und angenehme Fortbewegungsart sein kann."

Durch Homeoffice fallen Pendelfahrten zur Arbeit weg und der Spaziergang um den Häuserblock ist vielleicht ein beliebter Weg, zwischendrin, den Kopf freizukriegen.

Übrigens lassen sich auch regionale Besonderheiten in der Studie ablesen: "Es gibt Städte wie Chemnitz oder Zwickau in Sachsen, wo es traditionell einen deutlich höheren Anteil des Autos im Alltagsverkehr gibt als beispielsweise in Dresden oder Leipzig."Das hänge auch mit der hundertjährigen Autobautradition in Südwestsachsen zusammen, die wiederum die Infrastruktur in den Städten schon früh mitgeprägt hat.

Auto wird auf dem Land weiter gebraucht

Große Unterschiede gibt es auch zwischen Stadt und ländlichen Raum. Hier ist gibt es keinen Rückgang bei der Autonutzung, so Hubrich, zumindest fast nirgends: "Ausnahme bildet der Raum, vor allem kleinere Städte rings um die Metropolen, um die Großstädte, wo wir also ganz ähnliche Entwicklung sehen, was das Home-Office betrifft, wie in den Großstädten, in den Metropolen selbst."

Das liegt aber wohl auch daran, dass dieser Speckgürtel oftmals gut ans Nahverkehrsnetz der großen Städte angebunden ist und die Menschen so das Auto stehen lassen können, glaubt Markus Löffler Verkehrsingenieur beim ADAC Sachsen.

Fernab der Großstädte sehe es anders aus. "Wir werden auf dem Land das Auto dringend weiter brauchen, weil für die Verhältnisse, die da sind - weitere Wege, weniger Takt, weniger ÖV-Angebot - werden wir es einfach brauchen", sagt Löffler. "Zum anderen benötigen wir natürlich, vor allem im ländlichen Raum, ein verlässliches Angebot im öffentlichen Verkehr, was nicht immer weiter ausgedünnt werden kann. Wenn ich ländlichen Raum attraktiv und lebenswert machen oder erhalten möchte, dann muss ich ein Mindestangebot schaffen, auf das ich mich zu hundert Prozent verlassen kann."

Wenn ich ländlichen Raum attraktiv und lebenswert machen oder erhalten möchte, dann muss ich ein Mindestangebot schaffen, auf das ich mich zu hundert Prozent verlassen kann.

Markus Löffler Verkehrsingenieur beim ADAC Sachsen

Abzuwarten sei, ob die Menschen in den Großstädten auch in Zukunft das Auto stehen lassen, oder ob es sich bei den Zahlen um einen Ausreißer handelt. Wenn wieder mehr Firmen und Unternehmen Präsenz von ihren Arbeitnehmern einfordern, könne sich die Entwicklung wieder umkehren. Daher blickt Löffler gespannt auf die nächste Studie - in fünf Jahren.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. April 2025 | 06:00 Uhr

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